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Artenvielfalt auf europäisch

Die Una-Europa-Universitäten, ein Verbund, zu dem auch die Freie Universität Berlin gehört, wollen gemeinsam Biodiversität auf dem Campus fördern – ein Interview mit drei Masterstudentinnen

26.03.2025

Eine fröhliche Gruppe von Menschen steht vor einem roten Backsteingebäude mit dem Schild „Building a university of the future“. Alle winken oder jubeln, während eine Person in der Mitte eine orangefarbene Mütze in die Luft wirft. Schnee liegt auf dem Dach

Zum Biodiversitätsworkshop waren Teilnehmende der Partneruniversitäten in Dublin, Paris, Leuven, Leiden, Madrid und Helsinki an die Freie Universität Berlin gekommen.
Bildquelle: Stabsstelle Nachhaltigkeit und Energie

Orchideen in Madrid, Tagfalter in Berlin, Hummeln in Dublin: Viele der elf Una-Europa-Universitäten haben Biodiversitätsprogramme für ihren Campus. Im Februar 2025 lud die Freie Universität zum Una-Europa-Biodiversity-Workshop ein. Forschende, Beschäftigte und Studierende aus neun europäischen Ländern diskutierten über Biodiversitätsstrategien, gemeinsame Monitoring-Aktivitäten und Outreach-Projekte.

Mittendrin: Theresa Langer, Brit Köhler und Jule Detmers. Sie studieren im englischsprachigen Masterprogramm Biodiversity, Evolution, Ecology am Fachbereich Biologie, Chemie, Pharmazie der Freien Universität Berlin und halfen bei der Organisation und Durchführung des Workshops.

Worum ging es bei dem Treffen?

Theresa Langer: Die Una-Europa-Universitäten haben jeweils vorgestellt, wie sie bereits die Artenvielfalt auf ihrem Campus fördern und wie sie Tier- und Pflanzenarten dort überhaupt erfassen und beobachten – also das sogenannte Biodiversitäts-Monitoring.

Brit Köhler: Angereist waren Teilnehmende der Universitäten in Dublin, Paris, Leuven, Leiden, Madrid und Helsinki, andere waren teilweise online dabei: Professor*innen und Personen aus ganz anderen Disziplinen, die dennoch in Nachhaltigkeitsteams mitarbeiten. Auch Studierende der Freien Universität konnten teilweise teilnehmen.

Jule Detmers, eine junge Frau mit kurzen, braunen Haaren, steht lächelnd vor einer Backsteinwand mit schwarzen Ziersteinen. Sie trägt ein schwarzes T-Shirt mit grünem Aufdruck, eine Halskette und hat die Hände in den Hosentaschen. Die Sonne scheint hell.

Jule Detmers
Bildquelle: privat

Theresa Langer, eine junge Frau mit langen, welligen braunen Haaren steht lächelnd vor einem hellen Vorhang. Neben ihr hängt eine grüne Rankpflanze in einem weißen Topf an der Wand. Das Licht wirkt weich und natürlich.

Theresa Langer
Bildquelle: privat

Britt Köhler, eine junge Frau mit schulterlangen blonden Haaren steht leicht lächelnd auf einer offenen Wiese bei sanftem Abendlicht. Sie trägt ein rostbraunes T-Shirt mit einem Dachs-Aufnäher und mehreren Ketten. Im Hintergrund sind Büsche und Bäume zu s

Brit Köhler
Bildquelle: privat

Jule Detmers: Die große Herausforderung besteht darin, dass jede Universität bisher ihr eigenes Monitoring mit individuellen Methoden und Datenbanken durchführt. Dadurch sind die Ergebnisse nur schwer vergleichbar. Ziel des Workshops war es daher, die Methoden anzugleichen und ein großes einheitliches Projekt oder zumindest mehrere kleine gemeinsame Projekte zu initiieren.

Was war Ihre Rolle?

Theresa Langer: Wir haben Inhalte für die Sessions vorbereitet und Leitfragen für eine öffentliche Podiumsdiskussion entwickelt, die auch als „Una Lecture“ übertragen und aufgezeichnet wurde. Außerdem haben wir die Gäste kontaktiert, um sie bei der Anreise und Vorbereitung zu unterstützen. Programmpunkte, Räume, Flipcharts, Posterwände und viele andere Kleinigkeiten haben wir mitorganisiert.

Brit Köhler: Während des Workshops haben wir sowohl in der Durchführung als auch inhatlich unterstützt, und die einzelnen Sessions vor- und nachbereitet.

Wie sah das Programm aus?

Theresa Langer: Am ersten Nachmittag gab es eine Führung durch den Botanischen Garten. Danach haben wir als Gastgeber unsere Biodiversitätsstrategie und die laufenden Projekte der Freien Universität vorgestellt – und in den Kaffeepausen wurde viel diskutiert.

