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Freie Universität Berlin: Unbekanntes und Kurioses aus 70 Jahren Universitätsgeschichte

Nr. 342/2018 vom 29.11.2018

Mit einem öffentlichen Festakt und zahlreichen Veranstaltungen begeht die Freie Universität Berlin am 4. Dezember 2018 den Jahrestag ihrer Gründung vor 70 Jahren. Eine Übersicht der Veranstaltungen findet sich hier: www.fu-berlin.de/sites/70jahre  sowie unter www.fu-berlin.de/presse/informationen/fup/2018/fup_18_341-dies-academicus-70-jahre-freie-universitaet-berlin.

An der Freien Universität Berlin hat sich in den sieben Jahrzehnten seit der Gründung viel ereignet. Nicht alles ist bekannt; hier eine kleine Auswahl von Unbekanntem und Kuriosem:

Ärger in der Garderobe

Am 26. Juni 1970 trat die damals noch nicht ganz so berühmte englische Heavy-Metal-Band „Black Sabbath“ um den mittlerweile legendären Frontmann Ozzy Osbourne im ausverkauften Audimax der Freien Universität auf. „The Magic of Black Sabbath“ hieß das Konzert. Über das Konzert selbst gibt es kaum Berichte. Aber nach dem Auftritt taten die Mitglieder der Band das, wofür Rockbands damals gefürchtet waren: Sie verwüsteten die Garderobe des Audimax‘.

Made by Freie Universität

Bei der Wahl zum Abgeordnetenhaus am 18. September 2011 in Berlin standen nur Alumni der Freien Universität zur Wahl für den Posten des Bürgermeisters: Renate Künast (Bündnis90/Die Grünen – Jura), Frank Henkel (CDU – Journalismus), Harald Wolf (Die Linke – Politikwissenschaft) und Christoph Meyer (FDP – Jura) sowie der in dieser Wahl siegreiche Klaus Wowereit (SPD – Jura).

Studentische Solidarität aus Charlottenburg

Schon früh wollten Studentinnen und Studenten der Technischen Universität ihren Kommilitoninnen und Kom-militonen in Dahlem helfen. Die Tageszeitung „Der Tagesspiegel“ schrieb dazu am 23. Oktober 1948 unter der Überschrift „TU Freiplätze für Freie Universität“: „Der Studentenvertreter der Technischen Universität wurde be-auftragt, den Rektor zu bitten, daß die 120 Freiplätze für das physikalische Praktikum der naturwissenschaftlichen Fakultät der Freien Universität zur Verfügung gestellt werden. Die Naturwissenschaftler sollten als Gasthörer in der Technischen Universität Vorlesungen hören können.“

Ich bin ein Dahlemer

Es ist der 26. Juni 1963, 15.20 Uhr: Knapp 20.000 Menschen drängen sich auf dem Dahlemer Campus. Sie alle sind gekommen, um den Mann reden zu hören, der in einem offenen Lincoln Continental mit Washingtoner Kennzeichen vor den Henry-Ford-Bau fährt: John F. Kennedy, der kurz zuvor am Schöneberger Rathaus die berühmten Worte „Ich bin ein Berliner“ gesprochen hat. In Dahlem hält er eine fordernde und politische Rede, „Weltbürger solle die Freie Universität hervorbringen, die ihre Kraft in den Dienst der Freiheit stellen.“

Tier macht Sachen

Hunde, Katzen, Kühe und Pferde sind der medizinische Alltag der Veterinäre der Freien Universität im Stadtteil Düppel. Doch es gibt auch Ausnahmen: die Kameldame Laila etwa. Sie hatte sich 2012 das vordere linke Bein ge-brochen, konnte aber operiert werden. Exotische Tiere sind tatsächlich immer wieder einmal in der Obhut der Veterinärmedizin: Ein Tiger wurde schon geröntgt, ein Elefant untersucht, ein Adler kuriert.

Großes Kino

„In einer Jugendstilvilla wird internationale Filmkunst zum intimen Kammerspiel“ – damit wirbt die Yorck-Kinogruppe für ihr Dahlemer Kino mit 162 Plätzen. Kurz nach der Gründung der Freien Universität wurden dort aber keine Filme gezeigt, sondern Vorlesungen gehalten, manche sogar bei Kerzenschein.

