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Vom Lagerfeuer zur Klimakrise? Was uralte Kohle über unsere Gegenwart verrät / Neue Studie: Menschen setzten Feuer bereits vor 50.000 Jahren großflächig ein – und veränderten damit ganze Landschaften.
Nr. 100/2025 vom 24.06.2025
Feuer ist ein uraltes Naturphänomen – seit über 400 Millionen Jahren prägt es nachweislich unseren Planeten. Es beeinflusst Lebensräume, beeinflusst den Kohlenstoffkreislauf und steht in enger Wechselwirkung mit Klima und Vegetation. Doch mit dem Einsetzen der Menschheitsgeschichte wandelte sich Feuer zunehmend von einer natürlichen Kraft zu einem gezielten Werkzeug des Menschen – mit weitreichenden Folgen. Eine neue Studie, veröffentlicht in den renommierten Fachmagazin Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS), stellt bisherige Annahmen zur Geschichte des Feuers infrage: Menschen nutzten Feuer in Eurasien offenbar schon vor über 50.000 Jahren in einem Ausmaß, das weiträumige Veränderungen der Landschaft hinterließ – und damit mindestens 10.000 Jahre früher als bisher angenommen.
Menschen nutzten Feuer in Eurasien offenbar schon vor über 50.000 Jahren in einem Ausmaß, das weiträumige Veränderungen der Landschaft hinterließ.
Bildquelle: African Savannah Fire ©Wikimedia This file is licensed under the Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International license.
Ein internationales Forschungsteam unter Beteiligung von Paläontologen der Freien Universität Berlin analysierte für die neue Studie einen 300.000 Jahre alten Sedimentkern aus dem Ostchinesischen Meer. In diesem natürlichen Archiv fanden sich verkohlte Pflanzenreste – sogenannte pyrogene Kohlenstoffe –, die durch unvollständige Verbrennung entstehen. Die Untersuchungen zeigen einen markanten Anstieg der Feueraktivität in Ostasien, der zeitgleich mit ähnlichen Entwicklungen in Europa, Südostasien und im Raum Papua-Neuguinea–Australien auftritt.
Diese globale Zunahme fällt mit der schnellen Ausbreitung des modernen Menschen (Homo sapiens), wachsender Bevölkerungsdichte und einer verstärkten Nutzung von Feuer während kalter Eiszeitphasen zusammen. Feuer diente damals nicht nur zum Kochen – und ermöglichte damit eine effizientere Nährstoffaufnahme –, sondern schützte auch vor Raubtieren und erleichterte das Überleben in extremen Klimazonen. Die Folge: kultureller Fortschritt, technologische Innovationen und tiefgreifende Eingriffe des Menschen in natürliche Kreisläufe.
„Unsere Ergebnisse stellen die verbreitete Vorstellung infrage, dass der Mensch erst in jüngster Vergangenheit, während der letzten Eiszeit und im anschließenden Holozän, zu einem geologischen Einflussfaktor wurde“, erklärt Dr. Debo Zhao, korrespondierender Autor der Studie. Mitautorin Prof. Dr. Stefanie Kaboth-Bahr von der Freien Universität Berlin ergänzt: „Schon während der letzten Eiszeit hat der Mensch durch seine Nutzung von Feuer vermutlich begonnen, Ökosysteme und den globalen Kohlenstoffhaushalt aktiv mitzugestalten.“
Die Studie markiert zugleich das erste Ergebnis eines neuen, von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Projekts mit dem Titel „Die brennende Frage: Wie hat das Feuer das Paläoökosystem Ostafrikas geprägt?“, dass seit Oktober 2024 an der Freien Universität Berlin unter Leitung von Frau Prof. Kaboth-Bahr angesiedelt ist. In enger Zusammenarbeit mit Partnern aus Äthiopien untersucht das Forschungsteam die Feuergeschichte Ostafrikas der letzten 600.000 Jahre.
Dieses Projekt bildet auch die Grundlage für die Auswahl von Frau Prof. Kaboth-Bahr zur Henriette-Herz-Scoutin der Alexander von Humboldt-Stiftung. In dieser Funktion wird sie in den kommenden Jahren herausragende afrikanische Nachwuchswissenschaftler*innen an die Freie Universität Berlin holen – mit dem Ziel, die langfristige, eigenständige Erforschung der Feuergeschichte des afrikanischen Kontinents in all ihren ökologischen, klimatischen und kulturellen Dimensionen strategisch zu stärken.
Weitere Informationen
- Die Studie Onset of extensive human fire use 50,000 years ago ist online abrufbar unter: https://doi.org/10.1073/pnas.2500042122
Kontakt
- Prof. Dr. Stefanie Kaboth-Bahr, Fachbereich Geowissenschaften, Institut für Geologische Wissenschaften, E-Mail: stefanie.kaboth-bahr@fu-berlin.de