Das war 2017...
…und campus.leben blickt zurück: auf einen erfolgreichen Auftakt der nächsten Exzellenzrunde, den Besuch prominenter Gäste, zahlreicher Jubiläen – und vieles, was die Freie Universität ausgezeichnet hat
20.12.2017
2017 wurde ein wichtiger Grundstein für ein erfolgreiches neues Jahr gelegt: Ende September hat die Berliner Wissenschaft die erste Hürde im Rahmen der Exzellenzstrategie genommen, das ist die neue Runde der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder. Neun Forschungsvorhaben von Freier Universität, Humboldt-Universität, Technischer Universität und Charité – Universitätsmedizin Berlin wurden zum Vollantrag aufgefordert. Ein großer Erfolg für die Berliner Universitäten, die sich diesmal als Verbund bewerben, der zuversichtlich stimmt für die Entscheidung über die Clusterinitiativen, die im Herbst 2018 fallen wird.
Das kommende Jahr wird auch aus anderen Gründen ein besonderes:
2018 wird die Freie Universität 70 Jahre alt. Die große Feier findet an ihrem Gründungstag, dem 4. Dezember, statt. Auf der Seite „70 Jahre Freie Universität Berlin“ können Sie sich über geplante Jubiläumsveranstaltungen informieren – und unter „Gesichter der Freien Universität Berlin“ Menschen kennenlernen, die heute an der Freien Universität studieren, arbeiten, lehren und forschen oder die dies früher getan haben. Wir freuen uns übrigens, wenn Sie sich selbst an der Aktion beteiligen.
Im Frühjahr finden an der Freien Universität die Wahlen für das neue Präsidium statt. Der amtierende Präsident, Professor Peter-André Alt, hat bereits angekündigt, sich nicht um eine dritte Amtszeit bewerben zu wollen. Er wird sich zur Wahl für die Position des Präsidenten der Hochschulrektorenkonferenz stellen. Bis zum Sommer wird Universitätspräsident Alt im Amt bleiben, um die gemeinsamen Vorhaben in der laufenden Bewerbungsphase für die Exzellenzstrategie voranzubringen.
2017 zog die Freie Universität wieder prominente Gäste an: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier traf hier während seines offiziellen Antrittsbesuchs im Land Berlin geflüchtete Studierende und Wissenschaftler der Berliner Hochschulen zu einem Gespräch.
US-Senator Bernie Sanders stellte im Henry-Ford-Bau sein Buch „Unsere Revolution“ vor und hielt in dem bis auf den letzten Platz gefüllten Max-Kade-Auditorium eine leidenschaftliche Rede mit klarer Botschaft: „Einstehen für die sozial Benachteiligten und gegen den Trumpismus.“
Und der türkische Schriftsteller Orhan Pamuk präsentierte im Rahmen der Szondi Lecture sein „Museum der Unschuld“ – Buch und Museum gleichermaßen; ein Format, mit dem er die Grenzen zwischen verschiedenen Kunstformen einerseits und Realität und Fiktion andererseits überwinden will.
Jubiläen und Gedenktage
Vor zehn Jahren wurde die Freie Universität erstmals als Exzellenzuniversität ausgezeichnet. Fünf Jahre später, 2012, konnte die Hochschule den Status verteidigen.
Ihr 30-jähriges Bestehen zelebrierten in diesem Jahr gleich mehrere Einrichtungen: die Katastrophenforschungsstelle, die die gesellschaftliche Ursachen von Katastrophen und das menschliche Verhalten in Krisensituationen untersucht; die Einrichtung des Amtes der zentralen Frauenbeauftragten; der ADAC-Rettungshubschrauber „Christoph 31“ am Campus Benjamin Franklin in Steglitz.
Auch das Erasmus-Programm der Europäischen Union wurde 30 – es ermöglicht Studierenden Auslandsaufenthalte an europäischen Universitäten. Gerade einmal halb so alt ist das Forschungszentrum MATHEON: Mitte November beging es sein 15-jähriges Bestehen. Das John-F.-Kennedy-Institut für Nordamerikastudien feierte gleich zweimal: das zehnjährige Bestehen seiner Graduiertenschule und den 100. Geburtstag seines Namensgebers. Es hatte sich wenige Tage nach der Ermordung von Präsident John F. Kennedy, im November 1963, nach ihm benannt.
In ganz Deutschland wurden 500 Jahre Reformation gefeiert, ein Thema, dem sich auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Freien Universität widmeten. Die Historikerin Gabriele Jancke etwa untersuchte, wie Katharina von Bora – Martin Luthers Ehefrau – in den vergangenen Jahrhunderten wahrgenommen wurde. Und Justin Kroesen, Alexander-von-Humboldt-Stipendiat am Institut für Kunstgeschichte, beschäftigte sich mit Zeugnissen des Katholizismus in protestantischen Kirchen.
