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So bewegt sich die Freie Universität

Ergebnisse der zweiten Mobilitätsumfrage zeigen: Mehr Fahrradnutzung und steigende Zufriedenheit mit der Campuserreichbarkeit – bei Barrierefreiheit besteht Nachholbedarf

29.10.2025

Die Freie Universität ist eine Uni der öffentlichen Verkehrsmittel. Die meisten Studierenden und Beschäftigten kommen mit Bus und Bahn zum Campus.

Die Freie Universität ist eine Uni der öffentlichen Verkehrsmittel. Die meisten Studierenden und Beschäftigten kommen mit Bus und Bahn zum Campus.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Wie kommen Sie an die Freie Universität? Was könnte die Uni tun, um die Anfahrt zu erleichtern und klimafreundlicher zu gestalten? Das wollte die Stabsstelle Nachhaltigkeit und Energie in ihrer zweiten universitätsweiten Mobilitätsumfrage von Studierenden und Beschäftigten wissen. Neu war diesmal der Fokus auf inklusive Mobilität und Barrierefreiheit.

Auf Grundlage der Umfrage arbeiten Stabsstellenleiter Andreas Wanke und Mobilitätskoordinatorin Janet Wagner daran, die Mobilität auf dem Campus noch rad-, fuß- und klimafreundlicher zu gestalten. Im Interview stellen sie die Ergebnisse vor.

Umfrage-Ergebnisse auf einen Blick
Drei Jahre nach der ersten Erhebung haben 3 300 Studierende, Promovierende, Lehrende und andere Beschäftigte an der zweiten Mobilitätsumfrage teilgenommen. Insgesamt schickten sie 5 500 Hinweise und Ideen zurück.
62 Prozent der Wege werden mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Campus zurückgelegt, 24 Prozent mit dem Fahrrad, 12 Prozent mit dem Auto und nur zwei Prozent zu Fuß. Zeitersparnis ist für knapp drei Viertel das Hauptmotiv bei der Wahl des Verkehrsmittels. Klima- und Umweltschutz spielen immerhin für 44 Prozent der Befragten eine Rolle. Insgesamt bewerten rund 60 Prozent der Befragten die Erreichbarkeit der Universität mit gut oder sehr gut.
Durch die Anfahrt mit dem Auto entstehen jährlich 3 995 Tonnen Kohlendioxid. Das entspricht etwa drei Vierteln aller Treibhausgasemissionen, die der Campusbetrieb verursacht.
Zum ersten Mal wurde auch nach inklusiver Mobilität gefragt. 15 Prozent der Befragten gaben mindestens leichte Einschränkungen in ihrer Mobilität an. Die Barrierefreiheit wurde insgesamt mit der Note befriedigend bewertet, wobei die Befragten insbesondere Mängel beim öffentlichen Nahverkehr benannt haben.

Herr Wanke, 2022 hat die Stabsstelle Nachhaltigkeit und Energie schon einmal eine Mobilitätsumfrage durchgeführt. Warum jetzt wieder?

Hat selbst gar kein Auto: Andreas Wanke, Leiter der Stabsstelle Nachhaltigkeit und Energie

Hat selbst gar kein Auto: Andreas Wanke, Leiter der Stabsstelle Nachhaltigkeit und Energie
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Andreas Wanke: Ganz einfach: Weil wir die Muster und die Entwicklung unserer Mobilität – und auch ihre Auswirkungen auf Umwelt und Klima – genau kennen müssen, um gezielte Maßnahmen ableiten zu können. Außerdem ist es uns wichtig, die Ideen und Vorschläge der Studierenden und Beschäftigten zu erfassen.

Die letzte Umfrage, die ja noch in die Coronazeit fiel, hatte bereits konkrete Folgen: Wir konnten erfolgreich Fördermittel einwerben, mit denen wir nun unsere Fahrradinfrastruktur verbessern. Und die neue Umfrage zeigt uns: Wir müssen künftig noch stärker mit den Universitätsangehörigen über Mobilitätsfragen ins Gespräch kommen.

Sie haben diesmal mit Forschenden vom Fachbereich Erziehungswissenschaft und Psychologie zusammengearbeitet. Welche Vorteile hatte das?

