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Das Jahr 2024 mit der Freien Universität Berlin

Der Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 und der Krieg in Nahost bewegen die Welt – auch Studierende, Beschäftigte und Lehrende der Freien Universität Berlin. Wie sich differenziert über den Nahostkonflikt sprechen lässt, zeigten die Wissenschaftler*innen Meron Mendel und Sabha-Nur Cheema – der Vortrag im Januar mit anschließender Diskussion im vollbesetzten Hörsaal war der Auftakt für Veranstaltungen zum thematischen Schwerpunkt Naher und Mittler Osten.

Neben der Auseinandersetzung mit dem Thema in zahlreichen Vorträgen, Veranstaltungen und Dialoggesprächen war das Jahr auch geprägt von Demonstrationen und auch gewaltsamen Akten und Protesten auf dem Campus der Freien Universität. Dazu gehörten mehrere Besetzungen und ein Angriff auf das Präsidiumsgebäude und seine Mitarbeitenden, ein mehrwöchiges Camp sowie Demonstrationen und Störaktionen. Während die überwiegende Zahl dieser Aktionen im Rahmen des Versammlungsfreiheitsgesetzes und friedlich blieb, wurden andere durch die Polizei geräumt.

Die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer mahnt unermüdlich: „Seid Menschen!“. Die Botschaft der 103-Jährigen ist bedrückend aktuell. Im Frühjahr wurde Margot Friedländer aus Anlass ihres Geburtstags für die „Vogue“ fotografiert – im Botanischen Garten der Freien Universität Berlin. Die stilbewusste alte Dame war im Mai 2022 mit der Ehrendoktorwürde der Freien Universität Berlin ausgezeichnet worden.

Erinnerung bewahren, gemeinsam lernen, im Gespräch bleiben

Wie kann die Erinnerung an Vergangenes für die Zukunft bewahrt werden? Im Masterstudiengang Public History – eine Kooperation von Freier Universität Berlin und Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam – beschäftigen sich Studierende mit Erinnerungskultur und werden für Aufgaben etwa in Gedenkstätten, Museen und für Ausstellungen ausgebildet. 2024 haben sie beispielsweise eine Zeitschrift zur Ausstellung „Auf beiden Seiten der Barrikade. Fotografie und Kriegsberichterstattung im Warschauer Aufstand 1944“ verfasst, mit einem Audioguide an den Friedhof der Märzgefallenen im Friedrichshain erinnert und aus der Postkartensammlung Peter Plewka die Ausstellung „Aus der Zeit – Eine Kreuzberger Postkartensammlung 1890 – 1945“ kuratiert.

Anfänge, Erfolge, Neuausrichtung

2024 stand an der Freien Universität Berlin unter dem Zeichen der Biodiversität, was sich in Veranstaltungen, Vorträgen, Projekten und Seminaren abbildete: So hatte auch der diesjährige Thementag Lehre das Motto „Nachhaltigkeit Lehren & Lernen im Jahr der Biodiversität“. Die neue Biodiversitätsstrategie erweitert die Nachhaltigkeitsstrategie um den Schutz und die Förderung von Natur und Artenvielfalt auf dem Uni-Campus.

Wissenschaft braucht Öffentlichkeit: Ohne den freien Austausch von Argumenten und Widerworten ist Wissenschaft nicht möglich. Was aber, wenn die kritische öffentliche Debatte umschlägt, wenn Wissenschaftler*innen aufgrund ihrer Arbeit diffamiert und bedroht werden? Um das Ausmaß von Wissenschaftsfeindlichkeit, um Hilfs- und Unterstützungsangebote für Betroffene ging es bei der Podiumsdiskussion „Wissenschaftskommunikation schützen: Was tun bei Hatespeech und digitaler Gewalt?“.

Im Februar wurde eine neue Satzung zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis verabschiedet, die für alle Mitglieder der Freien Universität Berlin verbindlich ist. Im November fand zum zweiten Mal die Woche der guten wissenschaftlichen Praxis statt.

Die Freie Universität Berlin gehört laut dem DFG-Forschungsatlas zu den fünf forschungsstärksten Hochschulen in Deutschland. Dahinter stehen die zahlreichen exzellenten Forschenden der Hochschule. So kam es etwa, dass der Tech-Riese Google, als er in Sachen Quantencomputern nicht weiterkam, kurzerhand in Dahlem anrief. In Ägypten sorgte der Fund der Grabkammer einer altägyptischen Priesterin für Aufsehen. Was Fruchtfliegen in Glücksrausch versetzt, beflügelte das Interesse der Medien ebenfalls.

