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Islamwissenschaftlerin Gudrun Krämer mit dem Preis des Historischen Kollegs 2025 ausgezeichnet

Historikerin der Freien Universität Berlin wird für Arbeit zur Erforschung des Islamismus mit Deutschem Historikerpreis geehrt

Nr. 182/2025 vom 10.11.2025

Die Islamwissenschaftlerin an der Freien Universität Berlin, Prof. Dr. Gudrun Krämer, ist am Montag, 10. November, mit dem Preis des Historischen Kollegs 2025 ausgezeichnet worden. Die renommierte Auszeichnung – auch als Deutscher Historikerpreis bekannt – ist mit 30.000 Euro dotiert und wird nur alle drei Jahre vergeben. Gudrun Krämer erhielt die Auszeichnung insbesondere für ihr Buch „Der Architekt des Islamismus. Hasan al-Banna und die Muslimbrüder. Eine Biographie“.

Der Deutsche Historikerpreis 2025 geht an die Islamwissenschaftlerin der Freien Universität Berlin, Prof. Dr. Gudrun Krämer.

Der Deutsche Historikerpreis 2025 geht an die Islamwissenschaftlerin der Freien Universität Berlin, Prof. Dr. Gudrun Krämer.

In ihrem preisgekrönten Buch (Historische Bibliothek der Gerda Henkel Stiftung, Verlag C.H.Beck, München 2022, 528 S.) widmet sich die international hochangesehene Wissenschaftlerin der Biographie von Hasan al-Banna (1906-1949), Grundschullehrer für Arabisch und Gründer der ägyptischen Muslimbruderschaft, einem zentralen Vordenker und Aktivisten des Islamismus.

Für al-Banna, so die Preisträgerin, befand sich Ägypten – konfrontiert mit Kolonialismus, christlicher Mission und Verwestlichung – kulturell, moralisch und politisch in der Krise. Diese Krise hoffte er mithilfe eines rundum erneuerten, „zeitgenössischen“ Islam zu überwinden, der sich sowohl aus der islamischen Tradition als auch aus zeitgenössischen Impulsen speisen und alle Bereiche des öffentlichen und privaten Lebens durchdringen sollte. Der 1928 gegründete Wohltätigkeitsverein entwickelte sich zügig zu einer Massenorganisation von eigener, keineswegs unproblematischer Dynamik, die unter Berufung auf den Islam Politik machte. 1948 wurde sie verboten, 1949 wurde al-Banna im Zuge der Konfrontation mit dem ägyptischen Staat Opfer eines Anschlags.

„Auf der Basis minutiöser Arbeit mit arabischen Quellen gelingt es Krämer in ausgewogener Weise, die Bedeutung der biographischen Erfahrungen al-Bannas für Ideologie und Organisation der Muslimbruderschaft herauszuarbeiten und überdies facettenreich die Alltags- und Sozialgeschichte der Region zu beleuchten. Damit trägt die Preisträgerin ganz wesentlich dazu bei, Entstehung und Entwicklung des Islamismus, einer der umstrittensten Bewegungen der Gegenwart, als historisches Phänomen differenziert zu beschreiben“, begründete das Historische Kolleg die Auszeichnung für Gudrun Krämer. 

Als Historikerin und Islamwissenschaflterin ist sie international hoch renommiert. Ihre Bücher wurden in mehrere Sprachen übersetzt, ihre 2002 erstmals erschienene und seither mehrfach aufgelegte „Geschichte Palästinas“ oder die „Geschichte des Islam“, ebenfalls in zahlreichen Auflagen seit 2005, gelten als wichtige Standardwerke. Ein großes Anliegen ist ihr die enge Zusammenarbeit sowohl mit arabischen als auch mit israelischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern und Institutionen.

Gudrun Krämer wurde 1953 in Marburg geboren. Sie studierte Geschichte, Islam- und Politikwissenschaft sowie Anglistik in Heidelberg, Bonn und Sussex. Nach ihrer Promotion 1981 war sie über ein Jahrzehnt bei der Stiftung Wissenschaft und Politik tätig. Nach der Habilitation in Hamburg wurde sie zunächst nach Bonn und 1996 an die Freie Universität Berlin berufen. Gastdozenturen und Fellowships führten sie unter anderem nach Bologna, Paris, Kairo, Jakarta, Beirut, Beijing und Delhi. Bis 2019 leitete sie das Institut für Islamwissenschaft an der Freien Universität Berlin und war zugleich Direktorin der „Berlin Graduate School Muslim Cultures and Societies“. Nach ihrer Emeritierung 2019 war sie 2020-2021 Seniorprofessorin im Exzellenzcluster Contestations of the Liberal Script Sie ist Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und wurde 2010 mit dem Internationalen Forschungspreis der Gerda Henkel Stiftung ausgezeichnet. Von 2018 bis 2024 war sie Mitglied des Wissenschaftsrats.

Weitere Informationen

 Kontakt

  • Prof. Dr. Gudrun Krämer, Freie Universität Berlin, Fachbereich Geschichts- und Kulturwissenschaften, E-Mail: gudrun.kraemer@fu-berlin.de