Per Cadillac in die Freiheit. Nach dem Mauerbau verhelfen Studierende der Freien Universität bis Januar 1962 mehr als 800 Personen zur Flucht aus der DDR: indem sie sie mit ausländischen Pässen versorgen und sie in präparierten Autos über die Grenze oder durch Tunnel in den Westen schleusen.
Quellen und weitere InformationenBurkhard Veigel war im August 1961, als die Berliner Mauer gebaut wurde, 23 Jahre alt und studierte an der Freien Universität Medizin. Er war einer von mehreren Hundert Studierenden, die bis Januar 1962 mehr als 800 Personen zur Flucht aus der DDR verhalfen. Zunächst wurden Kommiliton*innen aus Ost-Berlin, die ihr Studium an der Freien Universität fortsetzen wollten, mithilfe von Luxemburger, österreichischen, schwedischen und Schweizer Pässen in den Westen geholt, bevor im Herbst 1961 die „Tunnelaktionen“ begannen. Auch ein Cadillac, der immer wieder umgebaut wurde, kam zum Einsatz.
Gegen Studierende der Freien Universität und der Technischen Universität, deren Fluchthilfe durch Informanten des DDR-Staatssicherheitsdienstes verraten wurde, verhängte die SED-Justiz hohe Zuchthausstrafen. So verurteilte das Oberste Gericht der DDR am 4. Juli 1962 drei West-Berliner Studenten zu 28 Jahren Haft. Insgesamt wurden mehr als 70 Studierende der Freien Universität wegen Fluchthilfe für Kommiliton*innen, Freunde oder Verwandte festgenommen und von DDR-Gerichten zu Haftstrafen verurteilt. Im Kontext der Passierscheinverhandlungen und des beginnenden Häftlingsfreikaufs kamen die Inhaftierten bis 1964 wieder frei. 50 Jahre nach Mauerbau wurden die Fluchthelfer in einer Veranstaltung an der Freien Universität gewürdigt.
- Beitrag über die Fluchthilfe-Aktion in der FU-Chronik
- Artikel „Staatsfeind im Cadillac“ vom 9. Dezember 2013 im studentischen Campusmagazin FURIOUS
- Tagesspiegel-Beilagen-Artikel „Wir wussten nie, wem wir vertrauen konnten“ vom 13. August 2011
- Detjen, Marion: Ein Loch in der Mauer. Die Geschichte der Fluchthilfe im geteilten Deutschland 1961-1989, München 2005.