Details zu Students’ University (StudentU)
Ziele des Projektes
Wir glauben, dass Studierende ein wichtiger Teil der Lehrentwicklung sind. Deshalb haben wir das Projekt Students' University gestartet, um die Bedürfnisse und Interessen der Studierenden stärker in die Lehrentwicklung einzubringen. Dabei geht es nicht nur darum, Studierende anzuhören, sondern auch darum aufzuzeigen, wie eine Lehr- und Lernkultur entstehen kann, die auf der Zusammenarbeit von Lehrenden und Studierenden basiert.
Unser Ziel ist es, Studierende darin zu unterstützen, ihre Verantwortung für das eigene Lernen zu erkennen und ihre Mitwirkungsmöglichkeiten zu nutzen. Gleichzeitig helfen wir engagierten Lehrenden, Studierende und ihre Perspektiven gezielt und proaktiv in die Lehrentwicklung einzubeziehen, z.B. durch kontinuierlichen Austausch, gemeinsame Reflexion oder gezielte Kooperationen. Mit der Dokumentation des Projekts zeigen wir, wie vielfältig Studierendenorientierung an der Freien Universität Berlin umgesetzt werden kann.
Beispiele für studierendenorientierte Lehrentwicklung
StudentU unterstützte mehrere Projekte, die gemeinsam mit engagierten Lehrenden darauf abzielten, die Beteiligung von Studierenden in der Lehrentwicklung zu erhöhen. Diese Projekte konzentrierten sich auf Herausforderungen, die über die Ebene der einzelnen Lehrveranstaltung hinausgehen:
- Partizipative Studiengangsentwicklung im BA Nordamerikastudien: Studierende sind selten intensiv an der Erarbeitung von Curricula beteiligt. Lesen Sie hier, wie wir das John-F.-Kennedy-Institut dabei begleitet haben, den Bachelor-Studiengang Nordamerikastudien im Austausch mit Studierenden zu gestalten.
- Gezielte Unterstützung für Studienanfänger:innen im BA Informatik: Die Studieneingangsphase ist für viele eine große Herausforderung. Lesen Sie hier, wie wir gemeinsam mit Studierenden und Lehrenden am Institut für Informatik neue Wege gefunden haben, um Erstsemester-Studierende beim Einstieg und der Orientierung im Studium zu unterstützen.
- Studierende als Co-Autor:innen eines Leitfadens zum "Wissenschaftliches Arbeiten" in der Kunstgeschichte: Hausarbeiten sind eine zentrale Prüfungsform im Fach Kunstgeschichte. Lesen Sie hier, wie wir Lehrenden und Studierenden dabei geholfen haben, gemeinsam einen Leitfaden zum Thema "Wissenschaftliches Arbeiten" zu schreiben.
- Auffrischung von Mathematikgrundlagen im Bachelor-Studiengang Chemie: Viele Chemiestudierende unterschätzen die mathematischen Anforderungen ihres Studiums. Lesen Sie hier, wie wir Studienanfänger:innen geholfen haben, ihre mathematischen Fähigkeiten besser einschätzen zu können und fundierte Entscheidungen für ihren Studienverlauf zu treffen.
- Erprobung von ChatGPT in der veterinärmedizinischen Lehre: Auch angehende Tiermediziner nutzen ChatGPT für ihr Studium. Lesen Sie, wie wir gemeinsam mit Studierenden und Lehrenden die Möglichkeiten und Grenzen von ChatGPT hinterfragt haben und welche Lehren wir daraus gezogen haben.
Vorgehensweise: Design Thinking als Prozessmodell
Wir entwickeln Lösungen für Studierende gemeinsam mit Studierenden. Um dies zu tun, haben wir Design Thinking eingeführt – einen strukturierten Prozess, der Kreativität und Bedürfnisorientierung fördert. Vereinfacht lässt sich der Prozess in zwei Phasen beschreiben: Erst versuchen wir, ein Problem umfassend aus verschiedenen Perspektiven zu verstehen. Dann entwickeln und erproben wir gemeinsam neue Lösungen
Als Orientierung dient uns der "Double Diamond" des British Design Council, der zwei Prozessphasen unterscheidet, jeweils dargestellt durch eine Raute.
Abbildung 1
Double Diamond
Die erste Raute steht für die eingehende Auseinandersetzung mit der initialen Problemstellung („Problemraum”); die zweite Raute repräsentiert die Phase, in der neue Lösungen entwickelt und erprobt werden („Lösungsraum”). Das bedeutet: Erst versuchen wir ein Problem umfassend aus verschiedenen Perspektiven zu verstehen. Dann entwickeln und erproben wir gemeinsam neue Lösungen. Die Doppelraute illustriert darüber hinaus auch den wiederholten Wechsel von divergentem und konvergentem Denken. Während es beim divergenten Denken darum geht, den Blick für möglichst viele Perspektiven oder Ideen zu öffnen, zielt konvergentes Denken auf Eingrenzung und Fokussierung auf ausgewählte Handlungsfelder und Lösungsansätze.
Die folgende Abbildung zeigt den Ablauf, dem wir bei der studierendenorientierten Lehrentwicklung folgen, und bildet zugleich die Grundlage für die Vorgehensweise von StudentU.
