15 Jahre gelebte Nachhaltigkeit
Auf den Sustainability Days von SUSTAIN IT! drehte sich Anfang Juli unter dem Motto „WHO CARES“ alles darum, wer Verantwortung für eine nachhaltigere Zukunft übernimmt. Zudem feierte die Mitmach- und Vernetzungsinitiative 15-jähriges Jubiläum.
07.07.2025
Einen der vielen Stände der Sustainability Days haben Frieda und Shaunagh aufgebaut. In dem Spiel, das sie sich ausgedacht hatten, ging es um Mülltrennung.
Bildquelle: Marion Kuka
Das Programm bot zahlreiche Möglichkeiten zum Mitmachen, Reflektieren und Vernetzen. In interaktiven Workshops und DIY-Werkstätten konnten die Teilnehmenden etwa Altglas in Kunst verwandeln oder Kleidung mit Siebdruck-Motiven upcyceln. Diskussionen luden dazu ein, sich mit aktuellen Fragen rund um ökologische und soziale Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen, während Live-Hacks in der „Blätterlaube“ praktische Alltagstipps vermittelten.
Das Living Lab Multispecies Campus eröffnete eine Ausstellung zum Verhältnis von Mensch und Natur und im Graffiti-Workshop entstanden Visionen einer bunten Stadt der Zukunft. Weitere Programmpunkte waren ein Fahrradreparatur-Workshop, das Mülltrennungsspiel „Sort to support“, Smoothie-Biken für den gesunden Energiekick und ein Kleidertausch, der nachhaltigen Konsum praktisch erfahrbar machte.
Freiwillig Engagierte der Initiative SUSTAIN IT! hatte das Programm gemeinsam mit rund 40 Studierenden aus vier Seminaren der Politikdidaktik, Erziehungswissenschaften und der Allgemeinen Berufsvorbereitung umgesetzt. Ein Programmpunkt in eigener Sache war die Jubiläumsveranstaltung zum 15-jährigen Geburtstag der Nachhaltigkeitsinitiative.
Interview: Mülltrennung üben mit Frieda und Shaunagh
Einen der vielen Stände der Sustainability Days haben Frieda und Shaunagh aufgebaut. In dem Spiel, das sie sich ausgedacht haben, geht es um Mülltrennung, Spieler*innen sollten die Gegenstände, die auf dem Tisch lagen, in die richtige Mülltonne einordnen. Für die, die alles richtig eingeordnet haben, gab es einen Preis: eine Blume, die aus Papphülsen von Klopapier gebastelt wurde. Außerdem gab es Infozettel und Plakate, auf denen weitere Informationen zur Mülltrennung stehen. Die Studentinnen haben ihre Idee für die Sustainability Days im Rahmen eines Seminars vorbereitet. Campus.leben traf sie am Stand vor der großen Mensa in der Rost- und Silberlaube.Stellt Euch bitte erstmal kurz vor.
Frieda: Ich bin Frieda, ich bin zurzeit noch im Fachbereich Mathe und habe das ABV-Modul „Nachhaltigkeit Kommunizieren“ bei Karola Braun-Wanke, Mitgründerin und Koordinatorin der Initiaive SUSTAIN IT! zum Thema „Ideen Raum geben - Zukunft selber machen belegt.
Shaunagh: Ich bin Shaunagh, ich studiere eigentlich Nordamerikastudien, aber ich habe mich für dieses berufsvorbereitende Modul entschieden, weil man hier selber was machen konnte. Das fand ich sehr interessant.
Wie war der erste Tag des Events? Waren viele Leute da?
Frieda: Der erste Tag war sehr entspannt. Wir hatten viel Besuch, aber es war auch nicht überlaufen, und wir konnten mit allen in Ruhe reden. Ich glaube, der Stand ist sehr gut bei den Leuten angekommen.
Shaunagh: Die Leute wussten tatsächlich mehr, als wir erwartet hätten, da wir die Erfahrung gemacht haben, dass die Mülltrennung hier an der FU häufig noch nicht funktioniert.
Warum habt ihr Euch entschieden, ein Spiel zur Mülltrennung zu machen?
Frieda: Wir dachten, wir könnten die Leute ein bisschen challengen, weil ich glaube, dass viele denken, dass sie es genau wissen, schmeißen dann aber am Ende die benutzte Serviette doch in den Papiermüll. Außerdem schafft man dadurch, dass man ein Spiel daraus macht, ein Bewusstsein, dass Mülltrennung eigentlich gar nicht schwer ist. Denn wenn man es einmal gelernt hat, vergisst man es nicht mehr.
Shaunagh: Und es ist einfach gut, die Leute nochmal dazu anzuregen, darüber nachzudenken, ob sie es bisher richtig gemacht haben oder nicht. Und außerdem soll das Spiel auch ein bisschen eine Anregung sein, damit Mülltrennung hier an der Uni besser funktioniert, weil, wie ja bereits gesagt, es hier noch nicht immer klappt.
Die Fragen stellte Jonathan Heyd
ABV-Seminare: „Selbstwirksamkeit pur“
„Seit 2016 kombinieren wir die Sustainability Days mit einem Seminar im ABV Bereich „Nachhaltige Entwicklung“, erläutert Karola Braun-Wank. Die Politikwissenschaftlerin ist Mitgründerin und Koordinatorin von „SUSTAIN IT!“, der studentischen Mitmachinitiative der Freien Universität Berlin. Mit den handlungsorientierten Seminaren will sie Studierenden die Möglichkeit eröffnen, sich mit selbstgewählten Themen einer nachhaltigen Entwicklung zu beschäftigen und dann in Teams Mitmachangebote für Kommiliton*innen zu entwicklen, die sie dann eigenverantwortlich bei den Sustainability Days an zwei Tagen erproben. „Wenn die Studierenden wie Frieda und Shaunagh, das so erfolgreich gewuppt haben, dann ist das eine sehr gute Erfahrung im Projektmanagement und Klimakommunikation, aber auch Selbstwirksamkeit pur“, fügt sie hinzu.
