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Der Nachhaltigkeit verpflichtet

Am neuen Leitbild der Freien Universität haben Studierende, Wissenschaftler und Verwaltungsangehörige mitgewirkt / Bis Ende August soll es universitätsintern diskutiert werden

03.06.2015

Nachhaltigkeit auf dem Dach der Rost- und Silberlaube: Studierende und Mitarbeiter der Berliner Universitäten sowie Privatpersonen haben 2009 mit einem Darlehen den Bau einer Solaranlage an der Freien Universität ermöglicht.

Nachhaltigkeit auf dem Dach der Rost- und Silberlaube: Studierende und Mitarbeiter der Berliner Universitäten sowie Privatpersonen haben 2009 mit einem Darlehen den Bau einer Solaranlage an der Freien Universität ermöglicht.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Andreas Wanke leitet die Stabsstelle Nachhaltigkeit und Energie.

Andreas Wanke leitet die Stabsstelle Nachhaltigkeit und Energie.
Bildquelle: Michael Fahrig

Universitäten hätten als herausragende Wissenschafts- und Bildungsinstitutionen eine besondere gesellschaftliche Verantwortung, den heute lebenden Menschen wie auch zukünftigen Generationen eine lebenswerte Welt zu sichern, schreibt Universitätspräsident Peter-André Alt in seinem Rundschreiben an alle Beschäftigten der Freien Universität und ihre Studierenden. Aus diesem Grund hat das Präsidium das Konzept der Nachhaltigkeit im Profil der Hochschule verankert. Das neue Leitbild, das auf den Webseiten der Freien Universität veröffentlicht ist, geht auf den Entwurf einer Arbeitsgruppe der Nachhaltigkeitsinitiative SUSTAIN IT! zurück. Bis zum 31. August können sich Universitätsangehörige – Studierende, Wissenschaftler und Beschäftigte – mit Anregungen und Beiträgen an der Diskussion um das Leitbild beteiligen. Campus.leben sprach mit Andreas Wanke, Leiter der Stabsstelle Nachhaltigkeit und Energie, über Gründe und Ziele eines Leitbilds.

Herr Wanke, warum braucht eine Universität ein Leitbild?

Ein Leitbild drückt eine klare verbindliche Haltung aus, die Orientierung nach innen und außen schaffen soll. Das ist angesichts der organisatorischen Vielschichtigkeit einer Universität und der vielen Themen, die dort bearbeitet werden, alles andere als trivial. Mit einem Leitbild verdeutlicht eine Universität, welchen Prinzipien und Fragestellungen sie sich besonders, das heißt profilgebend, verpflichtet fühlt.

Ein großer Vorzug des Konzepts der Nachhaltigkeit ist es, dass es in der Lage ist, die unterschiedlichen Disziplinen, Akteure und Ebenen einer Hochschule miteinander ins Gespräch zu bringen. Es ist ein wesentliches Ziel des Leitbilds, diesen Prozess anzustoßen.

Warum fühlt sich die Freie Universität der Nachhaltigkeit verpflichtet?

Universitäten leisten als wissenschaftliche Institutionen Beiträge zur Lösung der großen globalen Probleme unserer Zeit. Es ist ja mitnichten so, dass die ökologische und soziale Zukunftsfähigkeit unserer Welt gesichert wäre. Im Gegenteil: Ob wir es am fortschreitenden Klimawandel, am Verlust an Biodiversität, gefährdeter demokratischer Teilhabe oder etwa der globalen Bevölkerungsentwicklung festmachen, es gibt offensichtlich mehr offene Fragen als gelöste.

Universitäten sind wichtige gesellschaftliche Akteure, die diese Probleme erforschen und wissenschaftliche Lösungsbeiträge zu einer nachhaltigen Entwicklung erarbeiten. Sie sind zudem herausgehobene Bildungsinstitutionen, die zukünftigen Generationen das nötige Knowhow und die Kompetenzen zur Lösung dieser Probleme vermitteln sollen.

Es geht aber auch um konkrete Nachhaltigkeit im eigenen institutionellen Verantwortungsbereich: Universitäten können durch Maßnahmen etwa im Bereich ihres Managements oder ihrer baulichen und technischen Infrastruktur einen beispielgebenden Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung leisten.

Das Nachhaltigkeitsleitbild betont also die gesamtinstitutionelle Verantwortung der Universität und trifft deshalb Aussagen zu Forschung, Lehre und Campus-Management.

