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Erneute Grabung in der Harnackstraße: Archäologen finden Knochenfragmente

Weitere Prüfung soll Aufschluss geben, ob es sich um menschliche Knochen handelt

10.11.2015

Bei einer erneuten Grabung in der Dahlemer Harnackstraße sind Knochenfragmente gefunden worden.

Bei einer erneuten Grabung in der Dahlemer Harnackstraße sind Knochenfragmente gefunden worden.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Ein Archäologenteam der Freien Universität hat bei einer erneuten Grabung in der Harnackstraße weitere Knochenfragmente gefunden. „Bei zumindest einem Teil der kleinteiligen Fragmente könnte es sich um menschliche Knochenreste handeln, dies müssen wir nun genauer prüfen“, sagte Professorin Susan Pollock, die die Grabungsarbeiten leitete. Die Knochenteile wurden im nahen Umfeld der Stelle gefunden, an der im Sommer 2014 bei Bauarbeiten schon einmal menschliche Knochen entdeckt worden waren. Gemeinsam mit dem Landesdenkmalamt Berlin und der Max-Planck-Gesellschaft (MPG) will die Freie Universität nun die weiteren Schritte nach den neuerlichen Funden beraten.

Die drei Institutionen – sie sind Teil einer von der Freien Universität eingerichteten Arbeitsgruppe – hatten sich darauf verständigt, am damaligen Fundort noch einmal zu graben, weil die freigelegten Knochen damals eingeäschert wurden, bevor ihre Herkunft geklärt werden konnte. Die Arbeitsgruppe war eingerichtet worden, um weitere Erkenntnisse über die mögliche Herkunft der im Sommer 2014 gefundenen Knochen zu gewinnen. Die Max-Planck-Gesellschaft ist in der Arbeitsgruppe vertreten, weil sie die Nachfolgerin der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft ist.

Wenige 100 Meter von der Fundstelle entfernt steht das Gebäude, in dem sich bis 1945 das Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik befand. Dorthin hatte der KZ-Arzt Josef Mengele bis Kriegsende Leichenteile von Menschen geschickt, die im Vernichtungslager Auschwitz ermordet worden waren. In dem Gebäude befand sich bis Kriegsende auch eine Sammlung menschlicher Gebeine aus kolonialen Zeiten.

Heute ist das Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft in dem Haus untergebracht. Die Fundstelle liegt am Rande des ehemaligen Gartengeländes einer Villa (heute Ihnestraße 24), die damals als Wohnhaus für den Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts diente.

Das Archäologenteam um Susan Pollock hat die Grabungsarbeiten mittlerweile abgeschlossen und wird einen Bericht über den neuen Fund erstellen. Bereits in den vergangenen Monaten wurden alle Bauarbeiten in der Nähe des Fundortes – wie etwa die Arbeiten für eine Erneuerung der Außenanlagen um die ehemalige „Direktorenvilla“ und die Reparatur einer defekten Rohrleitung unter der Harnackstraße – archäologisch begleitet.

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