Am zweiten Tag haben die anderen Unis ihre Maßnahmen präsentiert. Nicht alle betreiben schon systematisches Monitoring, alle haben aber zumindest kleine Projekte, zum Beispiel Mini-Wälder. Andere machen sogenannte Bioblitz-Events, bei denen viele Freiwillige die Arten auf dem Campus mithilfe von speziellen Identifikations-Apps in einem kurzen Zeitraum dokumentieren.

Jule Detmers: Wir haben alle Projekte in eine große Matrix eingetragen, die am Ende sehr voll war: Zählungen von Vögeln, Insekten und Fledermäusen, Orchideen in Madrid, Bienen und Hummeln in Dublin, aquatische Arten in Helsinki. Wir haben auch über Citizen Science gesprochen, also darüber, wie möglichst viele Studierende und andere Interessierte eingebunden werden können.

Zur Auflockerung haben wir zwischendurch Standorte von Nachhaltigkeitsinitiativen auf dem Campus besucht, beispielsweise die Blätterlaube und den Blühenden Campus. Auch ging es um die große Frage, wie wir unsere Datenbanken vereinheitlichen könnten. Am letzten Tag ging es dann im Wesentlichen darum, erste Schritte und kleinere Projekte zu initiieren.

Welche Ergebnisse gab es?

Jule Detmers: Es wurden konkrete Schritte vereinbart und Zuständigkeiten verteilt. Geplant ist zum Beispiel ein Paper, das die Grundlage für gemeinsame Monitoring-Projekte sein soll. Außerdem wollen wir zukünftig gemeinsame Lehrveranstaltungen mit mehreren Unis organisieren, ebenso wie Summer Schools und Erasmus-Projekte. Außerdem sollen alle Unis gleichzeitig auf ihrem Campus einen Baum pflanzen, der das Engagement für Biodiversität symbolisiert – gemeinsam wachsen!

Brit Köhler: Und wir wollen prüfen, welche Förderprogramme in Frage kommen, damit wir die Ideen auch langfristig umsetzen können. Unter dem Namen „Una Biodiversity“ wird die Initiative bald auch ein offizielles Projekt der Una-Europa-Allianz und bekommt ein eigenes Logo.

Was nehmen Sie für sich persönlich aus dem Workshop mit?

Theresa Langer: Wir haben viel darüber gelernt, wie man solch ein Event organisiert. Es steckt doch wesentlich mehr Arbeit dahinter, als man denkt. Allein die Planung der Sessions und die Abstimmung mit den Teilnehmenden war schon eine Herausforderung. Dieses Wissen – wie man Kontakte knüpft und eigene Interessen einbringt – können wir bestimmt später beruflich nutzen.

Jule Detmers: Es sind natürlich Dinge passiert, mit denen wir nicht gerechnet hatten. Am zweiten und dritten Tag hat zum Beispiel die BVG gestreikt. Die Leute konnten nicht mit den öffentlichen Verkehrsmitteln vom Hotel zum Workshop kommen. Einige sind zu Fuß gegangen, andere haben sich Taxis geteilt. Und wir haben versucht, Fahrgemeinschaften zu organisieren, damit alle trotzdem pünktlich da sein konnten.

Brit Köhler: Am Ende war ich erstaunt, dass es so viele konkrete Workshop-Ergebnisse gab und sich die nächsten Schritte so umsetzbar anfühlen. Alle sind sehr engagiert und motiviert und wollen weitermachen. Es war eine positive Stimmung im Raum, sehr offen und herzlich.

Als Studierende haben wir auf Augenhöhe mitgearbeitet und konnten unsere Ideen einbringen. Außerdem haben wir eine Einladung an die Universidad Complutense nach Madrid bekommen, die ein vorbildliches Biodiversitätsprogramm hat. Und wir nehmen ein paar Leistungspunkte für unser Masterstudium mit.

Die Fragen stellte Marion Kuka

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Una Europa vereint elf exzellente, forschungsstarke Universitäten, um die Universität der Zukunft zu gestalten. Die Allianz bietet Studierenden, Forschenden, Lehrenden und Verwaltungsmitarbeitern innovative Möglichkeiten zur internationalen Zusammenarbeit und Mobilität.

Una Europa verfolgt die Vision eines europäischen, inter-universitären Campus mit gemeinsamen Forschungs- und Lehrangeboten, die Grenzen, Sprachen und Disziplinen überwinden.

Zu den Mitgliedern dieser Allianz gehören die Freie Universität Berlin, die Università di Bologna, die University of Edinburgh, die KU Leuven, die Universidad Complutense de Madrid, die Uniwersytet Jagielloński in Kraków, die Universität Helsinki, die Université Paris 1 Panthéon-Sorbonne, die Universiteit Leiden, das University College Dublin und die Universität Zürich.