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„Der Bedarf nach einem ausgewogenen akademischen Austausch ist stark“

campus.leben-Reihe: Wie haben sich Forschung und Lehre seit dem 7. Oktober 2023 verändert? / Arabistikprofessorin Isabel Toral

02.10.2024

Prof. Dr. Isabel Toral

Prof. Dr. Isabel Toral
Bildquelle: © MI Fotografie Göttingen

Am 7. Oktober 2024 jährt sich der Terrorangriff der Hamas auf Israel. Wir haben Wissenschaftler*innen der Freien Universität Berlin aus Bereichen, die zur Region und zum Konflikt Naher und Mittlerer Osten lehren und forschen, gefragt: Wie blicken sie aus ihrer wissenschaftlichen Perspektive auf die Situation im Nahen und Mittleren Osten?

Ein Beitrag der Arabistin Professorin Isabel Toral

Seit dem 7. Oktober 2023 blickt die Weltöffentlichkeit auf Israel und Palästina. Dabei werden meist Gewalt, Verlust und Terror thematisiert, nicht aber die lange Geschichte als historisch gewachsener Kulturraum. Diese Region ist seit der Antike durch ein friedliches wie auch konfliktreiches Zusammenleben vieler unterschiedlicher Gruppen geprägt und damit ein Ort der Begegnung und der religiösen, ethnischen und kulturellen Vielfalt. Zu diesem Kulturraum forsche ich an der Freien Universität als Professorin für Arabistik. 

Eine Universität sollte dazu beitragen, einen wissenschaftlich fundierten Beitrag zu aktuellen Debatten zu leisten und das in den Medien vermittelte, oft eindimensionale Bild differenziert und abwägend zu ergänzen. Es ist daher erfreulich, dass diese historischen Hintergründe im Rahmen der Vorlesungsreihe „Offener Hörsaal“ im Wintersemester an der FU vorgestellt werden, um die Vielschichtigkeit der Region sichtbar zu machen. 

Zum anderen bietet die Universität die Möglichkeit, geschützte Räume für selbstkritisches Hinterfragen und Perspektivendiversifizierung zu schaffen. Im vergangenen Sommersemester konnte im Rahmen der Berlin Graduate School Muslim Cultures and Societies eine von unseren Doktorand*innen selbst konzipierte Veranstaltungsreihe mit internationalen Beiträgen stattfinden, die trotz der in der deutschen Öffentlichkeit sehr hitzig geführten Debatte die Möglichkeit schuf, die Diskussion unter Einbeziehung palästinensischer Stimmen offen zu diskutieren. Die hohe Besucherzahl hat uns gezeigt, wie stark der Bedarf nach einem ausgewogenen akademischen Austausch ist, der historisches Wissen, Verständnis für die aktuelle politische Situation und Empathie mit den Leidtragenden auf allen Seiten verbindet.

Über die Autorin
Prof. Dr. Isabel Toral lehrt Arabistik am Seminar für Semitistik und Arabistik der Freien Universität Berlin und ist Co-Direktorin der Berlin Graduate School Muslim Cultures and Societies

Weitere Informationen

Alle Beiträge der campus.leben-Reihe „Wie haben sich Forschung und Lehre seit dem 7. Oktober verändert?“ finden Sie auf der Schwerpunktseite Naher und Mittlerer Osten.