Brasilianischer Choreograf Pol Pi übernimmt Valeska-Gert-Gastprofessur an der Freien Universität Berlin
Pol Pi wird mit Studierenden der Masterstudiengänge Music, Sound, Performance und Critical Dance Studies an der Freien Universität Berlin die Musikalität von Bewegungen erforschen und musikalische Gesten entwickeln.
Nr. 167/2025 vom 23.10.2025
Im Wintersemester 2025/26 wird der international renommierte Tanzkünstler und Musiker Pol Pi die Valeska-Gert-Gastprofessur übernehmen. Er ist ein transmaskuliner Künstler aus Brasilien, der seit mehr als zehn Jahren schon mit seiner Verbindung von Tanz, Musik und Choreografie begeistert. Die Eröffnungsveranstaltung seiner Professur findet am 31. Oktober 2025 am Institut für Theaterwissenschaft statt. Im Verlauf des Semesters wird Pol Pi im Rahmen des Kurses „Listening to your listening – exploring the musicality of movements and dancing musical gestures” mit Masterstudierenden der Studiengänge Critical Dance Studies und Music, Sound, Performance eine künstlerisch-praxisorientierte Forschungsarbeit beginnen. Die Ergebnisse dazu werden im Februar 2026 in der Akademie der Künste am Pariser Platz bei einer öffentlichen Abschlusspräsentation gezeigt.
Der brasilianische Tanzkünstler und Musiker Pol Pi übernimmt die Valeska Gert-Gastprofessur an der Freien Universität Berlin.
Bildquelle: Phil Dera
Schon seit seiner frühen Kindheit spielt Musik für Pol Pi eine prägende Rolle. Seine künstlerische Arbeit erkundet eine spannende Beziehung von Musik und Tanz und lotet deren Verhältnis neu aus. Nachdem seine Karriere in Brasilien begann, ging er 2013 nach Frankreich, wo er 2017 die Kompanie NO DRAMA gründete. Seither touren seine Werke durch ganz Europa und wurden unter anderem im Centre Pompidou, im PACT Zollverein/Essen und im Radialsystem/Berlin gezeigt.
Mit einem Abschluss in klassischer Musik von der Universität Campinas (Brasilien) und einem Master in Choreografie von exerce/CCN Montpellier (2013–2015) verfügt Pol über einen breiten interdisziplinären Hintergrund. Ebenfalls geschult in Theater und Butoh, ist er seit über zehn Jahren professionell als Musiker, Schauspieler und Regisseur tätig. Darüber hinaus arbeitet er als musikalischer Leiter und Regisseur im Bereich Oper oder als Sounddesigner für Theater, Tanz und Film.
Im Juli 2025 rief Pol Pi die interkulturelle Initiative Culture, Biodiversity and Resistance: a cultural exchange between the Indigenous Xavante people and the Occitan culture of Périgord-Limousin (dt. Kultur, Biodiversität und Widerstand: ein kultureller Austausch zwischen dem indigenen Volk der Xavante und der okzitanischen Kultur von Périgord-Limousin) ins Leben. Im Rahmen der Brasilien-Frankreich-Saison 2025 entwickelt, fördert sie den Dialog zwischen überliefertem Wissen und zeitgenössischen kreativen Praktiken.
Ein zentrales Projekt dieser Initiative war die Organisation des Festivals Capforcha mit dem Titel à la croisée des chemins (dt. Am Scheideweg). Das Festival wurde von Mitgliedern der indigenen Gemeinschaft der Xavante kuratiert und umfasste ein Dokumentarfilmprogramm sowie kreative Workshops für Kinder. Damit unterstreicht Pol Pi sein kontinuierliches Engagement für die Erforschung der Schnittstellen zwischen Ökologie, Kultur und kollektiven und gemeinschaftlichen künstlerischen Praktiken.
2025 gründeten Pol Pi zusammen mit der Künstlerin Tiphaine Besnard Les Ateliers de l’Âge – Lieu d’invention et de partage (dt. Die Werkstätten des Alters – Ort der Erfindung und des Austauschs) – ein kreatives Zentrum für Künstlerresidenzen, kulturelle Veranstaltungen und Kunsttherapie-Workshops im Herzen des Naturparks Périgord-Limousin. Zu seinen aktuellen Forschungsfeldern gehören intuitives Zuhören als kreatives Werkzeug, veränderte Bewusstseinszustände und Fürsorge als künstlerische und soziale Praxis. Pol Pi lebt derzeit in der Dordogne, wo er außerdem lernt, mit Pferden zu tanzen.
Als Valeska-Gert-Gastprofessor wird Pol Pi an der Freien Universität Berlin Einblicke geben, wie sein künstlerisches Engagement mit Tanzpraktiken in verschiedenen Gemeinschaften – von Amateurkollektiven und Kunstschulen bis hin zu queeren Räumen und dem medizinisch-sozialen Bereich – die Grenzen seiner körperbasierten Forschung erweitert hat.
Über die Valeska-Gert-Gastprofessur
Die Valeska-Gert-Gastprofessur am Institut für Theaterwissenschaft gibt es seit dem Wintersemester 2006/07. Das Programm wird von der Freien Universität Berlin und dem Berliner Künstlerprogramm gefördert und vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) aus Mitteln des Auswärtigen Amts (AA) und der Akademie der Künste Berlin unterstützt.
Die Gastprofessur ist nach Valeska Gert (1892–1978), einer der innovativsten Tänzer*innen der historischen Avantgarde benannt, deren Werk als charakteristisch für die Stadt Berlin gilt. Sie steht damit stellvertretend für Tänzer*innen und Choreograf*innen, die noch entdeckt werden müssen und deren Geschichte noch geschrieben werden muss.
Weitere Informationen
Eröffnungsveranstaltung
- Termin: Freitag, 31. Oktober 2025, 16:00 – 18:00 Uhr, c.t.
- Ort: Hörsaal, Institut für Theaterwissenschaft, Grunewaldstraße 35, 12165 Berlin
Abschlussveranstaltung
- Termin: Februar 2026, das Datum wird noch bekannt gegeben.
- Ort: Black Box Theater, Akademie der Künste, Pariser Platz 4, 10117 Berlin
- Interessenten können sich für weitere Informationen zur Valeska Gert-Gastprofessur in eine E-Mail-Liste eintragen sowie für die Abschlusspräsentation anmelden unter: https://lists.fu-berlin.de/listinfo/Valeska-Gert
Kontakt
- Dr. Lindsey Drury, Institut für Theaterwissenschaft der Freien Universität Berlin, Grunewaldstr. 35, 12165 Berlin, l.drury@fu-berlin.de