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Da geht mehr: Fünf FUturist-Projekte wollen die Uni noch nachhaltiger machen

Beim Auftakttreffen in der Startup Villa schmiedeten die Teams erste Pläne für die Umsetzung

13.03.2025

Eine Gruppe von neun Personen steht in einem Raum und lächelt in die Kamera. Im Hintergrund sind zwei Bildschirme mit einer winterlichen Landschaft zu sehen. Die Personen tragen verschiedene lässige Outfits, darunter Hoodies, Pullover und Schals.

So sehen Futurist*innen aus: Beim Auftakttreffen in der Startup Villa stellten sie sich gegenseitig ihre Ideen vor und erhielten Infos zum Projektmanagement.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Die Stabsstelle Nachhaltigkeit und Energie sucht jedes Jahr im Rahmen der FUturist-Ausschreibung Projekte, die soziale und ökologische Veränderungen an der Freien Universität voranbringen. Aus neun Bewerbungen hat die Jury im Januar fünf Teams ausgewählt, die ihre Ideen bis Jahresende mit bis zu 5.000 Euro umsetzen dürfen.

Die Ausschreibung fand bereits zum vierten Mal statt. In den vergangenen Runden entstanden unter anderem ein Nistkasten für Turmfalken mit Webcam für Live-Übertragung, ein neuer Mini-Wald auf dem Campus, das Mitmachlabor Apfelwiese, das Netzwerk*Igeltunnel und wildtiersichere Mülleimer.

Zum Start der neuen Projekte hat Sabine Heckmann, Innovationsmanagerin in der Stabsstelle Energie und Nachhaltigkeit, die diesjährigen FUturist*innen in die Startup Villa der Freien Universität eingeladen. „Die Teilnehmer*innen sollen sich kennenlernen und ein Gefühl dafür entwickeln, was in den nächsten Monaten auf sie zukommt“, sagt sie.

Rauhwollige Pommersche Landschafe als „Rasenmäääher“

Tierärztin Antonia Schildhauer stellt eine Idee vor, die in kürzester Zeit alle Herzen erobern könnte: „Rasenmäääher – ein Rasen(d) scha(r)fes Projekt“. „Wir wollen die Grünflächen auf dem Campus von Schafen abgrasen lassen, um den Einsatz von Rasenmähern zu reduzieren“, erklärt sie. Ihrem Chef Marc Drillich, Professor für Reproduktionsmedizin und Eutergesundheit, sind die Rasenmäher auf dem Campus Düppel schon lange ein Dorn im Auge, da sie die Insekten- und Pflanzenvielfalt zerstören. „Die Lösung steht bei uns im Stall“, sagt Antonia Schildhauer: Rauhwollige Pommersche Landschafe, eine bedrohte Nutztierrasse, die an der Nutztierklinik gehalten werden.

Zwei Frauen sitzen in einem Raum und unterhalten sich. Eine Frau mit blonden Haaren und grauem Rollkragenpullover lächelt die andere freundlich an. Die zweite Frau hat wellige Haare und trägt eine dunkle Jacke. Im Hintergrund ist ein Fenster zu sehen.

Insekten, Schafe, Menschen: Sie alle profitieren von der nachhaltigen Idee der Tierärztinnen Carolin Clara Missiha (l.) und Antonia Schildhauer (r.).
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Die Schafe fressen so gemächlich, dass Insekten rechtzeitig entkommen. Sie mähen eine Wiese nicht so gründlich wie eine Maschine, sodass nach dem Weidegang genug Lebensraum für Insekten bleibt. Die Schafe genießen den zusätzlichen Auslauf, und die Menschen erfreuen sich am friedlichen Anblick, sagt die Tierärztin. „Es gibt kaum Nachteile. Wir hoffen, dass unsere Idee mit FUturist nun Fahrt aufnimmt.“

Anselm Denfeld studiert Politische Kommunikation im Master und ist seit zwei Jahren in der Fahrrad-Selbsthilfewerkstatt FUrad aktiv. Zusammen mit dem Team hat er überlegt, wie das Angebot der Werkstatt noch besser werden könnte. Die Idee: ein großes Ersatzteillager für jede mögliche Fahrradreparatur. „Dafür brauchen wir Platz, Regale, Kisten und natürlich viele gebrauchte Teile“, erklärt Anselm Denfeld.

Eine Frau in braunem Pullover hält ein Blatt Papier und hört konzentriert zu. Neben ihr sitzt eine Person mit schwarzer Maske und Brille, die Notizen macht. Der Raum wirkt wie ein Seminar- oder Workshopraum.

Ersatzteile satt: Das planen Emma Stingele (l.) und Anselm Denfeld (r.) von der Selbsthilfewerkstatt FUrad.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Reparieren statt konsumieren

Emma Stingele, die auch in der Werkstatt arbeitet, findet es wichtig, dass Studierende ihre Fahrräder dort günstig reparieren können. Andreas Diefenbach, Fahrradmonteur und Teilzeitstudent, will FUrad über das FUturist-Programm bekannter machen und das ehrenamtliche Team verstärken. Die Aussichten dafür sind gut, denn Paulina Bienioschek, die neu in der Initiative ist, plant bereits ein Sommerfest zur Einweihung des Ersatzteillagers.

„Ich komme auf jeden Fall mit dem Fahrrad zu euch“, sagt Jana Gerlach. Sie arbeitet am Margherita-von-Brentano-Zentrum für Geschlechterforschung und betreut dort die Toolbox Gender und Diversity in der Lehre. Außerdem leitet sie Workshops zu diversitätsbewusster und machtkritischer Lehre. Dabei bemerkte sie, dass Gender, Diversity und Nachhaltigkeit oft getrennt diskutiert werden – so, als hätten sie nichts miteinander zu tun. Vielfalt, Demokratiebildung und Nachhaltigkeit müsse man jedoch gemeinsam denken, betont sie.

