Springe direkt zu Inhalt

Erinnerung, Geschichte und den Nachwirkungen des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik

Öffentliche Vortragsreihe an der Freien Universität Berlin vom 25. April bis 4. Juli 2022

Nr. 052/2022 vom 22.04.2022

Die Erinnerung, Geschichte und Nachwirkungen des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik stehen im Mittelpunkt einer öffentlichen Vorlesungsreihe der Freien Universität Berlin, die am 25. April beginnt. Den Auftakt bildet ein Vortrag von Prof. Dr. Hans Walter Schmuhl, Fakultät für Geschichtswissenschaft, Philosophie und Theologie, Abteilung Geschichtswissenschaft an der Universität Bielefeld. Das Thema lautet „Das Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik im Spannungsfeld von Wissenschaft und Politik, 1927 – 1945“. Die Veranstaltungen der Reihe finden in Präsenz statt, können aber auch über einen Livestream verfolgt werden. Um einmalige Anmeldung gebeten unter: ihne22@polsoz.fu-berlin.de. Es handelt sich um eine Veranstaltung des Projekts „Geschichte der Ihnestraße 22“ am Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft der Freien Universität Berlin, die von gefördert von der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften gefördert wird. Die Konzeption übernahmen Dr. Manuela Bauche, Dr. des. Kerstin Stubenvoll und Danna Marshall. Die Teilnahme ist kostenfrei.

Die Adresse Ihnestraße 22 in Berlin-Dahlem ist mit einer weitreichenden Geschichte von Entmenschlichung, grenzüberschreitender Forschung und Gewalt verbunden. Heute hat hier ein Teil des Otto-Suhr-Instituts für Politikwissenschaft der Freien Universität seinen Sitz. Das Gebäude wurde aber bereits 1927 als Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik (KWI-A) errichtet. Das KWI-A hatte bis 1945 Bestand. In Deutschland und international profilierte es sich als prominente Einrichtung zur Erforschung von Fragen der Humangenetik, der „Rassenforschung“ und der Eugenik.

Die Geschichte des KWI-A ist auf vielfältige Weise mit Praktiken und Politiken der Entmenschlichung verbunden: Mitarbeitende des KWI-A berieten zunächst den Weimarer, dann den nationalsozialistischen Staat zur Einführung eugenischer Politiken wie Zwangssterilisationen. Sie wirkten mit Gutachten und Schulungen an deren Umsetzung mit. Das Institut behauptete mit seinen Forschungen auch eine wissenschaftliche Legitimation für die rassistische und behindertenfeindliche Verfolgungs- und Vernichtungspolitik der Nationalsozialisten. Es profitierte zugleich von dieser verbrecherischen Politik – am drastischsten wenn Mitarbeitende an den Körpern von Personen forschten, die in Konzentrationslagern ermordet wurden. Einige der am Institut durchgeführten Arbeiten bauten zudem auf kolonialem anthropologischem Wissen auf. Von den Forschungen und Tätigkeiten des KWI-A negativ betroffen waren Sintizze und Sinti, Romnja und Roma, Jüdinnen und Juden, behinderte Menschen, Schwarze Menschen, asiatische und asiatisch-deutsche Menschen, Menschen aus Osteuropa.

Eugenik – Entmenschlichung – Erinnerung

Geschichte und Nachwirkungen des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik

  • Eine Veranstaltung des Projekts „Geschichte der Ihnestraße 22“ am Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft der Freien Universität Berlin, gefördert von der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften
  • Montags von 18.15 bis 19.45 Uhr; erster Termin 25. April 2022
  • Hörsaal 1, Fachbereich Rechtswissenschaft der Freien Universität Berlin, Van’t-Hoff-Straße 8, 14195 Berlin-Dahlem, Freie Universität/Thielplatz (U3), Bus 110; (Bitte beachten Sie: Die Veranstaltung am 04. Juli 2022 findet statt im Hörsaal A, Henry-Ford-Bau, Garystraße 35, 14195 Berlin statt: U3 Freie Universität/ Thielplatz (U3), Bus 110
  • Um einmalige Anmeldung wird gebeten unter: ihne22@polsoz.fu-berlin.de
  • Livestream: https://www.fu-berlin.de/sites/offenerhoersaal/eugenik-entmenschlichung-erinnerung/livestream/index.html
  • Konzeption: Dr. Manuela Bauche, Dr. des. Kerstin Stubenvoll, Danna Marshall, B. A