Andreas Wanke: Wir haben die Umfrage gemeinsam mit Wissenschaftler*innen der Nachwuchsgruppe AMBER (Aktive Mobilität zur Förderung von Gesundheit und Umweltschutz) und der FU-Diagnostik konzipiert und ausgewertet. So kamen nicht nur eine erweiterte wissenschaftliche Expertise, sondern auch neue Fragen zu Mobilität, Gesundheit und Inklusion hinzu, die direkt in die Umfrage eingeflossen sind. Letztlich ist die Zusammenarbeit auch ein Beispiel für ein gelungenes Living Lab. Wir zeigen damit, dass die Zukunftsfähigkeit der Universität ein gemeinsames Thema von Forschenden und Verwaltungsmitarbeitenden ist.

Frau Wagner, wie kommen Studierende und Beschäftigte denn zur Freien Universität? Hat sich seit der letzten Befragung etwas verändert?

Managerin für Mobilität: Janet Wagner von der Stabsstelle Nachhaltigkeit und Energie

Managerin für Mobilität: Janet Wagner von der Stabsstelle Nachhaltigkeit und Energie
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Janet Wagner: Nach wie vor kommen die meisten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, daran hat sich nichts geändert. Der Anteil ist leicht von 67 auf 62 Prozent gesunken, was auch daran liegen dürfte, dass wir diesmal genauer nach Anwesenheitstagen gefragt haben. Besonders erfreulich: 24 Prozent der Wege werden mit dem Fahrrad zurückgelegt, und die Zufriedenheit mit der Erreichbarkeit unserer Hauptstandorte in Dahlem, Düppel und Lankwitz ist seit der letzten Umfrage um etwa zehn Prozent gestiegen.

Wenn bereits 86Prozent die „Öffis“ oder das Rad nutzen, ist da in puncto klimafreundliche Anfahrt überhaupt noch Luft nach oben?

Andreas Wanke: Ja, durchaus. Obwohl der motorisierte Individualverkehr „nur“ 12 Prozent Anteil hat, entstehen dadurch rund 4 000 Tonnen CO2 im Jahr. Das entspricht rund 80 Prozent der Treibhausgasemissionen unserer gesamten Wärmeversorgung. Schon allein deshalb ist das Thema relevant. Wir können vieles tun, beispielsweise positive Beispiele sichtbarer machen und als Universität den Umstieg auf E-Mobilität weiter fördern. Schon jetzt sind die CO2-Emissionen des FU-Fuhrparks durch die Umstellung auf E-Autos seit 2019 um 71 Prozent zurückgegangen.

Die Umfrage hatte auch ein offenes Kommentarfeld. Welche Wünsche wurden besonders oft genannt?

Andreas Wanke: Ein Viertel aller Befragten hat mehr als 5 500 Einzelhinweise formuliert. Das belegt, wie relevant dieses Thema für Studierende und Beschäftigte ist – und wie groß der Wunsch nach Austausch und Mitgestaltung. Rund ein Fünftel der Hinweise betreffen beispielswiese Ideen, wie die Universitätsangehörigen besser in die Gestaltung dieses Handlungsfelds eingebunden werden könnten. Fast genauso viele machen sich Gedanken über konkrete Verbesserungen der Fahrradmobilität.

Was sind das für Vorschläge?

Janet Wagner: Viele wünschen sich sichere Fahrradrouten, mehr überdachte Stellplätze und zusätzliche Fahrradständer auf dem Campus. Wir hoffen, dass wir mit unserem Förderprojekt FUturRad eine direkte Antwort geben können.

Universitätsweit werden wir sechs neue Fahrradüberdachungen und fast 700 neue Fahrradbügel installieren. Wir haben 18 E-Lastenräder und 35 normale Diensträder angeschafft, die seit Kurzem im Einsatz sind. Auch vier Reparatursäulen stehen schon – sie werden gut angenommen! Außerdem informieren wir inzwischen deutlich stärker zu Mobilitätsthemen an der FU.

Zwei von 53 neuen Diensträdern auf dem Campus

Zwei von 53 neuen Diensträdern auf dem Campus
Bildquelle: Janet Wagner

Gibt es Unterschiede zwischen Studierenden und Mitarbeitenden?

Janet Wagner: Die meisten Studierenden wohnen nicht im Südwesten Berlins. Dadurch ergeben sich längere Anfahrtswege, im Schnitt 15 Kilometer. Immerhin ist die Entfernung im Vergleich zur Umfrage von 2022 um etwa zwei Kilometer zurückgegangen.

