2015
Ihr Abitur haben Nikolai, Tabea, Julian und Ela zwar noch nicht in der Tasche – dafür können sie eine Auftragslage vorweisen, auf die manch Jungunternehmer neidisch wäre. Für die Veterinärmedizin der Freien Universität sollen sie Schulkinder fit machen im richtigen Umgang mit Lebensmitteln. Denn wer lernt, wie Fleisch, Gemüse oder Käse richtig zubereitet oder gelagert werden, der verhindert auch, dass sich darüber krankmachende Keime ausbreiten. „Die Sensibilisierung für das Thema Lebensmittelhygiene muss frühzeitig anfangen“, sagt Marcus Doherr, Leiter des Instituts für Veterinär-Epidemiologie und Biometrie an der Freien Universität und Auftraggeber. „Weil wir gerade junge Menschen erreichen wollen, ergibt es besonders viel Sinn für uns, mit Schülern zusammenzuarbeiten“, so Doherr weiter.
Um herauszufinden, wie viel Schüler über einen hygienischen Umgang mit Lebensmitteln bereits wissen und wo es besonders viel Aufklärung bedarf, haben die vier Schüler des Thomas-Mann-Gymnasiums im Märkischen Viertel in Berlin-Reinickendorf einen Fragebogen entworfen und an Schulen verteilt. Ende des Jahres wird die Gruppe ihre Ergebnisse ihrem Auftraggeber präsentieren und konkrete Lösungsvorschläge aufzeigen. „In der Schule gibt es wenig Gelegenheiten, Projekte so selbstständig zu erarbeiten wie hier“, sagt Julian. Er und seine drei Team-Partner nutzen das Programm auch zur Berufsorientierung. Noch wissen die vier nicht ganz sicher, welche Richtung sie nach dem Abitur einschlagen möchten. In dem Projekt können sie die Universität kennenlernen, und zeitgleich in die Rolle eines Start-Ups schlüpfen.
Unternehmerische Kompetenzen und Orientierungshilfe
Bei Lab2Venturegehe es nicht darum, schon im Schulalter ein Unternehmen zu gründen, erklärt Petra Skiebe-Corrette, die am Fachbereich Biologie, Chemie und Pharmazie das Schülerlabor NatLab leitet und auch Lab2Venture betreut. „Es geht darum, dass sich Schülerinnen und Schüler einen Auftrag zu eigen machen, und diesen versuchen umzusetzen.“ Kreativität, Mut, Selbstvertrauen, die Fähigkeit Kritik einzustecken und mit dem Auftraggeber und Team zu kommunizieren –all das seien unternehmerische Kompetenzen, von denen die Schülerinnen und Schüler auch außerhalb eines möglichen Gründerdaseins profitieren werden, sind sich die Veranstalter einig.
Schülerlabore helfen bei der Umsetzung
„Die Projektarbeit mit Ernstcharakter, also das Ausführen tatsächlicher Aufträge von echten Auftraggebern, gibt jungen Menschen die Möglichkeit, ihr eigenes Projekt zu stemmen“, sagt Martina Parrisius vom TheoPrax-Zentrum des Fraunhofer Institut für Chemische Technologie, das neben der Kinder- und Jugendstiftung und dem LernortLabor – Bundesverband der Schülerlabore e.V., zu den Partnern des Lab2Ventures zählt. Auftraggeber für Berlin sind neben der Freien Universität unter anderem das Schülerlabor „Gläsernes Labor“ vom Campus Berlin-Buch und die Naturschutzorganisation WWF Deutschland. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie fördert das seit Anfang 2015 bestehende Programm. Zwölf deutsche Schülerlabore helfen den Schülern bei der Umsetzung ihrer Projekte, zwei davon in Berlin. Neben dem Schülerforschungszentrum der Lise-Meitner-Schule unterstützt das NatLab der Freien Universität die Projekte.