Summ summ summ

Die Mensa FU II ist die Hauptmensa der Freien Universität und befindet sich in der „Silberlaube“. Eine Besonderheit: Auf dem Dach leben Bienenvölker, die von einem ehemaligen Mensakoch fachkundig betreut werden. Und kaufen kann man den Honig je nach Saison auch: an den Kassen der Mensa.

FU-Punk

Farin Urlaub ist sein Künstlername, er ist Sänger und spielt Gitarre in der, wie sie sich selbst nennen, „besten Band der Welt“: die Ärzte aus Berlin. An der Freien Universität war Farin Urlaub zumindest einmal eingeschrieben: Nach dem Abitur 1981 begann er an der Freien Universität ein Studium in Archäologie.

Lieber spät, als nie

„The days run away like wild horses over the hill“ heißt der Gedichtband von Charles Bukowski. Ein ehemaliger Student hatte diesen 1976 aus der Bibliothek des John-F.-Kennedy-Instituts ausgeliehen, aber nie zurückgegeben. Erst 2013 erinnerte er sich wieder an das Buch und schickte es nach 37 Jahren zurück – anonym, da ihn nach eigenen Berechnungen eine Mahngebühr von 13.104 Euro erwartete.

Ein Lied für Lotte

Kurt Weills „Lied vom weißen Käse“ galt seit den 1960er Jahren als verschollen. Es tauchte 2017 wieder auf: in den Theaterhistorischen Sammlungen im Souterrain des Instituts für Theaterwissenschaft der Freien Universität. Kurt Weill hatte das Stück für seine Ehefrau komponiert, die Sängerin und Schauspielerin Lotte Lenya. Im November 1931 sang sie das „Lied vom weißen Käse“ im Programm der „Roten Revue – Wir sind ja sooo zufrieden“, die die Junge Volksbühne, eine Abspaltung der Volksbühne, mehrfach zur Aufführung brachte.

Wetterpaten

Bekannt sind sie durch die Wetternachrichten, vergeben werden sie an der Freien Universität: die Namen für Hoch- und Tiefdruckgebiete. Sie basieren auf Namenspatenschaften, Kostenfaktor: 299 Euro für ein Hochund 199 Euro für ein Tiefdruckgebiet, zuzüglich 19 Prozent Mehrwertsteuer.

Vegetarisch essen

Vor 65 Jahren – im März 1953 – entstand auf dem Campus in Dahlem ein Mensa-Neubau. Seit 2010 ist dort im Erdgeschoss die erste vegetarische Mensa Deutschlands angesiedelt – die Veggie-Mensa No. 1 des Studierenden-werks Berlin. 200 Gäste finden darin Platz, das Stadtmagazin „Qiez“ sagt: „Die Veggie No. 1 der Freien Universität Berlin kocht vegan, vegetarisch, saisonal, bio und sogar klimafreundlich. Dafür bekam sie drei Sterne.“

Nächste Station: Freie Universität

Jahrzehntelang hieß es für viele Studentinnen und Studenten der Freien Universität: „Nächste Station: Thielplatz.“ Seit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2016 ist das Vergangenheit. Im Beisein von Sigrid Evelyn Nikutta, Vor-standsvorsitzende der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), BVG-Mitarbeiter Wolfgang Murzoch, dem damaligen Präsidenten der Freien Universität, Prof. Dr. Peter-André Alt, und Bezirksbürgermeisterin Cerstin Richter-Kotowski wurde der U-Bahnhof offiziell umbenannt in „Freie Universität (Thielplatz)“.

Energie vom Dach

Insgesamt 7 Photovoltaikanlagen auf den Dächern der Freien Universität erzeugen jährlich rund 600.000 Kilowatt-stunden Strom. Das entspricht etwa dem Jahresbedarf von 150 Vier-Personen-Haushalten und deckt beispielsweise den kompletten jährlichen Bedarf der Gebäude des Fachbereichs Rechtswissenschaft.