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Damit es keine weiteren Opfer gibt

1. bis 30. November: Aktionsmonat gegen Gewalt gegen Frauen – Blog, Ausstellung, Workshops

29.10.2021

Der Monat November steht im Zeichen der Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen.

Der Monat November steht im Zeichen der Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen.
Bildquelle: CeDiS, Freie Universität Berlin

Jährlich am 25. November begehen Menschen weltweit mit Protest- und Aufklärungsaktionen den von den Vereinten Nationen ausgerufenen „Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen“ – ebenfalls bezeichnet als „Internationaler Tag gegen Gewalt gegen Frauen“. Auch die Freie Universität beteiligt sich seit Jahren an diesem Tag. Über die diesjährigen Pläne sprach campus.leben mit Wendy Stollberg vom Team Zentrale Frauenbeauftragte und Geschäftsführerin der Arbeitsgemeinschaft „Gegen sexualisierte Belästigung, Diskriminierung und Gewalt“ an der Freien Universität.

Frau Stollberg, warum steht in diesem Jahr gleich der ganze Monat November im Zeichen des Gedenk- und Aktionstages gegen Gewalt gegen Frauen?

Wir wollen dem wichtigen Thema mehr Raum geben, denn ein einzelner Tag vergeht schnell. Und wir wollen zugleich sagen: Es geht um die Betroffenen, aber wir stehen alle in der Verantwortung für einen respektvollen und gewaltfreien Umgang miteinander. In den vergangenen beiden Jahren haben wir an der Freien Universität am 25. November einen Beratungstag für von Gewalt Betroffene angeboten, das kam gut an und hat die Anlaufstellen bekannt gemacht.

Im Zentrum des Anti-Gewalt-Monats stehen Betroffene von Gewalt gegen Frauen. "Aber Verantwortung haben wir alle", sagt Wendy Stollberg.

Im Zentrum des Anti-Gewalt-Monats stehen Betroffene von Gewalt gegen Frauen. "Aber Verantwortung haben wir alle", sagt Wendy Stollberg.
Bildquelle: privat

An welche Anlaufstellen können sich Personen, die Gewalt erfahren haben, an der Freien Universität wenden?

Betroffenen würde ich zunächst immer raten, nicht allein zu bleiben, eine Person im Umfeld ins Vertrauen zu ziehen. Das kann eine Freundin oder eine Kollegin sein oder vielleicht auch Vorgesetzte, wenn ein Vertrauensverhältnis besteht.

Darüber hinaus haben wir an der Freien Universität ein ganzes Netz an Beratungsstellen – in der Regel Erstanlaufstellen, die beraten und wenn nötig an weiterführende Stellen verweisen: Hier sind die zentrale und die dezentralen Frauenbeauftragten zu nennen, die Interessenvertretungen, die Personalräte, Schwerbehindertenbeauftragte, es gibt auch hervorragende Asta-Beratungsstellen. Ansprechpersonen sind auch bei der Studien- und Psychologischen Beratung zu finden und bei der Sozialberatung für Beschäftigte. Wir haben eine Übersicht auch mit Notrufnummern erstellt.

Sind denn auch Universitäten gefährliche Orte für Frauen?

Universitäten können wie andere Orte gefährlich für Frauen sein, schließlich sind sie Teil der Gesellschaft. Hier bestehen starke Hierarchien und Abhängigkeiten – das sind Bedingungen, die Diskriminierung und Gewalt begünstigen. Nach einer europaweiten Studie sind rund 55 Prozent der Studentinnen mindestens einmal von sexueller Belästigung betroffen, knapp 23 Prozent von Stalking und 3,3 Prozent von sexueller Gewalt – und diese Zahlen beziehen sich allein auf die Zeit ihres Studiums. Nach einer anderen Erhebung erfährt etwa die Hälfte der Beschäftigten sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz. Manche Personengruppen sind dabei gar nicht erfasst, zum Beispiel Lehrbeauftragte oder Stipendiatinnen aus dem Ausland.

An der Freien Universität haben wir deshalb 2015 die Arbeitsgruppe „Gegen sexualisierte Belästigung, Diskriminierung und Gewalt“ ins Leben gerufen. Die Gruppe, an der Menschen aus vielen Bereichen der Universität beteiligt sind, hat eine erneuerte Richtlinie zum Umgang mit sexualisierter Gewalt erarbeitet, die vor zwei Jahren beschlossen wurde.