„Nachhaltigkeit bedeutet für mich, alles Nicht-nachhaltige zu erfassen und zu verbessern“, sagt Janet Wagner, die sich seit fünf Jahren bei SUSTAIN IT engagiert . „Das trifft auf 15 Jahre „SUSTAIN IT!“ uneingeschränkt zu. Die Initiative und all ihre Mitstreiter*innen haben Nachhaltigkeit bedeutsam gemacht und sichtbare Orte geschaffen, wo sich Menschen treffen und gemeinsam für eine bessere Zukunft ,einfach mal machen' “.
SUSTAIN IT! feierte Jubiläum mit einem hochschulpolitischen Statement
Mit einer Festveranstaltung feierte die Mitmachinitiative SUSTAIN IT! außerdem ihren Geburtstag: 15 Jahre freiwilliges Engagement, gelebte Nachhaltigkeit und Veränderung von unten. Im Seminarzentrum der Freien Universität Berlin kamen Studierende, Mitarbeitende und Interessierte zusammen, um das Jubiläum unter dem Motto „Who cares “ zu feiern aber auch Perspektiven für die Zukunft zu diskutieren.
Schon zu Beginn zeigte sich, was SUSTAIN IT! ausmacht: Offenheit, Teilhabe und ein starker Gemeinschaftsgeist. Mit Kaffee, Kuchen und einem herzlichen Willkommen startete der Nachmittag, bevor Andrea Güttner, Kanzlerin der Freien Universität Berlin, die Veranstaltung offiziell eröffnete und die Bedeutung zivilgesellschaftlichen Engagements im Hochschulkontext betonte.
Danach lud die Gesprächsreihe „Talks auf der Gelben Bank“, moderiert von Prof. Dr. Luisa Girnus, zum Austausch ein. Unter dem Titel „Who cares“ erzählte Karola Braun-Wanke von den Anfängen der Initiative und ihrer Entwicklung über anderthalb Jahrzehnte.
Engagement für Nachhaltigkeit als Studienleistung anerkennen
Besonders lebhaft diskutierten die Teilnehmenden im anschließenden Panel über freiwilliges Engagement und dessen Anerkennung im Studium. Prof. Dr. Verena Blechinger-Talcott, Vizepräsidentin der Freien Universität, und Prof. Dr. Heike Walk von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde beleuchteten gemeinsam, wie Hochschulen freiwilliges Engagement nicht nur würdigen, sondern als festen Bestandteil von Lehre und Campusleben verankern können.
Den Abschluss des Programms bildete eine Fishbowl-Diskussion, in der Ehrenamtliche der Inititiave und Gäste ihre Ideen, Fragen und Visionen einbrachten. Ganz im Sinne von SUSTAIN IT! entstand ein offener Raum für Austausch und Inspiration. Bei sommerlichem Wetter klang der Abend in der Blätterlaube mit gutem Essen und persönlichen Gesprächen aus.
Die Jubiläumsfeier war mehr als ein Rückblick – sie setzte ein starkes Zeichen: Nachhaltigkeit braucht Beteiligung, Veränderung beginnt dort, wo Menschen Verantwortung übernehmen und gemeinsam handeln. Seit 15 Jahren zeigt SUSTAIN IT! , dass eine engagierte Hochschulcommunity Wandel aktiv gestalten kann – und auch in Zukunft gestalten wird.
Künstlerische Reflexion der Artengemeinschaft auf dem Campus
Während der Sustainability Days wurde auch die Outdoor-Ausstellung „Multi Species Campus: Eine künstlerische Annäherung“ eröffnet. Die Kunstwerke laden dazu ein, den Campus der Freien Universität Berlin als gemeinsamen Lebensraum neu zu begreifen. Menschen – Studierende, Lehrende, Besucher*innen – prägen diesen Ort, doch die wahren Bewohner sind Pflanzen, Tiere und Pilze. Die Ausstellung zeigt Kunstwerke, die diese oft übersehenen Nachbarschaften sichtbar machen: als Skulpturen, Filme, Fotografien und Installationen.
Skulpturen aus recyceltem Plastik thematisieren den Fortbestand von Müll in natürlichen Kreisläufen. Ein wachsender Webrahmen aus Naturmaterialien macht Resilienz und Zusammenarbeit erfahrbar macht. Andere Werke lassen Bäume Geschichten erzählen, übersetzen Tierpfade in begehbare Markierungen oder rücken das Unsichtbare ins Zentrum: Insekten, Mikrohabitate und Pilzmyzelien erscheinen durch Makrofotografie in neuem Licht.
Die Ausstellung entstand im Rahmen des „Multispecies Living Lab“ der Freien Universität Berlin in Zusammenarbeit mit dem Bereich Kunst und Medien der Universität der Künste Berlin und dem Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei. Viele der Arbeiten von Dan Dansen, Sina Ataeian Dena, Lisa Hoffmann, Oskari Kakko, Sophia Kimmig, Lilli Kuschel, Anna Mintsi-Scholze & Naira Bloss, Juliane Zelwies, zouzou, Florian Ruland und anderen sind bis Anfang August 2025 im Theaterhof der Rost- und Silberlaube sowie im Gemeinschaftsgarten Blätterlaube zu sehen.