Berliner Literaturpreis 2025 geht an Abbas Khider
Autor wird durch Freie Universität Berlin auf Gastprofessur für deutschsprachige Poetik der Stiftung Preußische Seehandlung berufen
Nr. 014/2025 vom 30.01.2025
Der Autor Abbas Khider erhält den Berliner Literaturpreis 2025 der Stiftung Preußische Seehandlung. Die mit insgesamt 30.000 Euro dotierte Auszeichnung würdigt Autorinnen und Autoren, die mit ihrem literarischen Werk einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur geleistet haben. Mit der Preisvergabe ist das Angebot einer Berufung auf die Gastprofessur für deutschsprachige Poetik der Stiftung Preußische Seehandlung am Peter Szondi-Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft des Fachbereichs Philosophie und Geisteswissenschaften der Freien Universität Berlin im Sommersemester 2025 verbunden. Die Preisverleihung durch den Regierenden Bürgermeister von Berlin, Kai Wegner, findet am 19. März 2024 um 19.00 Uhr im Roten Rathaus statt. Die Laudatio hält die Literaturkritikerin und Moderatorin Insa Wilke. Anmeldungen sind unter www.stiftung-seehandlung.de/veranstaltungen möglich.
Abbas Khider wurde 1973 in Bagdad geboren. Mit 19 Jahren wurde er wegen seiner politischen Aktivitäten verhaftet. Nach der Entlassung floh er 1996 aus dem Irak und hielt sich in verschiedenen Ländern auf. Seit 2000 lebt er in Deutschland und studierte Literatur und Philosophie in München und Potsdam. 2008 erschien sein Debütroman „Der falsche Inder“, es folgten die Romane „Die Orangen des Präsidenten“ (2011) und „Brief in die Auberginenrepublik“ (2013). Er erhielt verschiedene Auszeichnungen, zuletzt wurde er mit dem Nelly-Sachs-Preis, dem Hilde-Domin-Preis und dem Adelbert-von-Chamisso-Preis geehrt. Außerdem war er im Jahre 2017 Mainzer Stadtschreiber. Abbas Khider lebt zurzeit in Berlin. Im Hanser-Verlag erschienen von ihm Ohrfeige (Roman, 2016), Deutsch für alle (Das endgültige Lehrbuch, 2019), Palast der Miserablen (Roman, 2020) und Der Erinnerungsfälscher (Roman, 2022).
Zur Begründung des Berliner Literaturpreises 2025 an Abbas Khider betonte die Jury:„Abbas Khider zeigt uns Deutschland aus der Perspektive eines Autors, der zur Weltläufigkeit gezwungen wurde: Haft, Flucht, Asyl und die Mühen des Ankommens in einer neuen Heimat zählen seit seinem Debüt “Der falsche Inder” (2008) zu den Leitthemen seiner Romane. Ebenso unsentimental wie frei von Zynismus führen diese Bücher auch das Aufwachsen in undemokratischen, von staatlicher Willkür bestimmten Gesellschaften vor Augen. (…) Khider steht exemplarisch für einen Paradigmenwechsel in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. Was zunächst als “Gastarbeiterliteratur”, dann als “Migrationsliteratur” verhandelt wurde, bildet heute keine Randzone mehr, sondern ist ein Zentrum der innovativsten deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. Menschen ganz unterschiedlicher Herkunft leiden unter dem Zustand einer bewegten Gesellschaft, fühlen sich fremd in ihr und suchen ein Zuhause. Auch in seinem letzten großen Roman “Der Erinnerungsfälscher” (2022) sensibilisiert uns Abbas Khider für die Bedingungen einer Welt, in der „migrantisch“ zu leben keine Ausnahme ist.“
Abbas Khider reagierte auf die Auszeichnung mit den Worten: „In Zeiten der Erschöpfung und empfundenen Sinnlosigkeit habe ich mich mehr und mehr zurückgezogen – nicht aus Angst vor Faschisten oder Enttäuschung über Demokraten, sondern um nachzudenken und mich zu sortieren. Der Berliner Literaturpreis ist für mich ein Rückhalt; er spendet Zuversicht in einer Welt voller Extreme.“
Der Stiftungsratsvorsitzende und Regierende Bürgermeister von Berlin, Kai Wegner, zur Wahl der Jury: Haft, Folter und Exil haben sein Leben geprägt. Abbas Khider kam nach seiner Flucht aus dem Irak und dem Aufenthalt in verschiedenen Ländern im Jahr 2000 nach Deutschland. Schon wenige Jahre später erschienen seine ersten, inzwischen vielfach preisgekrönten Werke. Mit der Verleihung des Berliner Literaturpreises zeichnen wir einen Autor aus, der heute in Berlin lebt und uns Deutschland aus der Perspektive eines Menschen zeigt, der zu Flucht und Exil gezwungen wurde. Abbas Khiders Sicht auf unser Leben bereichert unsere Gesellschaft und unsere Literatur - und jeden einzelnen von uns.
Prof. Dr. Günter M. Ziegler, Präsident der Freien Universität, erklärte zur Berufung: „Es ist uns eine große Ehre, Abbas Khider als Gastprofessor an der Freien Universität Berlin begrüßen zu dürfen. Seine einzigartige Perspektive auf gesellschaftliche und globale Zusammenhänge sowie sein tiefgreifendes Verständnis für die Komplexität unseres Zusammenlebens bereichern die deutsche und internationale Literaturlandschaft maßgeblich. Khiders außergewöhnliche Beobachtungsgabe und sein literarisches Talent verleihen seinen Werken eine besondere Strahlkraft. Wir sind zuversichtlich, dass sein Wirken an unserer Universität und der Austausch mit unseren Studierenden zu einer fruchtbaren und inspirierenden Zusammenarbeit führen wird.“
Die Stiftung Preußische Seehandlung verleiht den Berliner Literaturpreis seit 1989 jährlich. Der Berliner Literaturpreis dient der Förderung der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur der Gattungen Erzählende Literatur, Dramatische Literatur und Lyrik. Mit dem Preis soll eine Autorin oder ein Autor gewürdigt werden, deren bisheriges literarisches Schaffen einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung der zeitgenössischen deutschsprachigen Literatur geleistet hat.
Zu den bisherigen Preisträgerinnen und Preisträgern sowie Dozierenden zählen unter anderem Herta Müller (2005,) Durs Grünbein (2006), Lukas Bärfuss (2013), Ilma Rakusa (2017), Marion Poschmann (2018), Clemens J. Setz (2019), Thomas Meinecke (2020), Monika Rink (2021), Steffen Mensching (2022), Lutz Seiler (2023) und Felicitas Hoppe (2024). (cxm)
Weitere Informationen
- Pressemappe der Stiftung Preußische Seehandlung: https://www.stiftung-seehandlung.de/presse
- Anmeldungen zur Preisverleihung: www.stiftung-seehandlung.de/veranstaltungen
- Mehr zum Berliner Literaturpreis: www.stiftung-seehandlung.de/preise-juroren/berliner-literaturpreis
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