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Forschung

In Kooperationen innerhalb und außerhalb der Freien Universität werden zahlreiche drittmittelgeförderte Forschungsprojekte in den Themenfeldern Oral History, Erinnerungskultur, Bildungsforschung, Forschungsdaten und Digital Humanities durchgeführt. Das Team der Digitalen Interview-Sammlungen hat dabei mit Partnerinnen und Partnern u.a. aus USA, Russland, Polen, Tschechien, Griechenland, Niederlande und Spanien zusammengearbeitet. Workshops und Tagungen wurden organisiert, Arbeitsergebnisse auf zahlreichen Konferenzen und in Publikationen vorgestellt. 

Zu den aktuellen Arbeitsschwerpunkten gehören die DFG-geförderte Infrastruktur "Oral-History.Digital" und die Mitwirkung im NFDI-Konsortium 4Memory.

Projekt "Oral-History.Digital"

Das Projekt „Oral-History.Digital" konzipiert und implementiert eine digitale Informationsinfrastruktur für wissenschaftliche Sammlungen von audiovisuell aufgezeichneten narrativen Interviews. Die Arbeitsumgebung unterstützt sammelnde Institutionen und Forschungsprojekte bei der Archivierung, Erschließung und Bereitstellung sowie der sammlungsübergreifenden Recherche, Annotation und Auswertung.

Mitwirkung bei "NFDI 4Memory"

Die Freie Universität Berlin beteiligt sich über das geschichtswissenschaftliche Konsortium 4Memory (https://4memory.de/) an der Nationalen Forschungsdaten-Infrastruktur (NFDI). Die Digitalen Interview-Sammlungen bringen insbesondere die Infrastruktur Oral-History.Digital ein und machen ihre Interviews als audiovisuelle Forschungsdaten für die interdisziplinäre Forschung nachhaltig nutzbar.

ASR4Memory

Mit dem von der NFDI4Memory geförderten Projekt ASR4Memory entwickelt das Team der Digitalen Interview-Sammlungen" für die Forschungscommunity ein prototypisches Angebot zur automatisierten Transkription von audiovisuellen Forschungsdaten in geschichtswissenschaftlichen Kontexten. Somit können historische audiovisuelle Ressourcen aus heterogenen Quellen in verschiedenen Sprachen für unterschiedliche Forschungs-, Nachnutzungs- und Archivierungsszenarien KI-gestützt, automatisiert transkribiert werden.

Text+ohd

Das Projekt „Text+-Schnittstellen zu den Interview-Sammlungen in Oral-History.Digital (text+oh.d)“ will die in geschichtswissenschaftlichen Projekten erarbeiteten Interview-Bestände in der Text+-Infrastruktur zugänglich machen. Durch die Weiterentwicklung von Schnittstellen und die standardkonforme Transformation von Transkripten im sammlungsübergreifenden Interviewportal Oral-History.Digital sollen umfangreiche Korpora aus der mündlichen Alltagssprache für die text- und sprachbasiert arbeitenden Forschungscommunities nachnutzbar werden. Einerseits werden die Metadaten von Interview-Archiven und -Sammlungen über eine OAI-Schnittstelle in der Text+-Registry nachweisbar; andererseits werden die Transkripte der mehrstündigen Interviews bei entsprechender Zugangsberechtigung in ISO-konformen TEI-Dateien zur Verfügung gestellt.

Publikationen aus dem Arbeitsbereich Digitale Interviewsammlungen

Zu den Digitalen Interviewsammlungen sind vor allem in den Projekten "Zwangsarbeit 1939-1945" und "Zeugen der Shoah" verschiedene Publikationen – Bildungs- und Lernmaterialien ebenso wie wissenschaftliche Beiträge – entstanden. Auf vielen Tagungen, Workshops und Fortbildungen wurden die Arbeitsergebnisse zur Diskussion gestellt.

Projekt: "Accessing Campscapes"

Das Projekt „Accessing Campscapes: Inclusive Strategies for Using European Conflicted Heritage untersuchte die Transformation von ehemaligen nationalsozialistischen und stalinistischen Lagern zu materiell überformten und umstrittenen oder vergessenen Erinnerungsorten. Das interdisziplinäre Projekt erforschte die kulturelle Dynamik dieser Campscapes mit Ansätzen von Oral History und Erinnerungskultur, zeitgenössischer Archäologie und Augmented Reality.
An dem von der Universität von Amsterdam geleiteten Projekt iC-ACCESS waren sechs wissenschaftliche Partner beteiligt. Die Freie Universität Berlin beteiligte sich im Work Package 2: „Testimonies and Campscapes“, in dem die (frühere, gegenwärtige und zukünftige) Rolle von Audio- und Video-Interviews bei der Bewahrung, Interpretation und Repräsentation dieser Lager-Standorte untersucht wurde. Dazu wurde ein Katalog von einschlägigen Interviews erarbeitet und ein Prototyp einer Online-Anwendung mit Überlebenden-Interviews entwickelt.

Studie: "Die universitäre Lehre über den Holocaust in Deutschland"

Wie steht es über 70 Jahre nach der Befreiung der nationalsozialistischen Konzentrations- und Vernichtungslager um die Vermittlung des Holocaust an deutschen Hochschulen? Was erfahren Studierende im Rahmen ihres Studiums über den Holocaust und seine Nachwirkungen? In welchem Umfang und in welchen Disziplinen wird das Thema gelehrt? Welche besonderen Herausforderungen ergeben sich aus der deutschen Verantwortung am Holocaust. Gibt es Besonderheiten des Hochschulsystems in Deutschland, die sich auf die Art der Lehre über das Thema auswirken?

