Springe direkt zu Inhalt

Die Rhetorik zwischen alten und neuen Medien

Zentrum zur Erforschung von Medienpraktiken mittels literaturwissenschaftlicher Methoden wird am 18. Juni an der Freien Universität Berlin eröffnet

Nr. 114/2024 vom 31.05.2024

Ein neues Zentrum zur Erforschung der Rhetorik zwischen neuen und alten Medien wird am 18. Juni 2024 an der Freien Universität Berlin eröffnet. Das Forschungsteam widmet sich mittels literaturwissenschaftlicher Methoden aktuellen und historischen Medienpraktiken. Die Arbeit des Zentrums „echo – Center for the Study of Rhetoric between Old and New Media“ wird ermöglicht durch Mittel aus dem Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft, der Prof. Dr. Anita Traninger 2023 verliehen wurde. Anita Traninger ist Professorin für Romanische Philologie / Literaturwissenschaft an der Freien Universität mit dem Schwerpunkt Rhetorik. Die Veranstaltung im Hörsaal 1B beginnt um 18.30 Uhr. Thema der Eröffnungsrede von Anita Traninger ist „Das Wort ergreifen: Echo, Parrhesia und die Medien der Rhetorik“. Erwartet wird auch Dr. Ina Czyborra, Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit und Pflege des Landes Berlin. Die Veranstaltung ist öffentlich, der Eintritt frei. Um Anmeldung per E-Mail bis zum 7. Juni an echo@geisteswissenschaften.fu-berlin.de wird gebeten.

„Echo bringt Forschende zusammen, die ein gemeinsames Interesse daran haben, über Rhetorik als Medienpraxis nachzudenken“, erläutert Prof. Dr. Anita Traninger. Während es gemeinhin üblich sei, sich auf die „klassische Rhetorik“ als ein rigides System von Regeln und Redefiguren zu beziehen, werde von dieser Vorstellung abgewichen: „Wir lassen uns von der frühen Neuzeit inspirieren. In dieser Epoche von 1400 bis 1750 erfuhr die Rhetorik einen tiefgreifenden Wandel, der durch die Erfindung und Verbreitung des Buchdrucks und die Interaktion zwischen der scholastischen und der humanistischen Gemeinschaft beeinflusst wurde.“ Diese Zeit habe ein neues Verhältnis zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit hervorgebracht und die Beziehungen zwischen Präsenz- und Fernkommunikation verändert.

Im gegenwärtigen Kontext bietet die digitale Sphäre eine neue Perspektive auf historische Konfigurationen. Das Digitale eröffnet neue Perspektiven auf Forschungsgegenstände wie den Codex, den Kalender, persönliche Kommunikationsgeräte oder aber auch Redefreiheit. Das übergreifende Interesse der Mitglieder des Zentrums besteht darin, die persuasiven Dynamiken innerhalb dessen zu untersuchen, was zu bestimmten Zeitpunkten jeweils als alte und neue Medien verstanden wurde und wird – etwa das Zusammen- oder Widerspiel von Mündlichkeit und Schriftlichkeit, Manuskript und Druck, Text und Film, Radio und Fernsehen. Die Erforschung dieser Wechselbeziehungen trägt ihrerseits zu vertieften Einsichten in die komplexen Grundlagen der digitalen Medien bei, die über rein technologische Überlegungen hinausgehen.

Das Zentrum ist nach der Nymphe Echo benannt, die selbst sprachlos und dazu verdammt war, die Sprache anderer zu kopieren. Doch historisch wurde sie durchaus anders gesehen: „In der frühen Neuzeit wurde die Nymphe nicht als bloße Quelle des Nachhalls und nicht als sekundäres Instrument oder als Produzentin einer verstümmelten Kopie betrachtet, sondern sie wurde als ebenso widerspenstiges wie wahrheitsverkündendes Orakel gedeutet“, unterstreicht Anita Traninger. Weit entfernt davon, bloß mechanisch zu replizieren, sei Echo zu einer Personifikation freimütiger Rede geworden.

Das neue Zentrum vereint wissenschaftliche Vorhaben unterschiedlichen Umfangs und unterschiedlicher Dauer, darunter neben klassischen Buchprojekten auch Editionen und Dissertationsvorhaben, verbunden mit Workshops und Präsentationen. (cwe)

Ort und Zeit

  • Rost- und Silberlaube der Freien Universität Berlin, Habelschwerdter Allee 45, 14195 Berlin, Hörsaal 1B, U-Bhf. Dahlem-Dorf oder Freien Universität/Thielplatz (U3), Bus X83 (Dahlem-Dorf) oder M11 (Hittorfstraße)
  • Dienstag, 18. Juni, 18.30 Uhr

Kontakt

PD Dr. Maren Jäger, Academic Director Forschungszentrum echo, E-Mail: echo@geisteswissenschaften.fu-berlin.de