Abbildung 2
StudentU-Prozess
Unser Prozess beginnt mit einer Vorbereitungsphase („Kickoff“), an der Lehrende, Hochschuldidaktiker*innen und am besten von Anfang an Studierendenvertretungen teilnehmen. Dabei klären wir den Auftrag und machen uns mit dem Design-Thinking-Prozess vertraut. Anschließend erkunden wir, wie Studierende das Problem erleben, und bringen diese Erkenntnisse ins Team zurück. Auf dieser Basis bestimmen wir zentrale Handlungsfelder, für die wir neue Lösungsansätze entwickeln und erproben. Durch die enge Zusammenarbeit aller Beteiligten entstehen tragfähige Lösungen, die sich langfristig in der Lehre verankern lassen.
Wenn Sie mehr über unseren Ansatz erfahren wollen, empfehlen wir Ihnen unseren Artikel "Studierendenorientierte Lehrentwicklung mit Design Thinking" (PDF, Open Access) in der Zeitschrift Neues Handbuch Hochschullehre.
Weitere Informationen und Praxisbeispiele zu den eingesetzten Methoden folgen.
Die eingesetzten Methoden dienten vorrangig der Reflexion, um Erfahrungen von Studierenden besser zu verstehen und nachzuvollziehen. Sie ermöglichen Diskussion, Dokumentation, Erfahrungsaustausch und Visualisierung von Lehr- Lernprozessen.
Eingesetzt wurden insbesondere:
>> Blitzinterview,
>> Student Story, >> Beispiele
>> Idea Napkin,
>> Gruppenpuzzle,
>> Ersti-Brief,
>> Qualitative Interviews,
>> Focus Group,
>> Gläserne Sitzung,
>> Diskussionsrunden,
>> Reflection Survey,
>> Workshops
Zwischenfazit des Projekts StudentU
Der Austausch zwischen Lehrenden und Studierenden mit unterschiedlichen Perspektiven lohnt sich für alle. Authentische Kommunikation unter Einbeziehen hochschuldidaktischer Forschung und engagierter Beteiligter (Studierende, Lehrende und Mitarbeitende) können vielfältige Ideen einbringen und langfristig innovative Veränderungen schaffen.
Was sind die Vorteile für Studierende?
>> studentische Partizipation erleben
>> Lernprozesse für sich selbst und andere Studierende verbessern
>> Lehrenden auf Augenhöhe begegnen und Hinter die Kulissen schauen
>> eigene Kreativität und Handlungsspielräume nutzen
>> Schulung der eigenen Kompetenzen
Was sind die Vorteile für Lehrende
>> Weiterbildung zu Themen wie: Sense of belonging, Reflexion, Feedback, didaktische (digitale) Methoden, Design Thinking etc.
>> Identifikation von Herausforderungen
>> Kennenlernen heterogener Perspektiven
>> Praxisbeispiele erleben und erlebbar machen,
>> von Erfahrungen (anderer Lehrender und Studierender) profitieren
Publikationen (Auswahl)
Hagen, R., Heiner, C. E., Kaiser, N. & Schnaithmann, C. (2023). Fostering Student Participation with Design Thinking in Higher Education. International Journal of Management and Applied Research, Vol. 10, No. 2, 177- 190. https://doi.org/10.18646/2056.102.23-014
Heiner, C. E., Leben, N. & Reinecke, K. (2024). Prozessbegleitung studentischer Partizipation in Hochschullehre und Curriculumsentwicklung. Zeitschrift für Hochschulentwicklung, 19(3), 209 - 227.
Präsentationen (Auswahl)
Heiner, C. E. & Kaiser, N. (2024). Partizipation ermöglichen - Studierendenstimmen in der Lehre nutzen [Input]. University:Future Festival, Berlin. https://www.youtube.com/watch?v=j8CM9y4DqZQ
Schnaithmann, C., Thiele, C. (2023). Students‘ University: Lehren und Lernen als Gemeinschaftsaufgabe. [Draft]. Turn Conference 2023, Köln. https://turn-conference.org/teilnehmerbeitrage/students-university-gute-lehre-gemeinsam-gestalten/
Hagen, R., Heiner, C.E., Hoffmann, B., Kaiser, N., Reinecke, K., Schnaithmann, C., Thiele, C. (2023). Using Students in a Co-creative Process to Stimulate SoTL [Poster]. ISSOTL 2023. https://www.fu-berlin.de/sites/dcat/unser-angebot/StudentU/_inhaltselemente/ISSOTL-studentU_DCAT_poster_FINAL.pdf
Eine vollständige Liste der Publikationen und Präsentationen finden Sie hier.
StudentU-Workshops (Auswahl)
Geteilte Verantwortung: Im Austausch mit Studierenden größere Lehr- und Lernerfolge erzielen (2024)
Der Workshop vermittelt methodische Werkzeuge für den Austausch mit Studierenden über ihren aktuellen Wissensstand, ihre Anliegen und Herausforderungen und wie Bedarfe zeitnah adressiert werden können. Im Fokus steht dabei die Förderung einer partnerschaftlichen Herangehensweise.
Design Thinking in der Lehre (2023, 2024)
Praxisnahe und nutzerzentrierte Herangehensweisen an das Design-Thinking werden vermittelt und Möglichkeiten aufgezeigt, wie diese zur Weiterentwicklung der Lehre genutzt werden können. Anhand eigener Fragestellungen aus der Lehre durchlaufen die Teilnehmenden den Design-Thinking-Prozess und lernen dabei passende Methoden kennen. Austausch über die Anwendung von Nutzerzentrierung, Prototyping und Iteration stehen im Mittelpunkt.
Eine Auflistung aller Workshops von StudentU finden Sie hier.