Zwölf Jahre lang untersuchte ein interdisziplinäres Team den Wandel von Wissen in vormodernen Kulturen. Nach dem Ende der Regelförderung wurde der Sonderforschungsbereich (SFB) 980 „Episteme in Bewegung“ beendet

Internationales

Auch auf anderen Gebieten punktete die Freie Universität mit starker internationaler Vernetzung: Für ihr außergewöhnliches Engagement zum Schutz der akademischen Freiheit und für ihre Unterstützung für gefährdete Forscherinnen und Forscher aus Krisengebieten wurde sie in Brüssel mit dem Beacon Award 2024 ausgezeichnet. So forscht etwa der sudanesische Veterinärmediziner Khalid Mohammedsalih als Stipendiat des Scholar Rescue Fund am Fachbereich Veterinärmedizin der Freien Universität.

Das Alumni-Büro lud zusammen mit dem Verbindungsbüro in Südamerika und der Abteilung Internationales in vier Ecken der Welt zu Empfängen für Ehemalige der Freien Universität Berlin ein: in São Paulo (Brasilien), Mexiko-City (Mexiko), Taipeh (Taiwan) und Bogotá (Kolumbien).

Um ihre weltweiten Partnerschaften auch künftig gut unterstützen zu können, warb die Freie Universität in diesem Jahr bundesweit die höchste DAAD-Förderzusage im Erasmus+-Programm ein: Für den Austausch von Studierenden und Beschäftigten mit Partnerhochschulen weltweit stehen 1,66 Millionen Euro zur Verfügung. Ein Schwerpunkt sind Universitäten in Nahost und Afrika.

Jubiläen und Feste feiern

75 Jahre Demokratiebildung und Expertise. Seit 1949 ist das Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft der Freien Universität Berlin ein Ort der Demokratieforschung, des kritischen Engagements und der politischen Kompetenz.

Von A wie Akribie bis Z wie Zufall: Seit 20 Jahren wird an der Forschungsstelle „Entartete Kunst“ am Kunsthistorischen Institut der Freien Universität Provenienzforschung zu Kunstwerken betrieben.

1974 ...1999 ... 2024 – wer vor 25 oder gar 50 Jahren an der Freien Universität promoviert wurde, war in diesem Jahr zur Feier der Silbernen und Goldenen Promotion eingeladen.

Menschen

Für exzellente Wissenschaft und beste Vernetzung will auch die Berlin University Alliance sorgen. Der Präsident der Freien Universität Berlin, Prof. Dr. Günter M. Ziegler, ist seit diesem Jahr Sprecher des BUA-Exzellenzverbundes

Die im Jahr 2023 eingerichtete Stabsstelle Diversity und Antidiskriminierung hat ihre Arbeit aufgenommen. Ihre Mitglieder setzen sich dafür ein, wie mehr Chancengerechtigkeit innerhalb der Universität erreicht sowie diskriminierenden Mechanismen und Tendenzen entgegengewirkt werden kann.

Jaco Cilliers leitet das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen in der Ukraine. An der Freien Universität Berlin berichtete er im Rahmen der 3. Ukraine Recovery Conference, wie das Programm trotz des Krieges arbeitet.

Gretchen Dutschke ist Zeitzeugin und Alumna der Freien Universität Berlin: Die Ehefrau und Mitstreiterin von Rudi Dutschke, Ikone der Studentenrevolte von 1968, hat Theologie an der Freien Universität studiert. Zusammen mit Alumna Cornelia Dildei war sie Gastgeberin einer Lesung in der Reihe „Von Alumni für Alumni“.

Mit 96 Jahren ist Edzard Reuter gestorben. Der Jurist gehörte zu den ersten Studenten der 1948 gegründeten Freien Universität Berlin. Sein Vater war Ernst Reuter, in der Gründungszeit Oberbürgermeister und seit 1950 Regierender Bürgermeister von Berlin. Er hatte die Neugründung einer Universität im Westteil Berlins maßgeblich unterstützt und damit ermöglicht.

Paul Dösch ist mit dem Team der Hockey-Nationalmannschaft der Herren Europameister im Hallenhockey geworden. Der  Publizistik- und Kommunikationswissenschaftsstudent ist einer von 226 Studierenden der Freien Universität, die im Förderjahr 2023/24 ein Deutschlandstipendium erhalten haben. Das ist die höchste Zahl an Deutschlandstipendiat*innen bisher.

Maja Rudina meistert ihr Studium mit Selbstbewusstsein, Organisationstalent – und der Unterstützung durch ein Deutschlandstipendium.

Große Sprünge: Innovationen aus der Forschung

Spannende Innovationen haben Forschende der Freien Universität in diesem Jahr auf den manchmal langen Weg zum Alltagsprodukt gebracht: eine App gegen Schizophrenie, Lebend-Impfstoffe gegen Darmparasiten, gesunde Futtermittel für essbare Insekten – um nur einige zu nennen.

Ein Projekt ragte heraus: Daniel Lausters Idee eines antiviralen Schutzschilds, den man in die Nase sprüht, hat die Bundesagentur für Sprunginnovationen Deutschland (SPRIN-D) mit mehr als 4,5 Millionen Euro gefördert. Im Oktober gewann die daraus entstandene Ausgründung MucosaTec GmbH auch das Finale des SPRIN-D-Wettbewerbs in der Kategorie „Broad Spectrum Antivirals“.