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Doppelmaulschlüssel stets griffbereit

4 von 24 in Berlin: Auf dem Campus der Freien Universität stehen neue Fahrradreparatursäulen – eine von vielen Maßnahmen für klimafreundliche Mobilität

04.06.2025

Gewusst wie: Universitätspräsident Günter M. Ziegler (r.) und Rebecca Rongstock (l.)  testen die neue Fahrradreparatursäule in der Garystraße.

Gewusst wie: Universitätspräsident Günter M. Ziegler (r.) und Rebecca Rongstock (l.) testen die neue Fahrradreparatursäule in der Garystraße.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Man findet sie in der Garystraße 21, im Rudi-Dutschke-Weg nahe der Holzlaube sowie auf dem Campus Lankwitz und dem Campus Düppel: Vier Reparatursäulen haben die Stabsstelle Nachhaltigkeit und Energie und die Technische Abteilung der Freien Universität rechtzeitig zur Fahrrad-Hauptsaison eingerichtet. Ob Schlitz- oder Kreuzschlitzschraubendreher, Einmaul- oder Doppelmaulschlüssel, Reifenheber, Zange, Inbus- oder TORX-Schlüsselsatz – alles da für die Erste Hilfe am Drahtesel, natürlich auch eine Handpumpe mit Adaptern für verschiedene Reifen. „In Berlin gibt es insgesamt 24 solcher Stationen“, sagt Andreas Wanke, Leiter der Stabsstelle Nachhaltigkeit und Energie der Freien Universität Berlin. „Vier davon stehen nun bei uns.“

Förderung für weitere Maßnahmen kommt aus dem Programm der Nationalen Klimaschutzinitiative (NKI) des Bundeswirtschaftsministeriums: Im Projekt „FUturRad“ fließen Investitionen von insgesamt mehr als 810.000 Euro in fahrradfreundliche Mobilität rund um die Universität. „Wir bestellen gerade 35 Diensträder und 18 E-Lastenräder, die bald an Fachbereiche und Einrichtungen gehen“, berichtet Janet Wagner, Mobilitätskoordinatorin an der Stabsstelle.

E-Lastenräder für Transporte

Die E-Lastenräder werden unter anderem die Technische Abteilung und die Servicestelle für Gebäude- und Grundstücksmanagement nutzen, deren Mitarbeiter regelmäßig Material und Werkzeug transportieren. Auch die Hausmeister der Fachbereiche können sie einsetzen. Die Stabsstelle Nachhaltigkeit und Energie stellt zusätzlich ein E-Lastenrad zur Ausleihe bereit. Für den Campus Düppel hatten die Beschäftigten der Veterinärmedizin einen Fahrradanhänger gewünscht. Seit Anfang März ergänzt „eCarla Cargo“ dort ein bereits vorhandenes Lastenrad. Auch die Diensträder werden Beschäftigten künftig für Fahrten zur Verfügung stehen. Außerdem sorgen zwei überdachte Abstellplätze und 650 neue Fahrradbügel an Standorten mit Bedarf bald für sicheres und bequemes Parken.

Workshops und praktische Tipps

Doch eine gute Infrastruktur allein reicht nicht, um mehr Menschen aufs Rad zu bringen. Deshalb organisiert Janet Wagner auch Workshops zur Mobilität und Trainings für das Fahren mit E-Lastenrädern. „Wir wollen zum Thema Fahrradmobilität breit informieren und praktische Tipps geben, etwa wie man am besten von Kreuzberg mit dem Fahrrad zur Uni kommt“, erklärt sie.

Masterplan für klimaschonende Mobilität: Der FU-Campus wird immer fahrradfreundlicher.

Masterplan für klimaschonende Mobilität: Der FU-Campus wird immer fahrradfreundlicher.
Bildquelle: Marion Kuka / Canva

Andreas Wanke radelt fast täglich zur Arbeit. „Ich wohne in Schöneberg und nehme den Südwestkorso nach Dahlem – ein schöner Weg!“ Morgens genießt er die frische Luft und abends nutzt er die Fahrt als angenehme Übergangszeit zwischen Arbeit und Freizeit, die leichte Bewegung hilft ihm abzuschalten. Wichtige Impulse für einen Umstieg aufs Rad kämen auch von Beschäftigten und Studierenden, berichtet er, etwa von der Selbsthilfe-Werkstatt FUrad in der Fabeckstraße.