Mit Comics und Podcasts die wissenschaftliche Perspektive einbringen

Der politische Rechtsruck bedrohe Demokratie und Wissenschaftsfreiheit, besonders in der Klima- und Geschlechterforschung. Jana Gerlach plant deshalb ein Lernprojekt für den ABV-Bereich: Studierende aller Fachrichtungen sollen die Ursachen dieser Entwicklung untersuchen, um zu begreifen, wie der Diskurs der Klimaleugner und Antifeministen in der Öffentlichkeit wirkt. Danach sollen sie Beiträge erstellen, die die wissenschaftliche Perspektive in diese Debatten einbringen, etwa durch Comics oder Podcasts. Diese Arbeiten werden dann in der Toolbox veröffentlicht.

Drei Personen sitzen in einem Raum und unterhalten sich. Eine Frau mit Brille und buntem Strickpullover lächelt in die Kamera. Eine andere Frau in schwarzem Hoodie lächelt ebenfalls. Im Vordergrund ist der Rücken einer Person mit braunen Haaren zu sehen.

Austausch und Feedback sind wichtig für die Motivation: Daniela Niesta Kayser (l.) und Eva Glomsky (r.) im Gespräch mit Jana Gerlach (Mitte).
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Daniela Niesta Kayser ist Gastprofessorin für Sonderpädagogik an der Freien Universität und beschäftigt sich mit kooperativen Lehr-Lern-Konzepten. Von ihrem Büro in der Fabeckstraße 35 hat sie viele junge Bäume im Blick, die im Sommer ihre Blätter hängen ließen. Also habe sie zur Gießkanne gegriffen und die Bäume gegossen, erklärt sie. „Ich war schon immer ein großer Baum-Fan.“

Regenwasser für durstige Bäume

Auf einer Veranstaltung zum Thema Demokratieförderung entdeckte Daniela Niesta Kayser dann „Gieß den Kiez“. Diese interaktive Plattform koordiniert die Bewässerung von Berliner Straßenbäumen. Mit der App erfährt man, welche Bäume Wasser brauchen, und kann eine Baumpatenschaft übernehmen. „Das Prinzip hat mich so begeistert, dass ich es mithilfe von FUturist auf dem Campus etablieren möchte“, sagt die Psychologin.

Als Pilotprojekt hat sie sich die 47 Bäume rund um den Theaterhof zwischen Rost- und Silberlaube ausgesucht. Mit kooperativen Lernformaten sollen ihre Studierenden Beschäftigte und andere Studierende motivieren, Baumpatenschaften zu übernehmen. Die Förderung will sie für Gießkannen und Regentonnen einsetzen. „Damit zeigen wir, wie man Regenwasser in den Wasserkreislauf zurückführt – zum Nutzen von Bäumen und Menschen.“

Leistungen von Frauen in den Naturwissenschaften zeigen

Eva Glomski ist wissenschaftliche Mitarbeiterin und arbeitet als Teil eines Tandems an der Schnittstelle zwischen Experimentalphysik und Physikdidaktik der Arbeitsgruppen von Holger Dau und Marcus Kubsch in der Bildung für nachhaltige Entwicklung. Auf einer Konferenz erfuhr sie von einem Projekt, das bahnbrechende wissenschaftliche Leistungen von Frauen hervorhebt. Die Plakate zur Geschichte der Physik in ihrem Fachbereich zeigen hingegen fast nur Männer. „Es deprimiert mich ein wenig, ständig an solchen Plakaten vorbeizugehen“, sagt sie.

Bei der Recherche für ein Social-Media-Projekt entdeckte sie, dass auch Frauen bedeutende Beiträge zur Physik geleistet haben. „Es ärgerte mich, dass ich zuvor nie von ihnen gehört hatte“, sagt sie. Mit der FUturist-Förderung plant sie ein Seminar, in dem Studierende der Naturwissenschaften Lehrmaterial und Plakate über wichtige Frauen in ihrem Fachgebiet gestalten.

Eine Frau mit Brille und dunkelblauem Pullover hält eine Präsentation. Sie spricht und gestikuliert mit einer Hand, während sie in der anderen eine Fernbedienung hält. Im Hintergrund ist ein Bildschirm mit einem QR-Code oder einer Grafik zu sehen.

Sabine Heckmann ist Ideen- und Innovationsmanagerin bei der Stabsstelle Nachhaltigkeit und Energie und betreut den FUturist-Wettbewerb.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

„Ein Jahr ist wahnsinnig kurz“

Wie man ein solches Projekt plant, präsentiert und bis Jahresende sichtbare Ergebnisse erzielt, lernen die FUturist*innen in begleitenden Workshops. „In der ersten Phase überlegen sie, wen und was sie für die Umsetzung brauchen, und testen einen Prototyp – etwa eine App für Fahrradteile oder einen Zaun für die temporäre Schafweide“, erklärt Sabine Heckmann. Am 19. Juni stellen sie ihre Projekte bei einer öffentlichen FUturist-Veranstaltung vor, auch um zu prüfen, ob Idee oder Produkt gut ankommen. „Ab jetzt treffen wir uns regelmäßig über Webex zum Jour Fixe, um aktuelle Fragen zu klären“, kündigt Sabine Heckmann an. „Ein Jahr ist wahnsinnig kurz“, warnt sie. „Aber gemeinsam schaffen wir das! “

Weitere Informationen

Die FUturist-Teams und ihre Projekte: