Freiheit der Kunst – Grenzen der Freiheit?
Öffentliche Vorlesungsreihe des Instituts für Deutsche und Niederländische Philologie der Freien Universität Berlin im Sommersemester 2015
Nr. 090/2015 vom 09.04.2015
Die Freiheit der Kunst und die möglichen Grenzen dieser Freiheit sind Thema einer öffentlichen Ringvorlesung, die vom 14. April bis 14. Juli 2015 im Rahmen des „Offenen Hörsaals“ an der Freien Universität stattfindet. Die Reihe thematisiert einen von den Initiatoren beobachteten wachsenden Konflikt: Moderne demokratische Staaten sind einerseits verpflichtet, ein friedfertiges Miteinander der Bürgerinnen und Bürger zu garantieren, müssen aber andererseits zugleich die Freiheit der Kunst gewähren. Die Vortragenden reflektieren und diskutieren aus unterschiedlichen fachwissenschaftlichen Perspektiven unter anderem, ob Einschränkungen der Freiheit zumutbar oder gar politisch notwendig sind. Erörtert wird, welche Konsequenzen es hat, wenn Texte, Bilder und Filme zunehmend in multi- und transkulturellen Räumen rezipiert werden. Konzipiert wurde die Reihe von Prof. Dr. Hans Richard Brittnacher und Dr. Susanne Scharnowski vom Institut für deutsche und niederländische Philologie der Freien Universität. Alle Veranstaltungen sind öffentlich, der Eintritt ist frei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Vorkommnisse der jüngeren Vergangenheit, etwa die Verhängung einer Fatwa, mit der der iranische Staatschef Ayatollah Khomeini 1989 zur Tötung des Schriftstellers Salman Rushdie aufrief, der Mord an dem niederländischen Regisseur Theo van Gogh, die Morddrohungen gegen den dänischen Karikaturisten Knut Westergaard und die Ermordung von Mitarbeitern des französischen Satiremagazins Charlie Hebdo im Januar 2015 zeigen, wie brisant diejenigen leben, die das in den meisten westlichen Ländern garantierte Grundrecht einer Freiheit der Kunst für sich in Anspruch nehmen. „Die öffentliche Empörung über solch flagrante Angriffe auf die Kunstfreiheit legt die Vermutung einer kollektiven Ächtung der Vergeltungsmaßnahmen nahe“, schreiben die Veranstalter. Tatsächlich aber zeige die Gewalt längst Wirkung – zumal bei einem für die Belange von Minderheiten sensibilisierten Bewusstsein: Die Bereitschaft zur Tilgung anstößiger Vokabeln aus literarischen Texten, die Überprüfung von Unterrichtsplänen auf religiöse und politische Unbedenklichkeit oder die sogenannte Schere im Kopf, also die vorwegnehmende Berücksichtigung möglicher Empfindlichkeiten, deuteten die allmähliche Erosion des Freiheitsrechts der Kunst an.
Zeit und Ort
- Dienstags (vom 14. April bis 14. Juli 2015), von 18.00 bis 20.00 Uhr. Erster Termin: 14. April 2015
- Freie Universität Berlin, Rost- und Silberlaube, Hörsaal 1b, Habelschwerdter Allee 45, 14195 Berlin. U-Bahnhof Dahlem-Dorf oder Thielplatz (U3).
Weitere Informationen
- Prof. Dr. Hans Richard Brittnacher, Institut für deutsche und niederländische Philologie der Freien Universität,
Telefon: 030 / 838-59201, E-Mail: brittnacher21@aol.com - Dr. Susanne Scharnowski, Institut für deutsche und niederländische Philologie der Freien Universität,
Telefon: 030 / 838-52490, E-Mail: susanne.scharnowski@fu-berlin.de
Im Internet
- www.geisteswissenschaften.fu-berlin.de/we04/germanistik
- www.fu-berlin.de/sites/offenerhoersaal/offenerhoersaal_sose15_programm.pdf?1427276720
- www.fu-berlin.de/sites/offenerhoersaal/
Programm
- 14. April 2015
Prof. Dr. Hans Richard Brittnacher und Dr. Susanne Scharnowski (Literaturwissenschaft, Freie Universität Berlin):
Einführung in die Vorlesungsreihe - 21. April 2015
Prof. Dr. Stefan Gosepath (Praktische Philosophie, Freie Universität Berlin):
Freiheit der Rede, Toleranz und Minderheitenschutz - 28. April 2015
Prof. Dr. Matthias Cornils (Rechtswissenschaft, Johannes-Gutenberg-Universität Mainz):
Kein Rechtsschutz für den Glauben? Über die rechtliche Freiheit zur Religionskritik - 5. Mai 2015
Prof Dr. Heinz Bude (Soziologie, Universität Kassel)
Die Freiheit der Kunst in den Ordnungen der Gesellschaft - 12. Mai 2015
Prof. a. D. Dr. Étienne François (Geschichtswissenschaft, Freie Universität Berlin):
„On n‘emprisonne pas Voltaire“ (Einen Voltaire verhaftet man nicht). Die Freiheit der Kunst in Frankreich in Geschichte und Gegenwart - 19. Mai 2015
Prof. Dr. Michael Bongardt (Vergleichende Ethik, Freie Universität Berlin):
Selbstbegrenzung. Über den Unterschied zwischen Autonomie und Willkür - 26. Mai 2015
Prof. Dr. Gudrun Krämer (Islamwissenschaft, Freie Universität Berlin):
Bild, Karikatur und Blasphemie oder auch: Islam und Toleranz - 2. Juni 2015
Prof. a. D. Dr. Irmela von der Lühe (Literaturwissenschaft, Freie Universität Berlin):
Der Fall „Mephisto“
- TERMIN ENTFÄLLT
Dr. MaryAnn Snyder-Körber (Nordamerikastudien, Freie Universität Berlin): „Burn Before Reading“: Rücksicht, Vorsicht und Zensur in den USA
- 16. Juni 2015
Prof. Dr. Ulrike Schneider (Literaturwissenschaft, Freie Universität Berlin):
„Es gibt keine Freiheit ohne ein gewisses Maß an Provokation.“ – Michel Houellebecqs Gesellschaftsdiagnosen - 23. Juni 2015
Prof. Dr. Sabine Schülting (Literaturwissenschaft, Freie Universität Berlin):
„Your blasphemy, Salman, can’t be forgiven“ (Deine Blasphemie, Salman, ist unverzeihlich.) – Überlegungen zur Aktualität der Rushdie-Affäre - 30. Juni 2015
Prof. a. D. Dr. Thomas Koebner (Filmwissenschaft):
Film, Tabu, Skandal: Ingmar Berman - 7. Juli 2015
Prof. em. Dr. Dr. h. c. mult. Dieter Grimm (Rechtswissenschaft, Humboldt-Universität zu Berlin):
Nach dem Karikaturenstreit – brauchen wir eine neue Balance zwischen Religionsfreiheit und Meinungsfreiheit? - 14. Juli 2015
Prof. Dr. Micha Brumlik (Erziehungswissenschaft, Zentrum Jüdische Studien Berlin-Brandenburg):
Eine menschenfeindliche Kunstform? Juden in der Karikatur