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„Die Beziehungen zwischen Russland und den USA befinden sich auf einem absoluten Tiefpunkt, und eine Verbesserung ist nicht in Sicht“

Prof. Dr. Alexander Libman, Leitung der Abteilung Politik, Osteuropa-Institut

24.10.2024

Prof. Dr. Alexander Libman, Leitung der Abteilung Politik, Osteuropa-Institut

Prof. Dr. Alexander Libman, Leitung der Abteilung Politik, Osteuropa-Institut
Bildquelle: privat

In Russland wurden die USA stets als der Hegemon des Westens gesehen, als das einzige Land, das fähig ist, eigenständige außenpolitische Entscheidungen zu treffen (anders als zum Beispiel Deutschland, das aus russischer Wahrnehmung einfach den Weisungen von Washington folgt). Gerade deswegen strebte Putin immer einen „Big Deal“ mit den USA an, der in seiner Vorstellung, ähnlich wie einst die Jalta-Konferenz, die neue Weltordnung zementieren würde. Ob man in Moskau an die Möglichkeit eines solchen Big Deals nach wie vor glaubt, ist mittlerweile fragwürdig – aber nicht ausgeschlossen. Der Kreml ist jedoch offenbar davon überzeugt, dass die USA und Russland langfristig strategische Rivalen bleiben werden, unabhängig davon, wer im Weißen Haus sein wird. An dem partiellen Aufbau von Beziehungen in Bereichen wie Rüstungskontrolle, bei denen die USA Gesprächsbereitschaft zeigen, ist Moskau nicht interessiert: Gespräche können ausschließlich über den Ukraine-Krieg und die damit verbundenen Themen geführt werden.

Auch aus Sicht der USA ist Russland ein strategischer Gegner. Die entscheidende Frage, die in den USA – je nachdem, wer ins Weiße Haus einziehen wird – unterschiedlich beantwortet wird, ist jedoch, wie wichtig dieser Gegner ist. Davon hängt zum Beispiel ab, ob man sich überhaupt Mühe gibt, über mögliche neue Ausrichtungen in der Russlandpolitik nachzudenken, wie die Gefahren der Eskalation im Ukraine-Krieg eingeschätzt werden und wie viele Ressourcen in die Eindämmung von Russland im Vergleich zu China investiert werden. Auch wenn Harris und Trump wahrscheinlich unterschiedliche Strategien in Bezug auf den Ukraine-Krieg verfolgen würden (wobei diese Strategien derzeit nicht ganz klar sind), wird es an der grundsätzlichen Wahrnehmung Russlands nichts ändern.