Solidarisch werkeln und recyceln

Dort hat Otto Winkler gerade Schicht. Der 19-Jährige hat im vergangenen Jahr Abitur gemacht, beginnt im Herbst ein Produktdesign-Studium an der Kunsthochschule Weißensee und hilft ehrenamtlich in der Werkstatt. Fahrräder haben ihn schon immer begeistert. Vor Kurzem hat er sich ein individuelles Rennrad auf einem alten Bianchi-Rahmen aufgebaut und selbst lackiert. „Man spart viel Geld und hat ein individuelles Rad“, sagt er. Kommerzielle Werkstätten teilen ihr Wissen und Werkzeug aber nur ungern, weil sie damit Geld verdienen wollen. So kam Otto zu FUrad – und blieb.

Otto Winkler hilft ehrenamtlich in der Selbsthilfe-Werkstatt FUrad.

Otto Winkler hilft ehrenamtlich in der Selbsthilfe-Werkstatt FUrad.

Die Werkstatt läuft gut: An einem Donnerstagnachmittag im Juni schrauben rund 15 Studierende an ihren aufgebockten Rädern im Hof. Um die Werkstatt besser ausstatten zu können, bewarb sich das FUrad-Team beim universitätsinternen FUturist-Wettbewerb – und gewann. „Von den 5.000 Euro haben wir schon die Hälfte ausgegeben, unter anderem für ein neues Schwerlastregal“, erzählt Otto Winkler. Das war dringend nötig, denn zuvor stapelten sich zu viele Fahrradteile in zwei kleinen, wackeligen Schränken aus Spanplatten.

Lagerplatz ist knapp

Aus alten Rahmen und neuen Teilen bauen die FUrad-Mitglieder verkehrstüchtige Fahrräder, die sie zu einem Solidaritätspreis an Studierende verkaufen. „Wir bekommen viele Alträder als Materialspenden zum Ausschlachten, aber wir haben keinen Platz mehr, sie zu lagern“, sagt der Fahrradschrauber. Der Keller in einem Erdhügel hinter dem Haus fiel wegen Schimmelbefall aus. Der Ersatzraum ist viel zu klein und so feucht, dass es dort wahrscheinlich auch bald schimmeln wird. „Ein trockener, abschließbarer, wettergeschützter Lagerraum in der Nähe wäre ideal“, ergänzt er. Um die schmale Werkstatt zu erweitern, hat das Team eine mobile Werkzeugwand gebaut, die bei gutem Wetter draußen steht. Viele andere Ideen, etwa die Anschaffung eines Sandstrahlers, scheitern bis jetzt jedoch am Platzmangel.

Neue Mitglieder sind bei FUrad stets willkommen: „Prüfungen und Jobs lassen in manchen Phasen weniger Zeit für die ehrenamtliche Arbeit in der Werkstatt. Da hilft es, ein großes Team von Leuten zu haben, die auch länger als ein Semester bleiben wollen.“

Öffnungszeit für FLINTA

Seit Ende Mai bietet Teammitglied Emma Stingele einmal im Monat eine Öffnungszeit nur für FLINTA-Personen an – Frauen, Lesben, intergeschlechtliche, nichtbinäre, transgeschlechtliche und agender Personen. Damit möchte FUrad Menschen ansprechen, die sich bisher vielleicht nicht in die Werkstatt getraut haben. „Unser Team besteht ja überwiegend aus Männern“, sagt Otto Winkler. „Manche FLINTA-Personen haben vielleicht schon schlechte Erfahrungen in einem ähnlichen Kontext gemacht und wurden mit Vorurteilen über ihre technischen Fähigkeiten konfrontiert.“

Hat Otto mit seiner Fahrrad-Leidenschaft schon jemanden inspiriert, das Auto gegen ein Rad zu tauschen? „Das versuche ich ständig“, sagt er. Für eine Freundin, die vor allem Auto fährt, baut er gerade ein individuelles Rad zusammen.

