Neue archäologische Grabungen bei Eilsleben zu Siedlung aus der Jungsteinzeit
Lehrgrabungen des Instituts für Prähistorische Archäologie der Freien Universität Berlin
Nr. 180/2024 vom 26.09.2024
In einer Kooperation zwischen der Freien Universität Berlin und der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg werden aktuell archäologische Ausgrabungen in der rund 7.500 Jahre alten Linearbandkeramik-Siedlung bei Eilsleben (Landkreis Börde) durchgeführt. Von den Lehrgrabungen erhofft sich das Forschungsteam unter der Leitung von PD Dr. Laura Dietrich von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) sowie Prof. Dr. Henny Piezonka von der Freien Universität Berlin neue Erkenntnisse über das Leben der ersten Bauern Mitteleuropas und ihre Kontakte mit den letzten Jäger- und Sammlergruppen. Betreut und und gefördert wird das Projekt vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt (LDA).
Die Forschungsarbeiten knüpfen an umfangreiche Grabungen zwischen 1974 und 1989 an, die erstmals eine beeindruckende Siedlungsanlage von 12 Hektar Größe zutage brachten. Damals wurden Befestigungsanlagen, Gräber und Häuser entdeckt, die zur sogenannten Linearbandkeramischen Kultur (5500 bis 4800 v. Chr.) gehören. Besonders faszinierend sind die Hinweise auf komplexe Ritualpraktiken, darunter Tier- und Menschenopfer, die auf die religiösen und sozialen Strukturen der frühen bäuerlichen Gesellschaften hinweisen.
Im Rahmen der aktuellen Lehrgrabung, an der 20 internationale Studierende der Freien Universität Berlin und der MLU beteiligt sind, kommen neue wissenschaftliche Methoden wie Sedimentanalysen, Mikromorphologie und Phytolithenanalysen zum Einsatz. Diese Technologien ermöglichen es, tiefere Einblicke in die Struktur und Funktionsweise der Siedlung zu gewinnen. Besonders im Fokus steht die Frage, wie eng die ersten Bauern in der Region mit den ansässigen Jäger- und Sammlergruppen in Kontakt standen.
Prof. Dr. Henny Piezonka von der Freien Universität Berlin betont: „Die Ausgrabungen in Eilsleben bieten eine einzigartige Gelegenheit, das Wechselspiel zwischen den ersten bäuerlichen Gemeinschaften und den lokalen Jäger-Sammler-Gesellschaften zu erforschen. Anhand der hervorragenden archäologischen Erhaltung der Fundstelle können wir fundierte Erkenntnisse über den kulturellen Austausch und die soziale Organisation der damaligen Zeit gewinnen.“
Neben den wissenschaftlichen Erkenntnissen steht auch die Ausbildung der Studierenden im Vordergrund. Sie erhalten die Möglichkeit, ihre Fähigkeiten in Ausgrabungstechniken, Vermessung und Dokumentation zu vertiefen. Die Ausgrabungen markieren den Auftakt zu einem langfristigen Forschungsprojekt, das von der Freien Universität Berlin maßgeblich mitgestaltet wird.
Mit der Expertise der Freien Universität Berlin und den innovativen Methoden der modernen Archäologie setzen die aktuellen Untersuchungen neue Maßstäbe in der Erforschung der frühen Landwirtschaft und Kultur Mitteleuropas. (cxm)
Weitere Informationen
- Mehr Details zur Linearbandkeramik und den laufenden Untersuchungen sind zu finden in der Mediathek des LDA Sachsen-Anhalt unter: mediathek.landesmuseum-vorgeschichte.de.
- Informationen zur Objektarchäologie: https://www.ikare.uni-halle.de/webseite_fachbereich_archaeologie/praehistorische_archaeologie/einrichtungen/objectlab.
- Pressemitteilung des Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt: https://www.lda-lsa.de/presse-und-oeffentlichkeitsarbeit/presseinformationen/19924-eilsleben
Kontakt
- Prof. Dr. Henny Piezonka, Freie Universität Berlin, Institut für Prähistorische Archäologie, E-Mail: henny.piezonka@fu-berlin.de