Auf Wiedersehen, Cayenne!
In ihrer zweiten und letzten Post aus Französisch-Guyana berichtet Davia Rosenbaum von den vielen Ausflügen, die sie unternommen hat
03.02.2020
Mittlerweile ist mein Erasmus-Semester schon wieder zu Ende, und ich bin nach Deutschland zurückgekehrt. Meine letzten Wochen vor Ort habe noch einmal ausgiebig zum Reisen genutzt: Ich habe nicht nur Cayenne erkundet, sondern auch das Umland besser kennengelernt. Dafür habe ich an Ausflügen teilgenommen, die das Erasmus-Büro speziell für uns internationale Studierende organisiert hat. Außerdem konnte ich auch an Touren von anderen Fachbereichen teilnehmen. Insgesamt waren das sechs Ausflüge: von eintägigen Touren bis zu Kurztrips über vier Tage war alles dabei. Die Kosten wurden dabei zum großen Teil von der Uni übernommen.
Wir fuhren auf drei vor der guyanischen Küste im Atlantik liegende Inseln, an die brasilianische und die surinamische Grenze und in den Dschungel. Einen der schönsten Momente erlebte ich auf unserem Ausflug zur Ilet la mère. Die kleine Insel liegt vor Cayennes Küste und ist mit dem Boot erreichbar. Aufgrund eines mittlerweile beendeten Forschungsprojektes gibt es dort jede Menge kleine Totenkopfäffchen, die ausgesprochen neugierig sind. Kramt man in der Tasche, hat man schnell ein Äffchen auf der Schulter. Doch für mich waren nicht die Affen das Highlight. Auf dem Weg zur Insel sahen wir eine Delfinschule! Für mich war das ein ganz besonderer Moment. Eine andere, allerdings weniger erfreuliche Premiere hatte ich auf diesem Ausflug auch: meine erste Begegnung mit einer Vogelspinne…
Im Dschungel rund um den abgelegenen Ort Saül gibt es viel Getier – unter anderem diesen riesigen Tausendfüßler.
Bildquelle: privat
Durch die anderen Ausflüge habe ich Französisch-Guyana von einer anderen Seite kennengelernt und die Beziehungen zu den Nachbarländern – Surinam und Brasilien – besser verstanden.
Auch in Cayenne selbst kannte ich mich zum Ende meines Semesters hin gut aus. Ich genoss das Einkaufen auf dem Markt, den es dreimal wöchentlich in der Innenstadt gibt und auf dem ich jedes Mal etwas Neues entdeckt habe.
Während meines Aufenthalts konnte ich das Miteinander der verschiedenen Kulturen und Sprachen erleben und habe mich mit für mich neuen Themen wie der Geschichte des Überseegebiets beschäftigt. Ich musste aber auch mit schwierigen Situationen und sexueller Belästigung umgehen. Bei jedem Gang durch die Stadt wurde gehupt und mir hinterhergerufen, mehrmals folgte man mir auch, weshalb ich nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr alleine unterwegs war.
Ich war Zeugin zahlreicher Appelle an die lokale Jugend, dass sie die Zukunft sind und in ihre Heimat investieren müssen. Für mich ist klar, dass Französisch-Guyana noch dabei ist, sich selbst und seine Identität zu finden und dass die jungen Leute vor Ort ein Teil davon sein und sich politisch einbringen müssen.
Ein Strand der Inselgruppe Îles du Salut vor der Küste von Französisch-Guyana.
Bildquelle: privat
Ein Sonnenuntergang in Französisch-Guyana. Sie habe ihre Komfortzone verlassen und viel gelernt, schreibt Davia Rosenbaum.
Bildquelle: privat
Ich bin dankbar, so viel gelernt und meine Komfortzone verlassen zu haben, und ich denke, dass mich meine in Französisch-Guyana gewonnenen Erkenntnisse ein Leben lang begleiten werden. Auch wenn Cayenne für mich persönlich nicht der richtige Ort zum Leben ist, so habe ich doch viele Menschen getroffen, die dort eine Heimat gefunden haben.
Weitere Informationen
Das war Davia Rosenbaums letzte „Post aus … Cayenne“! Sie ist eine von elf Autorinnen und Autoren, die von ihren Auslandsstudienaufenthalten für campus.leben berichten, die Artikel aller Autorinnen und Autoren finden Sie hier.
Hier lesen Sie Davia Rosenbaums erste Post auf Deutsch und auf Englisch.