Programm:

  • 25. April 2022, 18.15 bis 19.45 Uhr
    Auftaktvortrag:
    Prof. Dr. Hans Walter Schmuhl, Universität Bielefeld: Das Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik im Spannungsfeld von Wissenschaft und Politik, 1927 – 1945
    Ort:
    Hörsaal 1, Fachbereich Rechtswissenschaft der Freien Universität Berlin, Van’t-Hoff-Straße 8, 14195 Berlin-Dahlem, Freie Universität/Thielplatz (U3), Bus 11
  • 2. Mai 2022, 18.15 bis 19.45 Uhr:
    Vortrag: „Rasse“ und Rassifizierung in/zwischen Deutschland und Indien: Irawati Karves Anthropologie, 1927 – 1970
  • 9. Mai 2022, 18.15 bis 19.45 Uhr:
    Vortrag: Humanmaterial. Über den Zusammenhang von Vererbungswissenschaft, Eugenik und statistischer Kontrolle
  • 16. Mai 2022, 18.15 bis 19.45 Uhr:
    Vortrag: Eugenische Kontinuitäten aus Sicht der deutschen Behindertenbewegung und der Disability Studies
  • 23. Mai 2022, 18.15 bis 19.45 Uhr:
    Vortrag: The Racialization of Jews and Others (Die Rassifizierung von Juden und anderen)
  • 30. Mai 2022, 18.15 bis 19.45 Uhr:
    Vortrag: Das Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik und die Erinnerungspolitik der Max-Planck-Gesellschaft
  • 13. Juni 2022, 18.15 bis 19.45 Uhr:
    Vortrag: Tief im System. Kontinuitäten antiziganistischer Polizeiarbeit
  • 20. Juni 2022, 18.15 bis 19.45 Uhr:
    Vortrag: Forensik, Archäologie und Formen von Gewalt. Vom Umgang mit menschlichen Überresten an und jenseits der Freien Universität Berlin
  • 27. Juni, 18.15 bis 19.45 Uhr:
    Vortrag: Mehrfach sensibel. Gebeine aus nationalsozialistischem und kolonialem Unrecht an der Universität Strasbourg
  • 4. Juli 2022, 18.15 bis 19.45 Uhr:
    Podiumsdiskussion: Unrechte verbunden erzählen
    Ort:
    Hörsaal A, Henry-Ford-Bau Garystraße 35, 14195 Berlin

Weitere Themen der Reihe des Offenen Hörsaals im Sommersemester sind „Stockholm+50“, in der sich die Vortragenden vom 25. April an globaler Umweltpolitik widmen. In der Reihe „Vernetzen und zerstreuen?“ geht es zudem vom 27. April an um die Zukunft akademischer Lehre. Eine Veranstaltungsreihe des Selma Stern-Zentrums für jüdische Studien Berlin-Brandenburg an der Freien Universität beschäftigt sich mit jüdischen Literaturen in den Sprachkulturen der Welt. Alle Vorlesungen können zudem online verfolgt werden: www.fu-berlin.de/offenerhoersaal

Programm im Internet

www.fu-berlin.de/sites/offenerhoersaal/

Weitere Themen der Reihe des Offenen Hörsaals im Sommersemester sind „Stockholm+50“, in der sich die Vortragenden vom 25. April an globaler Umweltpolitik widmen. In der Reihe „Vernetzen und zerstreuen?“ geht es zudem vom 27. April an um die Zukunft akademischer Lehre. Eine Veranstaltungsreihe des Selma Stern-Zentrums für jüdische Studien Berlin-Brandenburg an der Freien Universität beschäftigt sich mit jüdischen Literaturen in den Sprachkulturen der Welt. Alle Vorlesungen können zudem online verfolgt werden: www.fu-berlin.de/offenerhoersaal