2017 stand die Freie Universität auch im Zeichen des römischen Dichters Ovid. Aus Anlass seines 2000. Todestages fanden im Rahmen des Ovid-Jahres verschiedene Veranstaltungen statt, darunter eine Ringvorlesung, eine Theateraufführung und eine wissenschaftliche Tagung.
Erinnert wurde in diesem Jahr auch an Benno Ohnesorg. Der Romanistik- und Germanistikstudent der Freien Universität war vor 50 Jahren, am 2. Juni 1967, vor der Deutschen Oper Berlin bei einer Demonstration gegen den Staatsbesuch des Schahs von Persien von einem Polizisten erschossen worden. Das war ein wichtiger Impuls für die Studentenbewegung in Deutschland. Knut Nevermann, damals Vorsitzender des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA) der Freien Universität, organisierte im Sommersemester 2017 eine Ringvorlesung zum Thema „50 Jahre Studentenbewegung“.
Im kommenden Jahr jähren sich einige Ereignisse der 1968er Jahre zum 50. Mal – darunter das Attentat auf Rudi Dutschke; auch hierzu wird es Veranstaltungen geben.
Gastprofessorinnen und -professoren
Neues an der Freien Universität – für die Wissenschaft…
Eine neue Forschungspartnerschaft wird in Zukunft Oxford und Berlin enger miteinander verbinden. Die Freie Universität, die Humboldt-Universität und die Technische Universität sind gemeinsam mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin im Begriff, eine Partnerschaft mit der University of Oxford ins Leben zu rufen.
Mit der Universität Zürich schloss die Freie Universität bereits im Frühjahr dieses Jahres eine Strategische Partnerschaft. Es ist die sechste ihrer Art.
Neu eröffnet wurde das Weizenbaum-Institut für die vernetzte Gesellschaft, das erste Deutsche Internet-Institut. Dort untersuchen etwa 100 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, wie die Digitalisierung unsere Gesellschaft verändert. Getragen wird die Einrichtung von einem Konsortium von sieben Einrichtungen aus Berlin und Brandenburg, darunter auch die Freie Universität Berlin.
Die Erforschung von Facetten der Komplexität in Mathematik und Informatik steht im Mittelpunkt eines neuen Graduiertenkollegs für Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler in Sprecherschaft der Freien Universität Berlin. Es ist eine von bundesweit elf neuen Einrichtungen, die der Bewilligungsausschuss der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) in seiner Wintersitzung beschlossen hat.
Unter der Federführung der Freien Universität untersuchen 14 Institutionen in 12 Ländern künftig die Außenpolitik der Europäischen Union. Die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen von März 2018 an für drei Jahre insbesondere Sicherheitsprobleme und umstrittene Ordnungen in der östlichen Nachbarschaft der Europäischen Union und im Mittelmeerraum. Analysiert werden unter anderem die Möglichkeiten der EU und ihrer Mitgliedsstaaten, die gesellschaftlichen und politischen Widerstandskräfte in der Nachbarschaft der EU zu fördern, um mit den Sicherheitsrisiken und -bedrohungen in Räumen begrenzter Staatlichkeit umzugehen. Die EU-Kommission bewilligte für das Vorhaben fünf Millionen Euro.
…und für Studierende und Studieninteressierte
Zum Wintersemester 2017/2018 gab es eine entscheidende Neuerung für Studierende: Die Campuscard – aus Plastik und im Scheckkartenformat – ersetzt von nun an den Studierendenausweis aus Papier.
Wer sich für den Zusammenhang von Sprache und Gesellschaft interessiert, kann seit dem laufenden Semester den neuen Bachelorstudiengang „Sprache & Gesellschaft“ studieren.
Ebenfalls im Oktober neu gestartet ist das Einführungs- und Orientierungsstudium EinS@FU – ein einjähriges Programm, über das Abiturientinnen und Abiturienten verschiedene Fächer und das Studium grundsätzlich ausprobieren können, ohne sich gleich festlegen zu müssen. Außerdem ging im Sommer der Blog „Abenteuer Studium“ online, der Schülerinnen und Schüler einzelne Fächer, den Studienalltag und die Freie Universität auf eine etwas andere Art näherbringen will.
