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„Als Anwalt oder Richter kann man etwas für die Gemeinschaft tun“

Der DAAD zeichnet den ägyptischen Jurastudenten Hussein Nadim für herausragende akademische Leistungen und soziales Engagement aus

19.11.2024

Hussein Nadim ist 22 Jahre alt und studiert im siebten Semester Jura an der Freien Universität Berlin.

Hussein Nadim ist 22 Jahre alt und studiert im siebten Semester Jura an der Freien Universität Berlin.
Bildquelle: privat

Für Hussein Nadim war nach dem Abitur schnell klar, dass er Jurist werden will. „Jura reizte mich, weil man gute Karrierechancen mit einer gesellschaftlich sinnvollen Tätigkeit verbinden kann“, sagt er. „Als Anwalt oder Richter kann man etwas für die Gemeinschaft tun.“ Zudem passe die Tätigkeit zu seinen persönlichen Stärken. „Ich schreibe und lese gerne“, sagt er. „Ich kann gut argumentieren und mit Leuten umgehen.“

Der 22-jährige Ägypter studiert im siebten Semester Jura an der Freien Universität Berlin. Nun erhält er für seine exzellenten Studienleistungen und sein soziales Engagement den diesjährigen DAAD-Preis für ausländische Studierende. „Ich bin sehr dankbar für die Auszeichnung“, sagt er. „Es ist ein schönes Gefühl, wenn die eigenen Leistungen auf diese Weise Anerkennung finden.“

Abitur auf einer deutschen Schule in Kairo

Obwohl Nadim erst seit rund drei Jahren in Deutschland lebt, ist er dem Land bereits viel länger verbunden. Seine gesamte Schullaufbahn absolvierte er auf einer deutschen Schule in Kairo, von der Grundschule bis zum Abitur. So beherrscht er die deutsche Sprache fast auf erstsprachlichem Niveau. „Schon meine Eltern waren in Kairo auf deutschen Schulen“, sagt er. „Ein enger Bezug zur deutschen Sprache und Kultur liegt also gewissermaßen in der Familie.“

So sei dann auch schnell klar gewesen, dass er in Deutschland studieren wird. „Berlin und die Freie Universität standen ganz oben auf meiner Liste“, sagt er. „Nicht nur, weil viele meiner Freunde dorthin gingen und die Stadt so tolle Lebensbedingungen bietet, sondern vor allem, weil hier zusätzlich zum Staatsexamen auch der Abschluss Bachelor of Laws angeboten wird.“

Optionen in Deutschland, Ägypten und den USA

Der Bachelor of Laws werde international viel leichter anerkannt als das deutsche Staatsexamen, berichtet Nadim. „So habe ich alle Optionen“ sagt er. „Falls ich später einmal nach Ägypten zurückgehen möchte – oder vielleicht auch ganz woanders hin.“

Optionen hat Hussein Nadim nicht nur in Deutschland und Ägypten, sondern auch in den USA. Nach vier Semestern an der Freien Universität studierte er ein Jahr an der University of California in San Francisco. „Dort habe ich mir genau die Kurse herausgesucht, die ich brauche, um theoretisch auch das Bar Exam in Kalifornien abzulegen“, sagt Nadim. „Ich könnte also auch dort die Anwaltszulassung erlangen.“

Die Verleihung des DAAD-Preises an Hussein Nadim begründete die Jury nicht nur mit exzellenten Leistungen, die er sowohl in Deutschland als auch in den USA gezeigt hat, sondern auch mit seinem kontinuierlichen sozialen Engagement. Schon während seiner Schulzeit war Nadim mehrfach Klassensprecher und in der Schülermitverwaltung aktiv. Besonders setzte er sich im muslimischen Fastenmonat sozial ein. „Als ich noch in Kairo lebte, habe ich jedes Jahr während des Ramadans an Brotaktionen teilgenommen“, sagt Nadim. „Wir haben Essen und andere Lebensmittel für hilfsbedürftige Menschen gesammelt und verteilt.“

Muslimische Traditionen teilen

Während seiner Zeit in Kalifornien engagierte sich Nadim in der muslimischen Studentenorganisation der Universität. Während des Ramadans organisierte er dort gemeinsame Iftar-Abende – das Fastenbrechen nach Sonnenuntergang. „Diese Abende waren gerade für internationale muslimische Studierende extrem wichtig“, sagt er. „Sie haben sich während des heiligen Monats eine Gemeinschaft gewünscht.“

Bei den Fastenbrechen seien aber auch nicht-muslimische Studierende stets willkommen gewesen. „Das war eine Gelegenheit, muslimische Traditionen mit anderen zu teilen“, sagt er. „Wir haben damit die Gemeinschaft unter den Studierenden über Herkunft, Religion und Kulturen hinweg gefestigt.“

Im nächsten Sommersemester möchte Hussein Nadim mit dem Repetitorium beginnen und sich auf das erste Staatsexamen vorbereiten. „Der DAAD-Preis ist ein optimaler Ansporn“, sagt er. „Die Auszeichnung gibt mir einen extra Motivationsschub für die Prüfungsvorbereitung.“