Springe direkt zu Inhalt

Zukunft, Solidarität und Austausch – Stipendium mit Mehrwert

Sorgloser studieren dank Deutschlandstipendium – das wird für 219 Studierende der Freien Universität Berlin wahr. Die Förderung zeichnet nicht nur Leistung aus, sondern würdigt auch Engagement sowie biografische Hürden.

28.02.2025

Bei der Stipendienfeier am 20. Februar 2025 erhielten die Stifter*innen die Möglichkeit, die insgesamt über 200 geförderten Studierenden kennenzulernen und sich auszutauschen

Bei der Stipendienfeier am 20. Februar 2025 erhielten die Stifter*innen die Möglichkeit, die insgesamt über 200 geförderten Studierenden kennenzulernen und sich auszutauschen
Bildquelle: Patricia Kalisch

Ununterbrochen surrte die extra aufgestellte Fotobox im Foyer des Henry-Ford-Baus am 20. Februar: Das war der Tag, an dem Deutschlandstipendien-Urkunden an 219 Empfängerinnen und Empfänger überreicht wurden, die diesen stolzen Moment festhalten konnten. Gern auch zusammen mit ihren Förderinnen und Förderern.

Chancengleichheit – das ist ein wesentlicher Gedanke, den das Auswahlgremium berücksichtigt, sagte Professor Günter M. Ziegler, Präsident der Freien Universität Berlin, anlässlich der Stipendienfeier. Nicht nur beste Leistungen sollen im Fokus stehen, sondern auch besondere Herausforderungen, die Bewerberinnen und Bewerber während des Studiums zu bewältigen haben. Das können beispielsweise Einschränkungen durch eine chronische Erkrankung sein oder die Vereinbarkeit von Familienverpflichtungen mit dem Lernpensum.

Bei besonderen Lebensumständen ist das Stipendium eine wichtige Hilfe

Dass gerade bei besonderen persönlichen Lebensumständen 300 Euro im Monat eine wichtige Hilfe und Bestätigung sind, das betonten die aktuellen Stipendiatinnen Thi Phuong Le und Veronica Mota Galindo, die auf dem Podium über ihre Erfahrungen berichteten. Zu Beginn ihres Masterstudiums erkrankte Thi Phuong Le schwer und kämpfte sich langsam zurück ins Leben. Die Folgen der zweifachen Hirnblutung begleiten sie seither. „Ich bin die Erste in meiner Familie die studiert und stolz darauf, meinen Master, trotz der Herausforderungen, abschließen zu können.“ Veronica Mota Galindo konnte ihr Studium an ihrer Universität in ihrem Heimatland Mexiko nicht beenden und studiert nun an der Freien Universität Philosophie und Spanische Philologie mit Lateinamerikastudien. Zeitgleich ist sie alleinerziehende Mutter eines Sohnes.

„Zukunft“, das Wort fiel Thi Phuong Le als Erstes ein, gefragt, was das Deutschlandstipendium für sie bedeute. „Als Person mit Migrationshintergrund und Schwerbehinderung möchte ich Menschen mit meiner Geschichte ermutigen, an sich selbst und ihre Fähigkeiten zu glauben, trotz Hindernissen ihrer Berufung nachzugehen und keine Scheu zu haben, sich auch in Führungspositionen zu trauen.“

Thi Phuong Le und Katja Urbatsch, Gründerin von ArbeiterKind.de haben die gleichen Ziele: „Bildung darf nicht von Herkunft, gesundheitlicher Beeinträchtigung oder familiären Verpflichtungen abhängen“, sagt die Stipendiatin.

Thi Phuong Le und Katja Urbatsch, Gründerin von ArbeiterKind.de haben die gleichen Ziele: „Bildung darf nicht von Herkunft, gesundheitlicher Beeinträchtigung oder familiären Verpflichtungen abhängen“, sagt die Stipendiatin.
Bildquelle: Patricia Kalisch

Die Stipendiatin möchte sich weiterhin für mehr Chancengleichheit in der Bildung und die Sensibilisierung der Gesellschaft für eine inklusive Arbeitswelt einsetzen. Erste Erfahrungen mit einer großen Öffentlichkeit hat sie bereits gesammelt: „Ich darf mich offiziell zu den Top90-Kandidatinnen von Miss Germany 2025 in der Kategorie Mover – Frauen, die etwas bewegen - zählen“. Ihre berufliche Zukunft kann sie sich in der Krebsforschung vorstellen, ein Themengebiet, dass sie bereits während des Studiums faszinierte.

Ebenfalls auf dem Podium dabei war Katja Urbatsch, Gründerin und Geschäftsführerin der gemeinnützigen Organisation ArbeiterKind.de. Die Absolventin/Alumna der Freien Universität Berlin ist nun selbst Stifterin. Dass finanzielle Vorbedingungen entscheidend für den Studienerfolg sind: „Das darf nicht sein!“, sagte Katja Urbatsch. Seit über 15 Jahren ermutigt sie Schülerinnen und Schüler aus nicht-akademischen Familien zum Studium. Sie betonte den Wert nicht nur der finanziellen, sondern auch der ideellen Förderung.

