Forschung und Lehre auf dem Blühenden Campus
Die Flockenblumen-Langhornbiene, hier auf einer Flockenblume am Hahn-Meitner-Bau in Dahlem, kommt in Deutschland fast ausschließlich in Berlin und Brandenburg vor. Bildquelle: Blühender Campus
Bildquelle: Blühender Campus
Gary Biodiversity Experiment an der OSI Bibliothek
Bildquelle: Blühender Campus
Yoga auf der Blühwiese
Bildquelle: Sophie Lokatis
Eine Beobachtungsstudie auf den wilden Flächen
Eine faunistische Erfassung von 2019 zeigte in nur einer Saison eine mehr als 10-fache Zunahme an Insekten auf 10 nur noch einmal gemähten, über den Campus verteilten Flächen. Die besonders großen zusammenhängenden Flächen im Bereich der Van't-Hoff-Straße zeigten sogar eine etwa 18-fache Zunahme nach einer Saison, und fast 40-fache Zunahme an Insekten nach zwei Jahren. Geschütze und bedrohte Arten konnten wir fast ausschließlich auf den neu entstandenen Blühflächen finden. Dort lassen sich viele, zum Teil seltene Wildbienenarten, wie die Flockenblumen-Langhornbiene und die Zwerg-Wollbiene beobachten. Viele Heuschreckenarten, darunter die, wie der Name sagt, sehr schöne italienische Schönschrecke, finden auf den neu entstandenen Flächen einen Lebensraum. Bodenbrütende Wildbienen und Grabwespen, darunter auch Sphex funerarius (die größte deutsche Grabwespe) nisten in den etwas offeneren Bereichen. Seit Projektbeginn kooperieren wir mit dem an unsere Flächen in Dahlem angrenzenden Fritz-Haber-Institut der Max-Planck-Gesellschaft, das eine eigene Fläche seit 2020 mit Sense pflegt. Seit 2021 werden auch auf dem Geo-Campus Lankwitz, sowie auf dem veterinärmedizinischen Campus Düppel große Bereiche nur noch 1-3-mal im Jahr mit Balkenmäher gemäht und von den Nachhaltigkeits-Gruppen vor Ort betreut.
Ein Feldexperiment zum Erhalt der Biodiversität und Verbesserung der Trockenheitsresistenz im Boden
Das im März 2023 gestartete Feldexperiment vor der Bibliothek für Sozialwissenschaften und Osteuropastudien verbindet Themen des Blühenden Campus mit der Forschung. Auf einer unserer Flächen wurde auf Anregung der Bibliotheksmitarbeitenden von der AG Rillig, Ökologie der Pflanzen, ein Experiment installiert. Es besteht aus 70 experimentelle Einheiten in denen der Boden mit Biokohle, Ton, Mykorrhiza, Silikat oder Kompost versetzt wurde, einzeln oder in Kombination. Die Saatgutmischung, die ausgebracht wurde, wurde entwickelt, um Wildbienen und anderen Bestäubern Nahrung zu bieten. Dieses Forschungsprojekt fußt auf der gemeinschaftlichen Arbeit vieler Akteure und wird Teil von Dissertationen, Master- und Bachelorarbeiten. In der Lehre wird im Abschlussjahr des Experiments die Bestäuber-Visitationsrate durch 200 Studierende des Basismoduls Ökologie gemessen.
Biodiversität und menschliches Wohlbefinden?
Im Rahmen des Multispecies Living Lab findet nun auch Forschung zum Einfluss von Biodiversität auf das menschliche Wohlbefinden statt! Die Stadtökologin Prof. Dr. Tanja Straka und der Psychologe Dr. Jan Keller haben sich dafür zusammengeschlossen, zu erforschen, was die Interaktion mit Wildtieren mit Studierenden macht.
Lehre und Abschlussarbeiten
Die artenreichen Wiesen werden auch in der Lehre genutzt. Im Aufbaumodul Organismische Biologie beispielsweise werden Insekten beprobt und bestimmt und das ABV Modul Campus Natur beschäftigt sich einzig mit Artengruppen, Naturschutz und Öffentlichkeitsarbeit auf dem Campus der Freien Universität Berlin.
Auch Forschungsprojekte und Abschlussarbeiten können an verschiedenen Lehrstühlen und Fachbereichen mit Bezug zum Blühenden Campus durchgeführt werden. Beispiele für bisher abgeschlossen Bachelor- und Masterarbeiten finden sich in der Biologie (Thema: Blühspektren auf Flächen mit Spontanvegetation und neu ausgesähten Flächen der Berliner Bestäuberstrategie, Kooperation mit dem Projekt "Berlin blüht auf - mehr Bienen für Berlin"), den Erziehungswissenschaften (Thema: Bildungsformate in der Natur- und Umweltbildung während der Pandemie) oder in der Ethnografie (Thema: Mensch-Natur-Interaktion und der Wildnisbegriff).