Unterstützung von Studierenden in der Eingangsphase des Informatikstudiums
Im Informatikstudium an der FU Berlin zeigte sich ein wiederkehrendes Problem: Viele Studienanfänger*innen verschwanden im Laufe des ersten Semesters aus dem Studium. Die Gründe für diese Abbruchneigung und die mangelnde Suche nach Unterstützung waren uns in Teilen bereits bekannt, doch blieben das genaue Ausmaß und die spezifischen Ursachen unklar, weshalb unser Lehrentwicklungsprojekt diese Herausforderung genauer untersuchte.
Um die Perspektiven der Studierenden einzufangen, nutzten wir die Zeit zwischen den Vorlesungen für Blitzinterviews. Diese Methode ermöglichte es, schnell und unkompliziert Feedback einzuholen; alternativ könnten solche Befragungen künftig mit einem System wie Votingo durchgeführt werden. Dabei traten vier Herausforderungen klarer als zentrale Handlungsfelder hervor, die mit zeitlich unterschiedlicher Ausprägung besondere Relevanz hatten: das Tempo und die Komplexität des Stoffes, Unsicherheiten bezüglich des eigenen Wissens und der Erwartungen an das Studium, die Interaktion mit Mitstudierenden und Lehrenden sowie die Entwicklung von Lernfähigkeiten und Durchhaltevermögen. Diese Erkenntnisse gaben den bereits bekannten Problembereichen zusätzlichen Stellenwert und verdeutlichten, dass sie jeweils auf unterschiedliche Weise adressiert werden können.
Besonders wirkungsvoll erwies sich eine Methodenwoche in der fünften Semesterwoche, in der keine Hausaufgaben gestellt wurden und stattdessen Lernstrategien sowie Zeitmanagement gezielt reflektiert wurden. Eine Social-Belonging-Intervention half zudem, die Studierenden durch Geschichten anderer in ihrer Erfahrung zu bestärken und Normalität im Umgang mit Herausforderungen zu vermitteln. Diese Maßnahmen wurden von den Studierenden gut angenommen und könnten auch in anderen Studiengängen und Kontexten der Universität eingesetzt werden, um die Lehre und das Lernerlebnis nachhaltig zu verbessern.
Tipp: Im Projekt war es wichtig, schrittweise vorzugehen: Im ersten Semester konzentrierten wir uns auf die Problemstellung, im zweiten auf erste Lösungsansätze und im dritten Semester verfeinerten wir die Interventionen. Dieser iterative Ansatz war effektiv, da er Raum für Anpassungen und Verbesserungen ließ und so nachhaltige Ergebnisse ermöglichte.
Wen kann man ansprechen, wenn man mehr erfahren möchte?
- Max Willert & Katharina Klost (Lehrende der FB Mathe und Informatik) | Cynthia Heiner & Christine Schnaithmann (DCAT)
Anmerkung (Fazit): Der Outcome für uns am Institut für Informatik ist die Methodenwoche im ersten Drittel des ersten Semesters. Hier war der vorangelagerte einjährige Prozess für uns sehr gewinnbringend, da wir mit vielen pädagogischen und hochschuldidaktischen Techniken in Kontakt kommen konnten. Den Umgang mit Interventionen konnten wir hier sehr gut üben und fühlen uns nun in der Lage, diese auch in Zukunft in ähnlichen Formaten umzusetzen. Ohne die Unterstützung durch StudentU hätten wir die Methodenwoche nie umsetzen können. Erfreulich wäre natürlich, wenn sich ein ähnliches Konzept auf andere Institute und Fachbereiche anwenden ließe. – Max Willert