Ein lebendiges Netzwerk

Das Deutschlandstipendium ist verbunden mit einem Mentoringprogramm, Weiterbildungsmöglichkeiten und Zugang zum Alumni-Netzwerk. Da das Deutschlandstipendium mittlerweile im 14. Jahr steht, sei im Laufe der Jahre ein vielfältiges und lebendiges Netzwerk der Studierenden, Fördernden, Ehemaligen sowie der Universitätsmitglieder entstanden.

Eine Auszeichnung für ehrenamtliches Engagement erhielten im Anschluss die ehemalige Stipendiatin Lucie Fellwock und die Stipendiatin Maja Rudina für ihre Initiative „FUndiert studiert“, mit der sie Oberstufenschülerinnen und -schüler zu einem Studium ermutigen wollen und über Finanzierungsmöglichkeiten aufklären. „Meine Botschaft lautet – Studieren ist machbar!“, sagte Maja Rudina. Weitere Stipendiatinnen und Stipendiaten des Deutschlandstipendiums, wie auch Veronica Mota Galindo, haben sich der Initiative angeschlossen.

Ihr eigener Weg zur Hochschule war herausfordernd: „Alles ist möglich“, motivierte die Stipendiatin Veronica Mota Galindo zukünftige Studierende.

Ihr eigener Weg zur Hochschule war herausfordernd: „Alles ist möglich“, motivierte die Stipendiatin Veronica Mota Galindo zukünftige Studierende.
Bildquelle: Patricia Kalisch

Veronica Mota Galindo wählte als Antwort auf dieselbe Frage „Bildung und Solidarität“. „Ich komme aus der Arbeiterklasse. Ich bin Mutter. Das macht das Studium nicht leichter, aber ich bringe auch viel Wissen mit.“ Das Stipendium sei nicht nur eine praktische Hilfe, sondern auch eine wichtige Wertschätzung, da es auch Leistungen honoriert, die sich nicht in Noten abbilden lassen: „Alles ist möglich“. Davon profitierten nicht nur die Geförderten, sondern auch ihr Umfeld. „Mein Sohn sieht: Mama schafft es. Mama ist zufrieden. Er ist stolz auf mich.“

Vielfalt der Biografien würdigen

Professor Günter M. Ziegler merkte an, dass große, für viele Menschen bedeutsame Leistungen manchmal auf den ersten Blick zu Unrecht nicht erkannt und anerkannt werden. Es gehe nicht nur um „polierte, lückenlose Lebensläufe“, sagte auch Professorin Karin Gludovatz, Mitglied der Auswahlkommission, die das Podiumsgespräch moderierte. Die Auswahlkommission schätze „Beharrlichkeit, Überwindung von Schwierigkeiten und das Engagement für andere.“

Begrüßung der Stifter*innen und Stipendiat*innen durch den Präsidenten der Freien Universität Berlin, Mathematikprofessor Günter M. Ziegler.

Begrüßung der Stifter*innen und Stipendiat*innen durch den Präsidenten der Freien Universität Berlin, Mathematikprofessor Günter M. Ziegler.
Bildquelle: Patricia Kalisch

Präsident Günter M. Ziegler nutzte die Gelegenheit, sich bei den Fördernden der Freien Universität zu bedanken und hob hervor: Mit 219 Geförderten vergab die FU am meisten Stipendien aller Berliner Hochschulen. Die Stipendiatinnen und Stipendiaten erhalten monatlich 300 Euro. Das Modell dahinter: Jeder Euro, den eine Stifterin oder Stifter gibt, verdoppelt sich durch Mittel des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Im Förderzeitraum 2024/2025 kamen insgesamt 788.400 Euro zusammen, „um Dinge möglich zu machen für talentierte junge Leute“, wie Präsident Günter M. Ziegler sagte.

Zahlreiche Stifterinnen und Stifter waren an diesem Festabend anwesend. Dabei handelt es sich um Privatpersonen ebenso wie um Repräsentanten von Stiftungen, Vereinen oder Unternehmen. Sie alle kamen an dem Abend mit den Stipendiatinnen und Stipendiaten zu einem lebhaften Austausch zusammen. Was auf der letzten Folie bei der Feierstunde im Auditorium vorher zu lesen war, fasst den Abend und den Ausblick in die Zukunft dieses Stipendienprogrammes gut zusammen: „Herzlichen Glückwunsch. Fortsetzung folgt …“

Weitere Informationen

Möchten Sie auch ein Deutschlandstipendium stiften? Mehr Informationen über das Programm an der Freien Universität gibt es unter www.fu-berlin.de/deutschlandstipendium.