Preise und Auszeichnungen
In Bewegung
Wie jedes Jahr öffneten wieder viele Institute und Einrichtungen der Freien Universität zur Langen Nacht der Wissenschaften ihre Türen: für alle, die sich für Forschung interessieren oder auch nur ein wenig Uni-Luft schnuppern wollten. Diesmal war die Freie Universität gleich zweifache Gastgeberin: In Dahlem fand die Eröffnungsveranstaltung der berlinweiten Wissenschaftsnacht statt. Zum Auftakt wurde unter dem Motto „Für eine Nacht in die Antike“ im Henry-Ford-Bau ein „antiker Vierkampf“ ausgetragen, bei dem eine Gruppe von Schülerinnen und Schülern gegen das „Team Wissenschaft“ antrat – mit Erfolg! Am Ende wurde „Team Schule“ stilecht mit Siegerkränzen geehrt.
Großen Anklang fand auch in diesem Jahr wieder der Campus Run, der Läuferinnen und Läufer quer durch Dahlem führte.
Politisch bewegt waren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des „March for Science“ im April. An dem Protestmarsch für freie Wissenschaft und gegen sogenannte alternative Fakten beteiligten sich auch Universitätspräsident Professor Peter-André Alt sowie zahlreiche Angehörige der Freien Universität: Sie demonstrierten gemeinsam mit Tausenden von Teilnehmerinnen und Teilnehmern vor dem Brandenburger Tor.
Kurz zuvor war für Europa demonstriert worden: Studierende des Masterstudiengangs Europawissenschaften hatten den „March for Europe“ initiiert und organisiert.
Auch an anderen Stellen engagierten sich Studierende der Freien Universität, etwa in der Asylothek – einer offenen Bücherei für Geflüchtete – mit dem Projekt „Schüler Treffen Flüchtlinge“ oder in dem kürzlich eröffneten Foodsharing-Raum in der Silberlaube der Freien Universität.
Nachhaltiges Engagement war in diesem Jahr ohnehin ein großes Thema auf dem Campus. Der Fachbereich Biologie, Chemie, Pharmazie veranstaltete den Pflanzwettbewerb „Grow Your Network“, und die Stabsstelle Presse und Kommunikation rief gemeinsam mit der Ernst-Reuter-Gesellschaft der Freunde, Förderer und Ehemaligen der Freien Universität Berlin zur Teilnahme am Videowettbewerb zum Thema „Nachhaltigkeit an der Freien Universität“ auf.
Immer in Bewegung ist übrigens auch der Instagram-Kanal der Freien Universität: 2017 zeigten 18 Studierende und Beschäftigte im Rahmen eines sogenannten Insta Takeovers wochenweise ihren persönlichen Alltag in Berlin oder im Ausland.
Aus Wissenschaft und Forschung
Wie kommt die Frankreichstrategie des Saarlandes vor Ort an? Weshalb fiel der deutsche Dirigent Karl Muck 1917 in den USA in Ungnade? Und wieso sollte man Zecken füttern? Die an der Freien Universität betriebene Forschung war auch in diesem Jahr vielfältig. Unter anderem ist es Physikern der Freien Universität Berlin und der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) gelungen, einen gemeinsamen Sonderforschungsbereich einzuwerben. Unter dem Namen „Sfb/Transregio 227: Ultraschnelle Spindynamik“ arbeiten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an neuen Konzepten zur ultraschnellen Manipulation magnetischer Systeme im Nanobereich. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert das gemeinsame Vorhaben in den kommenden vier Jahren mit etwa 9,3 Millionen Euro.
Über weitere Projekte informieren wir Sie in der folgenden Bildergalerie.
Im Vergleich
Im alljährlich veröffentlichten renommierten QS World University Ranking wird die Freie Universität weiterhin zu den sechs besten Universitäten in Deutschland gezählt. Im weltweiten Vergleich erreichte sie Platz 125. Dem jüngsten Ranking der Alexander von Humboldt-Stiftung zufolge ist die Freie Universität Berlin erneut die beliebteste Einrichtung in Deutschland für ausländische Spitzen- und Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler.
Abschiede
Im Januar starb Roman Herzog. Der ehemalige Bundespräsident und Präsident des Bundesverfassungsgerichts wirkte von 1966 bis 1969 als Professor für Staatsrecht und Politik an der Juristischen Fakultät der Freien Universität Berlin.
Im Gedenken an Gertraude Krell wurde im Frühjahr ein Kolloquium veranstaltet. Die Wirtschaftswissenschaftlerin und Diversity-Expertin war 2016 verstorben.
Erinnert wurde an den Biochemiker und Medizinprofessor Werner Reutter. Er war im Mai 2016 gestorben, etwa ein Jahr später fand ein Symposium zu seinen Ehren statt.
Bitte beachten Sie auch die Rubrik „Wir trauern“. Dort erinnern wir an Angehörige der Freien Universität, die verstorben sind.