Die Lehre an deutschen Hochschulen über den Holocaust ist bislang nur selten Gegenstand wissenschaftlicher Forschung. Entsprechend liegen zu den genannten Fragen bisher keine umfassenden Untersuchungen vor.

Im Rahmen eines gemeinsam von der „Conference on Jewish Material Claims Against Germany“ und der Freien Universität Berlin geförderten und 2015 und 2016 am Center für Digitale Systeme an der Freien Universität durchgeführten Projektes wurde eine Studie erarbeitet, die diese Lücke füllt. Mittels einer empirischen Auswertung von Vorlesungsverzeichnissen und einer Inhaltsanalyse von Experteninterviews, ermittelt die Studie den Ist-Zustand der universitären Vermittlung des Holocaust in Deutschland.

Autorinnen: Verena Nägel, Dr. Lena Kahle

Projekt: "Frank Falla Archive"

Das gemeinsam mit der Universität Cambridge und Jersey Heritage durchgeführte Projekt "Frank Falla Archive" untersucht britische Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung und erarbeitet eine Webseite zu den Erinnerungen von Bewohnenden der Kanalinseln, die in deutsche Gefängnisse und Lager verschleppt wurden.

Die vor der französischen Küste gelegenen Kanalinseln waren das einzige von deutschen Truppen besetzte Gebiet Großbritanniens. Während des Zweiten Weltkriegs wurden etwa 250 Bewohnende von Jersey, Guernsey und Alderney in nationalsozialistische Gefängnisse und Konzentrationslager verschleppt. Mindestens ein Drittel von ihnen leistete Zwangsarbeit; etwa ein Dutzend kam in Haft ums Leben. Mitte der 1960er Jahre beantragten über 100 Betroffene eine Entschädigung; diese Anträge mit den dazugehörigen Erinnerungsberichten, Fotografien und Dokumenten sind die Hauptquelle dieses Projekts.

Das von der Stiftung EVZ geförderte Projekt stellt diese Testimonies zusammen mit Angehörigen-Interviews, Fotografien und Kontextinformationen zu den Haftorten auf die Webseite „The Frank Falla Archive“, die nach einem Betroffenen und langjährigen Aktivisten benannt ist. Damit werden diese in Großbritannien lange marginalisierten Erfahrungen für Forschung, Bildung und Erinnerungskultur verfügbar gemacht und die Basis für weitere vergleichende Studien geschaffen.

Tagung: "Erinnern an Zwangsarbeit. Zeitzeugen-Interviews in der digitalen Welt" (2012)

Vom 4. - 6. Oktober 2012 veranstaltete das Center für Digitale Systeme in Zusammenarbeit mit der Stiftung "Erinnerung Verantwortung und Zukunft" die Tagung "Erinnern an Zwangsarbeit. Zeitzeugen-Interviews in der digitalen Welt" in Berlin.
Wie sieht die digitale Zukunft der Oral History aus? Wie kann die NS-Zwangsarbeit in das – zunehmend digitale und internationalisierte – kulturelle Gedächtnis integriert werden? Am Beispiel des Online-Archivs "Zwangsarbeit 1939-1945" diskutierte die Tagung Nutzungsmöglichkeiten, Herausforderungen und Qualitätsstandards beim Aufbau eines digitalen Interview-Archivs und ermöglichte den Austausch über aktuelle Projekte.
Im Dezember 2013 erschien der gleichnamige Tagungsband:
Apostolopoulos, Nicolas / Pagenstecher, Cord: Erinnern an Zwangsarbeit. Zeitzeugen-Interviews in der digitalen Welt, Berlin 2013.

Tagung: "Preserving Survivors Memories. Digital Testimony Collections about Nazi Persecution: History, Education and Media" (2012)

Vom 20-22.11.2012 veranstaltete die Freie Universität gemeinsam mit der Stiftung Erinnerung Verantwortung und Zukunft und in Kooperation mit der USC Shoah Foundation die internationale Tagung "Preserving Survivors Memories. Digital Testimony Collections about Nazi Persecution: History, Education and Media" im Haus der Kulturen der Welt in Berlin.
Ziel der Tagung war, sich in einem international und interdisziplinär zusammengesetzten Expertenkreis über den Stand der Entwicklungen von digitalen Zeugnis-Sammlungen nationalsozialistischer Verfolgung und entsprechenden historischen audiovisuellen Repositorien auszutauschen und über zukünftige Perspektiven zu diskutieren.
Neben einführenden Vorträgen und Inputreferaten stellte der Austausch in parallel verlaufenden Workshops zu den drei Themenkomplexen e-Humanities, Bildung und Visuelle Medien den Schwerpunkt der Tagung dar.
Zu der Tagung ist 2016 eine Publikation erschienen:
Apostolopoulos, Nicolas / Barricelli, Michele / Koch, Gertrud on behalf of Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft” (EVZ): Preserving Survivors Memories. Digital Testimony Collections about Nazi Persecution: History, Education and Media, Berlin 2016.