Hintergrund
Der Verlust an biologischer Vielfalt hat in den letzten Jahrzehnten eine bedrohliche Geschwindigkeit erreicht. Insbesondere das Insektensterben steht seit der Veröffentlichung der Krefeld-Studie aus dem Jahr 2017 im Fokus der Öffentlichkeit. Darin wurde der Verlust von ca. 3/4 der Fluginsektenbiomasse innerhalb von drei Jahrzehnten dokumentiert. Weitere Studien zeigen ähnliche Verluste über alle taxonomischen Gruppen hinweg. Das Massensterben betrifft also bei Weitem nicht mehr nur seltene Arten und exotische Wildtiere, sondern auch ehemals weit verbreitete Arten, ein Phänomen, das man Defaunisierung nennt. Ein weiteres Ergebnis der Krefeld-Studie ist, dass selbst die Schutzgebiete diesen Verlust nicht aufhalten konnten, denn die Untersuchungsgebiete selbst standen größtenteils unter Natur- und Landschaftsschutz. Dies bedeutet, dass vereinzelte und verinselte Schutzmaßnahmen den Verlust biologischer Vielfalt keinesfalls stoppen können, es braucht also größere systemische Veränderungen.
Die Biodiversitätskrise hat schwerwiegende Folgen auf die Funktion und Stabilität unserer Ökosysteme und wird mittlerweile oft als „Zwilling“ der Klimakrise bezeichnet. Beide ökologischen Krisen können nicht mehr separat gedacht werden. Der Klimawandel wird das Artensterben weiter beschleunigen, gleichzeitig sind intakte Ökosysteme widerstandsfähiger gegenüber klimatischen Veränderungen. „The diversity of nature maintains humanity’s ability to choose alternatives in the face of an uncertain future”; bringt es der im Sommer 2019 veröffentlichte Bericht des IPBES (International Panel for Biodiversity and Ecosystem Services) auf den Punkt. Und das gilt ganz besonders für den Lebensraum, der am dichtesten von Menschen besiedelt ist: urbane Ökosysteme.
Für eine nachhaltige Stadtentwicklung im Sinne der Sustainable Development Goals (SDGs) ist der Erhalt und die Förderung von Biodiversität integraler Bestandteil. Vor allem der Verlust geeigneter Habitate macht vielen Arten zu schaffen, daher können und müssen städtische Lebensräume hier eine wichtige Ausgleichsfunktion erfüllen. Habitate in der Freien Landschaft werden durch menschliche Aktivitäten zurückgedrängt. Flächenversiegelung, verschiedene Arten von Verschmutzung und eine übertriebene Ordnung und Pflege vieler Flächen zählen zu den Haupttreibern des Biotopverlustes in der Stadt. Genau hier setzt die Initiative an - der Blühende Campus ist unserer Beitrag, menschliches Zusammenleben und funktionierender Ökosysteme in Einklang zu bringen.