Mitsprache beim Bezirk

Managerin für Mobilität: Janet Wagner von der Stabsstelle Nachhaltigkeit und Energie

Managerin für Mobilität: Janet Wagner von der Stabsstelle Nachhaltigkeit und Energie

Um auch auf den Bezirk einzuwirken, sitzt Projektkoordinatorin Janet Wagner für die Freie Universität im Mobilitätsrat von Steglitz-Zehlendorf. Die Situation der Fahrradwege entwickele sich insgesamt positiv, wenn auch nur in kleinen Schritten, sagt sie. In der Habelschwerdter Allee sei der farblich markierte Radweg eine echte Verbesserung, auch in der Thielallee solle demnächst ein Fahrradweg entstehen. In der Fabeckstraße, Königin-Luise-Straße und Altensteinstraße gebe es dagegen noch die alten schmalen, holprigen Wege auf den Gehwegen.

Mobilitätsumfrage soll neue Erkenntnisse bringen

Hat selbst gar kein Auto: Andreas Wanke, Leiter der Stabsstelle Nachhaltigkeit und Energie

Hat selbst gar kein Auto: Andreas Wanke, Leiter der Stabsstelle Nachhaltigkeit und Energie

Neue Erkenntnisse erhofft sich die Stabsstelle von den Ergebnissen der gerade abgeschlossenen Mobilitätsumfrage, an der über 2.800 Universitätsangehörige teilgenommen haben. Zu den 2023 eingerichteten Jelbi-Stationen auf dem Campus hat Janet Wagner zwar positive Rückmeldungen von den Betreibern, möchte aber unter anderem über die Umfrage herausfinden, ob es auch wirklich FU-Angehörige sind, die die Leihfahrzeuge nutzen. Zu den sieben Stationen auf dem Campus sind zwei weitere hinzugekommen: am U-Bahnhof Freie Universität/Thielplatz und am U-Bahnhof Podbielskiallee. Zwei weitere Stationen in Düppel und Lankwitz sind in Planung.

„Wir wollen mit unseren Maßnahmen erreichen, dass das Fahrrad als Verkehrsmittel positiv wahrgenommen wird und die Fahrradfreundlichkeit der Uni sichtbar ist“, sagt Andreas Wanke. „Das ist gelebter Klimaschutz.“

Weitere Informationen

Standorte der Fahrradreparatursäulen:

  • Garystraße 21, direkt vor dem Jelbi-Punkt
  • Rudi-Dutschke-Weg: gegenüber dem Volleyballfeld, nahe der Holzlaube
  • Campus Lankwitz, Haus C, Malteserstr. 74-1000
  • Campus Düppel, nahe der Fachbibliothek VetMed (Nord-Campus)

Ausstattung der Fahrradreparatursäulen:

  • Kreuzschlitzschraubendreher PH2 + Drehgelenk fi4 (AISI 304)
  • Schlitzschraubendreher 5,5 x 1,0 + Drehgelenk
  • Inbusschlüsselsatz | 2 | 2,5 | 3 | 4 | 5 | 6 | 8 | + Drehgelenk
  • TORX-Schlüsselsatz | 9 | 10 | 15 | 20 | 25 | 27 | 30 | 40 | + Drehgelenk
  • Einmaulschlüssel verstellbar 0-32 mm
  • Doppelmaulschlüssel 8x10 mm und 13x15 mm (Edelstahl)
  • Zange
  • Skateboard-Tools | 9/16 | 1/2 | 3/8 | + Drehgelenk
  • 3 x Reifenheber mit Edelstahlkern und Nylonbeschichtung
  • Die Handpumpe mit dem Kolben (fi 14) und dem Griff (fi 32) sind aus rostfreiem Stahl (AISI 304)
  • Edelstahlpumpenkolbendichtung
  • Zweikammer-Pumpenadapter IBOMBO AISIPRO HEAD™ aus eloxiertem Aluminium mit Innenteilen aus AISI304-Edelstahl in Industriequalität für alle Arten von Fahrradventilen (Presta, Schrader und Dunlop)