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„China aus einer wirklich chinesischen Perspektive“

Bewerbung bis 15. Dezember: Vollstipendien für den Masterstudiengang China Studies an der Peking Universität auch ohne Chinesisch-Vorkenntnisse

04.12.2015

Bei einer Studienreise nach Xi’An erhielten die Studierenden der Yenching Academy eine Führung durch das Steinsäulen-Museum, das besonders alte Kalligrafien zeigt.

Bei einer Studienreise nach Xi’An erhielten die Studierenden der Yenching Academy eine Führung durch das Steinsäulen-Museum, das besonders alte Kalligrafien zeigt.
Bildquelle: Privat

Ricarda Brosch war eine von fast 100 Stipendiaten, die als erster Jahrgang der Yenching Academy an der Peking Universität studiert haben.

Ricarda Brosch war eine von fast 100 Stipendiaten, die als erster Jahrgang der Yenching Academy an der Peking Universität studiert haben.
Bildquelle: Privat

Brasilien, Mexiko, Türkei, China, USA, Irland und Belgien: Ricarda Broschs Freunde kommen aus allen Ecken der Welt. Fast 100 Stipendiaten studieren an der Yenching Academy. Sie sind der erste Jahrgang des internationalen Kollegs an der Peking Universität. Innerhalb eines Jahres erlangen sie dort einen interdisziplinären Masterabschluss in China Studies, lernen Chinesisch und können das Land entdecken. Vom Flug über die Unterkunft bis hin zu Studienreisen und studentischen Projekten wird alles bezahlt – „eine einmalige Chance und ein Riesenluxus“, findet Ricarda Brosch, die ihren Bachelor in Ostasiatischer Kunstgeschichte an der Freien Universität Berlin gemacht hat.

Nicht nur die Nationalitäten, auch die Fachrichtungen der Stipendiaten an der Yenching Academy sorgen für große Vielfalt. Politologen und Ingenieure sind dort ebenso vertreten wie Archäologen, Wirtschaftswissenschaftler und Literaturwissenschaftler. In dem einjährigen Masterprogramm müssen sie einen Schwerpunkt wählen. Viele entscheiden sich für Internationale Beziehungen, Recht oder Management. Ricarda Brosch dagegen konzentriert sich auf Geschichte und Archäologie.

Das Studium ist zeitaufwendig: „Man muss sich auf viel Lesestoff gefasst machen“, sagt Ricarda Brosch. Neben den Kursen in englischer Sprache lernt sie Chinesisch, sechs Stunden in der Woche, davon zwei Stunden mit einem sogenannten Language-Partner, mit welchem man den Unterricht frei gestalten kann. Auch in ihrer Freizeit ist Ricarda Brosch gut beschäftigt: An der Universität spielt sie regelmäßig Tennis, außerdem engagiert sie sich ehrenamtlich in der Voluntary Work Society, fährt in die Dörfer rund um Peking und gibt Englischunterricht.

Zusammenhalt wie in einer Familie

Ein so intensives Programm schweiße die Stipendiaten zusammen, sagt Ricarda Brosch: „Ich bin erst seit drei Monaten hier, doch es fühlt sich viel länger an.“ Die Kommilitonen seien für sie wie eine Familie: „Sie sind mir näher als manche Freunde in Deutschland, die ich bereits seit drei Jahren kenne.“ Auch Weihnachten möchte Ricarda Brosch mit ihren Kommilitonen feiern. Sie plant, ein kleines Krippenspiel aufzuführen und mit der ganzen Academy essen zu gehen.

Für studentische Initiativen dieser Art hält die Yenching Academy umfangreiche Fördermittel bereit. Manche Studierenden unternehmen Ausflüge, etwa zu den Yungang-Grotten, in deren Höhlen berühmte Buddha-Statuen und Wandmalereien erhalten sind. Auch die Kosten für eine einwöchige Studienreise des ganzen Jahrgangs nach Xi’an, der ehemaligen Hauptstadt des chinesischen Kaiserreichs in Zentralchina, hat die Academy komplett übernommen, mitsamt Hotel, Besichtigungen und Führungen.

Ricarda Brosch genießt besonders den Perspektivenwechsel, für den das Studium in China sorgt. „Anders als in Deutschland betreiben wir hier Chinastudien aus einer wirklich chinesischen Perspektive“, sagt sie. Viele der Professoren hätten ihre Ausbildung zwar im Ausland gemacht, oftmals an amerikanischen Eliteuniversitäten, seien aber alle chinesischer Herkunft.

„Kritische Fragen sind ausdrücklich erwünscht“

Auf die Frage, ob ein freies Studium in China überhaupt möglich sei – in einem Land, das die öffentliche Meinung zensiert und Kritik an den autokratischen Machtstrukturen unterbindet – gibt Ricarda Brosch eine überraschende Antwort: An der Yenching Academy würden die Studierenden zum kritischen Hinterfragen angehalten. Das habe sie selbst erstaunt: „Es gibt keine Frage, die nicht gestellt werden kann“, sagt die Studentin. Man müsse zwar manchmal damit rechnen, keine Antwort zu bekommen. „Aber dann hat man die Frage wahrscheinlich nicht geschickt genug formuliert“, erläutert Ricarda Brosch.

Nach dem Master in Peking plant Ricarda Brosch, für mindestens ein weiteres Jahr in China zu bleiben, um ihre Chinesischkenntnisse zu vertiefen. Anschließend möchte sie in Kunstgeschichte promovieren – mit chinesischer Kunst als Schwerpunkt. Ob in China oder Deutschland stehe jedoch noch nicht fest. Für die Zukunft kann sie sich die Arbeit in einem Auktionshaus gut vorstellen.

Weitere Informationen

Bewerbungen noch bis 15. Dezember möglich

Für eine Bewerbung an der Yenching Academy sind ein Bachelorabschluss in einem Fach der Wahl und gute Englischkenntnisse nötig. Chinesischkenntnisse werden nicht vorausgesetzt. Es ist möglich, das Studienjahr in ein Masterstudium an der Freien Universität zu integrieren. Bewerberinnen und Bewerber unter 25 Jahren werden bevorzugt. Die Bewerbungsfrist endet am 15. Dezember 2015.

Weitere Informationen bietet das Büro für Internationale Studierendenmobilität.