Was steht zum Aktionstag in diesem Jahr thematisch im Fokus?

Wir setzen verstärkt auf Information: vor allem auf dem neuen Blog GESCHLECHTER*GERECHT, der am 1. November online geht, mit Artikeln von Autorinnen und Autoren der Freien Universität und von außerhalb. Der Schwerpunkt liegt auf sexualisierter Gewalt an Hochschulen und auf Forschung und Aktivitäten an der Freien Universität. Doch wir wollen auch den Blick weiten und zum Beispiel zeigen, was Frauenrechtsorganisationen tun, auf die zentrale Kundgebung am 25. November hinweisen, und wir wollen die Arbeit der Frauenberatungsstellen und -notrufe vorstellen.

Wie können sich Studierende und Beschäftigte der Freien Universität im Aktionsmonat beteiligen?

Wir möchten alle Angehörigen der Universität einladen, unsere Artikel und Beiträge zu lesen, über sie zu diskutieren und sie zu teilen – auf unserem Blog und auf der zentralen Website der AG, auch auf Englisch.

Studentinnen und Mitarbeiterinnen können am 5. November einen Selbstverteidigungskurs des Hochschulsports besuchen. Am 23. November findet ein eher auf psychische Stärkung ausgerichteter Empowerment-Workshop der Studienberatung statt. Außerdem steht die virtuelle Ausstellung „#MeToo und die Universität“ für Besucherinnen und Besucher offen. Dort sind Beiträge von Studierenden aus einem Seminar zum Thema sexuelle Belästigung zu sehen. Und am 16. November findet die Verleihung des Margherita-von-Brentano-Preises statt, die in diesem Jahr einen Bezug zum Thema hat.

Der mit 15.000 Euro dotierte Preis wird alle zwei Jahre an Projekte oder Personen der Frauenförderung oder Geschlechterforschung vergeben. Wer wird in diesem Jahr ausgezeichnet?

Das Datenbankprojekt „Femi(ni)zidmap“ – es dokumentiert seit 2019 Tötungsdelikte an Frauen und Mädchen aufgrund ihres Geschlechts. Die am Projekt Beteiligten schaffen mit den Daten eine Grundlage, damit die Tötungen rechtlich und politisch weiter aufgearbeitet werden können. Die digitale Verleihung des Preises am 16. November ist öffentlich – Interessierte sollten sich aber bitte anmelden. Die Laudatio hält übrigens Beate Rudolf. Sie war Professorin für Rechtswissenschaft an der Freien Universität und ist Direktorin des Deutschen Instituts für Menschenrechte; 2017 war sie selbst Preisträgerin.

Wird es an der Freien Universität auch nach dem November Informationen oder Veranstaltungen zum Thema geben?

Das Thema spielt immer eine wichtige Rolle, unter anderem auf der Website der AG „Sexualisierte Belästigung, Diskriminierung und Gewalt“. Ganz praktisch wird zum Thema am 17. Februar 2022 ein Workshop für Beschäftigte angeboten. Dieser soll Auftakt für weitere Informations- und Weiterbildungsveranstaltungen sein.

Ich möchte alle Angehörigen der Freien Universität einladen, sich an die Arbeitsgruppe oder an mich in der Geschäftsführung der AG zu wenden mit ihren Fragen, Ideen und Bedarfen – oder auch mit ihren Beschwerden. Je mehr wir von den Menschen aus der Universität erfahren, desto mehr können wir bewegen.

Die Fragen stellte Kerrin Zielke

Weitere Informationen

Im Jahr 1999 bestimmte eine UN-Resolution den 25. November zum Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen. Die offizielle Einführung des Aktionstages geht zurück auf die Folter und Ermordung der drei Schwestern Mirabal im Jahr 1960 durch den militärischen Geheimdienst der Dominikanischen Republik. Lateinamerikanische und karibische Frauenrechtlerinnen griffen dies 1981 auf, um einen Tag gegen geschlechtsspezifische Gewalt zu etablieren. Seitdem organisieren Frauen- und Menschenrechtsorganisation weltweit jährlich Aktionen gegen Gewalt an Frauen.