In Gesprächen mit Studierenden weise ich gern auf die vielen Jelbi-Punkte auf dem FU-Campus hin. Viele nutzen die Sharing-Angebote, etwa E-Roller oder Fahrräder, um zwischen den Vorlesungen schnell von A nach B zu kommen.

Bei den Beschäftigten sieht es etwas anders aus. Viele haben ihr eigenes Fahrrad dabei, und ein großer Teil wohnt tatsächlich im Südwesten Berlins. Diese Nähe zum Campus ist ein deutlicher Unterschied zwischen den beiden Gruppen.

In der Thielallee entsteht gerade ein neuer 1,2Kilometer langer Fahrradstreifen, der bis zum FU-Hauptcampus führt. Braucht es mehr solcher Projekte, damit noch mehr Menschen aufs Fahrrad umsteigen?

Janet Wagner: Absolut! Nahezu 60 Prozent der Befragten wünschen sich mehr und vor allem sicherere Radwege. Der Ausbau der Thielallee ist ein guter Anfang. Schaut man sich aber die umliegenden Straßen an – Altensteinstraße, Drakestraße, Königin-Luise-Straße – besteht dort noch großer Bedarf an sicheren Radfahrwegen. Da kann und muss sich einiges verbessern.

Ersetzt den Kleintransporter: Der Fahrradanhänger mit Elektromotor ist seit März auf dem Campus Düppel im Einsatz

Ersetzt den Kleintransporter: Der Fahrradanhänger mit Elektromotor ist seit März auf dem Campus Düppel im Einsatz
Bildquelle: Fachbereich Veterinärmedizin / Freie Universität Berlin

Welche Projekte hat die Uni schon umgesetzt, um das Radfahren attraktiver zu machen?

Andreas Wanke: Zum einen das bereits erwähnte Förderprojekt FUturRad, das wir zusammen mit der Technischen Abteilung erfolgreich beim Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz eingeworben haben. Mit diesem Förderprojekt investieren wir rund 810 000 Euro in den Ausbau der Fahrradinfrastruktur sowie in eine verbesserte Mobilitätskommunikation, wie etwa Workshops zu sicheren Fahrradrouten zur Universität oder Trainings mit Lastenrädern.

In Abstimmung mit der BVG haben wir außerdem mehrere Jelbi-Punkte auf dem Dahlemer Campus eingerichtet. So lassen sich ganz unkompliziert die verschiedenen Sharing-Angebote nutzen. Ein weiterer Jelbi-Standort ist vor Kurzem in Lankwitz dazugekommen, am Campus Düppel plant der Bezirk bereits die nächste Station.

Janet Wagner nimmt regelmäßig an den Treffen des bezirklichen Mobilitätsrates teil. So können wir unsere Interessen und unseren Bedarf direkt mit der Mobilitätsplanung des Bezirks verzahnen.

Erstmals wurde in einer Umfrage an der Freien Universität auch die Barrierefreiheit systematisch erfasst. Wie zufrieden sind Studierende und Mitarbeitende mit der ungehinderten Mobilität zum und auf dem Campus?

Janet Wagner: 15 Prozent der Befragten gaben an, dass sie leichte Einschränkungen in ihrer Mobilität haben. Es gab außerdem viele Kommentare und Hinweise, die zeigen, dass sowohl in den öffentlichen Verkehrsmitteln als auch auf Gehwegen und Straßen Verbesserungsbedarf besteht.

Die universitätsbezogenen Hinweise werden wir an unserer Universität mit den zuständigen Stellen besprechen. Einige Anregungen nehme ich mit in den Mobilitätsrat des Bezirks. Dort wird das Thema Barrierefreiheit regelmäßig mit Betroffenenvertretungen besprochen. Wir haben derzeit einen sehr engagierten Stadtrat, der sich diesen Themen intensiv widmet. Und auch wir bleiben selbstverständlich weiter dran.

Insgesamt bekam die Erreichbarkeit der Freien Universität Berlin in der Umfrage übrigens die Note 2,5. Mit dieser Note kann man zufrieden sein, es zeigt aber noch Verbesserungspotenzial für die Zukunft.

Die Fragen stellte Sören Maahs

Weitere Informationen

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