Unter Nachhaltigkeit im praktischen Sinne kann sich jeder etwas vorstellen: Dass es etwa sinnvoll ist, den Strom- und Wasserverbrauch zu senken, Papier zu sparen oder recyclebare Materialien zu verwenden – was aber bedeutet Nachhaltigkeit in Forschung und Lehre? Dass über diese Themen gesprochen und zu ihnen geforscht wird?

Ja – zum einen geht es darum, Denk- und Diskursräume zu entwickeln, die Antworten auf die globalen ökologischen, sozialen und kulturellen Zukunftsfragen geben. An der Freien Universität gibt es bereits eine Vielzahl an Forschungsprojekten und Kompetenzzentren, die sich mit Themen der nachhaltigen Entwicklung auseinandersetzen. Aus unserer Sicht ist es ein lohnendes Ziel, diese Aktivitäten noch stärker zu vernetzen.

In der Lehre kennzeichnet Nachhaltigkeitsorientierung einen strategischen Ansatz, der auf eine breite Integration von Nachhaltigkeitsinhalten in das universitäre Curriculum zielt und sich dem inter- und transdisziplinären Konzept der „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ öffnet. Nachhaltigkeit bedeutet auch Offenheit für Teilhabe. Diese Haltung sollte sich auch in der Gestaltung von Lehrmethoden und der Aufgeschlossenheit für neue, partizipativ ausgerichtete Lehrformate widerspiegeln.

Wie ist das Leitbild entstanden, wer hat daran mitgewirkt?

Der Entwurf des Leitbilds entstand auf freiwilliger Basis von einer Arbeitsgruppe der Nachhaltigkeitsinitiative SUSTAIN IT!. Eine Gruppe von neun Personen – Studierende, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Verwaltungsangehörige – hat den Entwurf über mehrere Wochen schrittweise entwickelt. Danach wurde der Text dem Präsidium vorgelegt, das diesen in seinen wesentlichen Aussagen angenommen und verabschiedet hat.

Damit sich alle Universitätsangehörigen mit dem Leitbild auseinandersetzen und es gegebenenfalls ergänzen können, wird das es bis Ende August zur Diskussion gestellt. Wir von der Stabsstelle Nachhaltigkeit und Energie begrüßen die Möglichkeit der Beteiligung sehr und hoffen auf große Resonanz. Wir werden alle Eingaben, die uns über die E-Mail-Adresse nachhaltigkeit@fu-berlin.de erreichen, sammeln und im Oktober in einer öffentlichen Veranstaltung dokumentieren und erörtern. Das daraufhin gegebenenfalls ergänzte Leitbild wird erneut dem Präsidium vorgelegt werden.

Was folgt daraus, dass sich die Freie Universität ein Nachhaltigkeits-Leitbild gibt? Eine Zertifizierung? Eine Überprüfung, ob die einzelnen Einrichtungen der Universität und die Personen dem Leitbild folgen? Wird irgendwann Bilanz gezogen?

Selbstverständlich – und nicht nur irgendwann, sondern regelmäßig. Der Wert jedes Leitbilds hängt ganz wesentlich davon ab, dass seine Gültigkeit in gewissen Abständen überprüft wird. Das Leitbild selbst, seine Verbindlichkeit und der Umgang mit ihm sind wichtige Aspekte für die Glaubwürdigkeit einer Institution. Letztlich sollte ein Leitbild der Ausgangspunkt für einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess sein. Dies werden wir beispielsweise durch ein zertifiziertes Energie- und Umweltmanagement und regelmäßige Nachhaltigkeitsberichte versuchen zu gewährleisten. Wir wollen also systematisch und wiederkehrend Bilanz ziehen und zwar auf mehreren Ebenen.

Die Fragen stellte Christine Boldt

Weitere Informationen

Diskutieren Sie mit!

Das Nachhaltigkeitsleitbild finden Sie auf der Homepage der Stabsstelle Nachhaltigkeit und Energie. Bis 31. August 2015 ist Gelegenheit, Ergänzungs- und Änderungsvorschläge einzubringen. Bitte richten Sie diese per E-Mail an die Stabsstelle Nachhaltigkeit und Energie. Dort werden alle Vorschläge dokumentiert und im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung im Oktober 2015 erörtert. Das gegebenenfalls veränderte Nachhaltigkeitsleitbild wird anschließend dem Präsidium zur Entscheidung vorgelegt.

In campus.leben und im zentralen Facebook-Auftritt der Freien Universität begleiten wir die Diskussion.