Zwischen Wissenschaftsfreiheit und Sicherheitsverantwortung: Dual-Use-Forschung und Exportkontrolle im Dialog
Virologe Benedikt Kaufer, Freie Universität
09.04.2025
Prof. Dr. Benedikt Kaufer leitet das Institut für Virologie am Fachbereich Veterinärmedizin der Freien Universität Berlin
Bildquelle: privat
Forschung lebt vom offenen Austausch, von internationaler Zusammenarbeit und dem Streben nach Erkenntnis – diese Freiheit ist grundrechtlich geschützt und eine zentrale Grundlage wissenschaftlicher Innovation. Gleichzeitig bringt besonders die sogenannte Dual-Use-Forschung – also Forschung mit potenziell zivilen und militärischen Anwendungsmöglichkeiten – eine besondere Verantwortung mit sich. Denn wissenschaftliche Ergebnisse können unter Umständen auch für sicherheitsgefährdende Zwecke missbraucht werden. Um Forschende in diesem Spannungsfeld nicht allein zu lassen, wurde an der Freien Universität Berlin, der Humboldt-Universität zu Berlin und der Charité – Universitätsmedizin Berlin die Kommission für Ethik sicherheitsrelevanter Forschung (KEF) eingerichtet. Die KEF berät Wissenschaftler*innen, wenn ihre Projekte möglicherweise sicherheitsrelevante Risiken bergen – sei es durch die erzeugten Technologien oder durch Kooperationen mit internationalen Partnern: beispielsweise mit Forschungseinrichtungen in Ländern wie dem Iran oder Nordkorea, in denen besondere exportkontrollrechtliche und sicherheitsrelevante Rahmenbedingungen gelten. Leitfragen helfen dabei, Risiken frühzeitig zu erkennen und sie ethisch wie rechtlich zu reflektieren, ohne die Wissenschaftsfreiheit unnötig einzuschränken. Die KEF unterstützt unabhängig, vertraulich und lösungsorientiert – mit dem Ziel, verantwortungsvolle Forschung zu fördern.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Exportkontrolle. Denn nicht nur physische Güter, sondern auch Wissen kann exportkontrollrechtlich relevant sein – etwa bei der Weitergabe von sensiblen Forschungsergebnissen ins Ausland. Das Thema fand in der akademischen Praxis lange wenig Beachtung, gewinnt aber zunehmend an Relevanz. An der Freien Universität Berlin berät die Koordinierungsstelle Exportkontrolle Forschende in Fragen der exportkontrollrechtlichen Genehmigungspflicht, bei Kooperationsvorhaben oder beim postalischen Versand von Materialien. Ziel ist nicht die Verhinderung von Forschung, sondern die Gewährleistung von Rechts- und Handlungssicherheit. Es geht darum, Risiken frühzeitig zu erkennen und gemeinsam tragfähige Lösungen zu finden – im Sinne einer forschungsfreundlichen, aber verantwortungsbewussten Wissenschaftspraxis.
Forschende der FU können sich mit ethischen Fragen an kef@fu-berlin.de, mit exportrechtlichen Anliegen an exportkontrolle@zuv.fu-berlin.de wenden.