Studie: Non-formale Bildungsangebote fördern nachhaltige Entwicklung, geraten jedoch zunehmend unter Druck
Autor*innen stellen zentrale Ergebnisse in Lunchmeeting öffentlich vor
Nr. 195/2025 vom 26.11.2025
Ob Bibliotheken, Umweltbildungsstätten, Familienzentren oder Vereine: Non-formale und informelle Bildungsangebote sind ein wesentlicher Motor für nachhaltige Entwicklung in Deutschland. Zugleich stehen sie zunehmend unter strukturellem Druck. Das zeigt eine neue bundesweite Untersuchung des Instituts Futur der Freien Universität Berlin. Die Studie „Lernen für Nachhaltigkeit in non-formalen und informellen Settings“ ist Teil des bundesweiten BNE-Monitorings zu Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) und liefert umfassende Daten zu Strukturen, Zielgruppen, Herausforderungen und Zukunftsperspektiven eines bislang wenig erforschten Bildungsbereichs. Am 10.12.2025 stellen die Autor*innen zentrale Ergebnisse online öffentlich vor. Interessierte können sich hier anmelden.
Organisationen wie Familienbildungsstätten, Bibliotheken oder soziale Einrichtungen sind wichtige Bildungsvermittler für nachhaltige Entwicklung.
Bildquelle: Pixabay
An der neuen Online-Erhebung beteiligten sich über 1.200 Organisationen aus Zivilgesellschaft, öffentlichem und privatwirtschaftlichem Sektor; von Umweltbildungszentren über Bibliotheken und Familienbildungsstätten bis hin zu Vereinen, Netzwerken und sozialen Einrichtungen. Sie alle bieten für die breite Bevölkerung nicht abschlussbezogene Bildungsangebote wie Vorträge, Seminare, Infoveranstaltungen, Exkursionen, informelle Freizeitangeboten und vieles mehr.
Rund 70 Prozent der erfassten Angebote haben einen klaren Bezug zu nachhaltiger Entwicklung. Sie richten sich an Menschen aller Altersgruppen; Schulen und Kindergärten zählen zu den wichtigsten Kooperationspartnern. Die Angebote sind stark auf die Nachfrage der verschiedenen Zielgruppen ausgerichtet und greifen Themen und Fragen auf, die im Alltag, in beruflichen oder ehrenamtlichen Kontexten der Teilnehmenden von Bedeutung sind.
Strukturelle Engpässe gefährden die Bildungsarbeit
Zugleich macht die Untersuchung auf erhebliche strukturelle Belastungen aufmerksam: Viele Einrichtungen arbeiten unter prekären finanziellen Bedingungen und sind von projektbezogenen Fördermitteln abhängig. Das erschwert eine langfristige Planung und führt zu hoher Arbeitsbelastung bei oft geringer Vergütung – besondere für hauptamtliche Mitarbeitenden. Zugleich leisten Honorarkräfte und Ehrenamtliche einen großen Beitrag zur Bildungsarbeit, während Personalfluktuation die Kontinuität und Weiterentwicklung von Bildungsangeboten gefährdet.
„Die Ergebnisse zeigen deutlich, wie unverzichtbar non-formale Bildungsanbieter für die gesellschaftliche Transformation sind – und wie sehr sie gleichzeitig um ihre Existenz kämpfen“, sagt Erstautorin Sarah Widany vom Institut Futur der Freien Universität Berlin. „Wenn wir die Potenziale dieses Bereichs ausschöpfen wollen, brauchen wir verlässliche, langfristige und strukturelle Fördermodelle. Sonst droht wertvolle Infrastruktur und Kompetenz verloren zu gehen.“
Die Studie macht außerdem deutlich, dass zunehmende gesellschaftliche Polarisierung zu Nachhaltigkeitsthemen für viele Einrichtungen eine wachsende Herausforderung darstellt. Zwar greifen zahlreiche Organisationen diese Entwicklungen bereits in ihrer Bildungsarbeit auf, dennoch befürchten sie negative Auswirkungen auf ihre Finanzierung und gesellschaftliche Akzeptanz.
Studie ist Teil des bundesweiten BNE-Monitorings
Die neue Untersuchung ist ein Teil des Nationalen Monitoring zu Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE). Das BNE-Monitoring hat das Ziel, die Verankerung und Umsetzung von Nachhaltigkeit und BNE im deutschen Bildungssystem zu erfassen. Dazu erscheinen regelmäßig Studien zu Nachhaltigkeit und BNE in der frühkindlichen Bildung, Schule, beruflichen Bildung, Hochschule, non-formalen Bildung und weiteren Bereichen. Das BNE-Monitoring wird seit 2015 an der Freien Universität Berlin vom Institut Futur unter Leitung von Prof. Dr. Gerhard de Haan, Bildungsforscher und wissenschaftlicher Berater des UNESCO-Programms „ESD for 2030“, durchgeführt und vom Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMBFSFJ). Die Ergebnisse dienen der Beratung von Bildungspolitik und -praxis.
Weitere Informationen
- Zur Studie: Widany, S. & Schulte-Südbeck, M. (2025). Lernen für Nachhaltigkeit in non-formalen und in-formellen Settings. Ergebnisse einer bundesweiten Organisationsbefragung 2024. Institut Futur, Freie Universität Berlin. http://dx.doi.org/10.17169/refubium-47897
- Zur öffentlichen Online-Präsentation der zentralen Studienergebnisse: Am 10.02.2025 von 12.00 bis 12.45 Uhr werden Prof. Gerhard de Haan und die Autor*innen der Studie zentrale Ergebnisse bei einer kurzen Mittagsveranstaltung/Lunchmeeting online präsentieren und diskutieren. Die Veranstaltung ist offen für alle Interessierten aus Praxis, Politik und Medien. Um Anmeldung wird gebeten unter: https://fu-berlin.webex.com/weblink/register/r6a6f6b7306f5913bc8538fc60efc2f03
- Mehr zum Institut Futur: www.institutfutur.de
Kontakt:
- Dr. Sarah Widany, Freie Universität Berlin, Institut Futur, Fachbereich Erziehungswissenschaft und Psychologie, Arbeitsstelle des wissenschaftlichen Beraters des UNESCO-Programms „BNE 2030“, E-Mail: widany@institutfutur.de

