„Die journalistische Berichterstattung durch geschickte Inszenierung beeinflussen“
Prof. Dr. Dennis Steffan, Arbeitsstelle Kommunikationstheorie/ Medienwirkungsforschung, Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft
25.10.2024
Prof. Dr. Dennis Steffan, Arbeitsstelle Kommunikationstheorie/ Medienwirkungsforschung, Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft
Bildquelle: Caroline Wimmer
Wer die US-Präsidentschaftswahl gewinnen und ins Weiße Haus einziehen will, muss auch die mediale Klaviatur beherrschen. Die journalistische Berichterstattung beeinflusst, wie die Wähler*innen Kamala Harris und Donald Trump wahrnehmen und bewerten, die Social Media-Kampagnen der Kandidat*innen tragen vor allem dazu bei, die eigenen Anhänger*innen zu mobilisieren. Eine häufig genutzte, wenngleich keine neue Kommunikationsstrategie, um mediale Aufmerksamkeit im Wahlkampf zu bekommen, ist das sogenannte Negative Campaigning, also inhaltliche wie persönliche Attacken auf politische Mitbewerber*innen. Das lässt sich regelmäßig bei den Rallyes der beiden Kandidat*innen beobachten und etwa jüngst in Trumps Vorwurf, Harris habe als Studentin gar nicht bei McDonalds gejobbt. Der Republikaner nahm das gar zum Anlass, ein komplett durchorchestriertes Wahlkampfevent in einem wahlentscheidenden Swing State zu inszenieren, in dem er sich in einem Kurzauftritt als Service-Mitarbeiter des Fast-Food-Konzerns als bürgernaher und bodenständiger Kandidat präsentierte und gleichzeitig gegen Harris stichelte, er sei nun länger als sie dort tätig gewesen.
Dieser Auftritt hat wiederum nicht nur Attacken von Harris-Unterstützer*innen wie Barack Obama auf Trump provoziert, sondern vor allem Anschlusskommunikation – im Journalismus und auf Social Media – und ein spezifisches mediales Bild des Kandidaten erzeugt. Im US-Wahlkampf geht es auch und vor allem um die Macht der Bilder und die Deutungshoheit darum. Die Kampagnen und Kandidat*innen sind daher stets darauf aus, ein möglichst vorteilhaftes Bild von sich im Wahlkampf zu kreieren und die journalistische Berichterstattung möglichst in ihrem Sinn durch geschickte Inszenierung zu beeinflussen. Wer diesen Battle for Frame Control gewinnt, kann sich am Ende (berechtigte) Hoffnungen aufs Weiße Haus machen.