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An der Freien Universität startet eine Befragung von Promovierenden und Promovierten, um die Promotionsbedingungen weiter zu verbessern

07.02.2019

Wie verlaufen Promotionen? Wie zufrieden sind Doktorandinnen und Doktoranden mit den Bedingungen, die sie an ihrer Universität vorfinden? Die Dahlem Research School hofft, dass die Nacaps-Studie darüber valide Daten erbringt.

Wie verlaufen Promotionen? Wie zufrieden sind Doktorandinnen und Doktoranden mit den Bedingungen, die sie an ihrer Universität vorfinden? Die Dahlem Research School hofft, dass die Nacaps-Studie darüber valide Daten erbringt.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Die Freie Universität beteiligt sich an der derzeit laufenden bundesweiten Längsschnittstudie zu Promovierenden und Promovierten (Nacaps) des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung. Im Rahmen von NacapsNational Academics Panel Study – werden repräsentative Daten über Promotionsverläufe und Karrierewege nach der Promotion erhoben. Im Interview erklärt Markus Edler, Leiter der Dahlem Research School und promovierter Literaturwissenschaftler, warum die Ergebnisse auch für die wissenschaftliche Ausbildung an der Freien Universität wichtig sind und er sich wünscht, dass möglichst viele Doktorandinnen und Doktoranden an der Befragung teilnehmen.

Herr Edler, über die Nacaps-Studie sollen die Bedingungen ermittelt werden, die für die Arbeit von Doktorandinnen und Doktoranden förderlich sind. Warum ist eine solche Studie nötig?

Die Hochschulen wissen wenig über ihre Promovierenden und die Promotionsbedingungen – anders als über die Studierenden, bei denen Immatrikulation, Exmatrikulation, Prüfungen, der ganze Studienverlauf zentral erfasst und damit dokumentiert werden. Wir wissen deshalb so wenig über Promovierende, weil die Gruppe sehr heterogen ist. Manche sind als wissenschaftliche Mitarbeiterin oder Mitarbeiter an einem Institut beschäftigt und unterrichten, andere arbeiten im Labor, wieder andere jobben neben der Promotion oder arbeiten schon teilzeitbeschäftigt oder freiberuflich im zukünftigen Berufsfeld.

Dr. Markus Edler ist Leiter der Dahlem Research School, unter deren Dach die strukturierten Promotionsprogramme der Freien Universität Berlin gebündelt werden.

Dr. Markus Edler ist Leiter der Dahlem Research School, unter deren Dach die strukturierten Promotionsprogramme der Freien Universität Berlin gebündelt werden.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Es gibt viele Möglichkeiten der Mischfinanzierung aus Stipendium, Drittmittelprojekt und Ähnlichem. Je unsicherer die Finanzierung ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass sich die Promotionszeit verlängert. Das lässt sich aber nur vermuten, wirklich wissen tun wir es nicht.

Welche Umstände sind für die Universität interessant? Was kann die Studie leisten?

Wir wissen wenig über die Dauer einer Promotion und über ihren Verlauf. Wir wissen wenig über die soziale Situation der Promovierenden, ihre allgemeinen Lebensumstände und auch über diese Fragen: Welche Rolle spielen die wirtschaftliche, die familiäre Situation oder andere soziale Faktoren für den Promotionserfolg, die Promotionszeit, die Abschlussnote? Gibt es signifikante Geschlechter- oder Fachunterschiede?

Bisher können wir unsere Absolventinnen und Absolventen nur in kleinen Zahlen und auch nur während der kurzen Zeitspanne befragen, in der sie an der Freien Universität sind. Wer die Universität verlässt, wird im Regelfall unerreichbar.

Die Dahlem Research School koordiniert Promotionsprogramme für wissenschaftlichen Nachwuchs.

Die Dahlem Research School koordiniert Promotionsprogramme für wissenschaftlichen Nachwuchs.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Bei den Promotionsprogrammen unter dem Dach der Dahlem Research School haben wir durch die engmaschige und koordinierte Betreuung der Doktoranden eine andere Situation. Ein solches Vertrauensverhältnis erlaubt zwar eine regelmäßige Befragung, aber irgendwann verliert sich auch da die Spur. Das bedeutet, dass wir nur den nächsten Schritt nach der Promotion beobachten können, nicht den längeren Werdegang. Dieser nächste Schritt ist in 70 Prozent der Fälle eine wissenschaftliche Anschlussposition. Sobald diese meist zeitlich befristeten Stellen enden, verliert sich der Kontakt.

Das wird sich durch die Studie ändern. Denn Nacaps wird durch jährliche Folgebefragungen über einen Zeitraum von 15 Jahren die Werdegänge von Promovierenden und Promovierten auch in der Langzeitperspektive erfassen. Alle zwei Jahre werden dann neue Promovierenden-Jahrgänge für das Panel rekrutiert.

Welchen Nutzen erhoffen Sie sich von den Ergebnissen der Befragung für die Doktorandenausbildung an der Freien Universität?

Wir erhoffen uns valide Daten. Dann könnten wir die Zusammenhänge zwischen nationaler und sozialer Herkunft, Finanzierung, Geschlecht und weiteren Erfolgsbedingungen der Promotion besser in den Blick bekommen.

Von Seiten der Dahlem Research School aus haben wir die Teilnahme der Freien Universität intensiv befürwortet. Die Freie Universität investiert erheblich in die Nachwuchsförderung, vor allem in die Förderung von Promovierenden. Wir bieten ein großes Qualifizierungsprogramm an, etwa Mentoring für Frauen, Beratungsservices, Welcome-Services für internationale Promovierende. Aber über den Nutzen dieses Angebotes für die Zielgruppe wissen wir zu wenig. Durch Nacaps können wir unsere Programme auf ihre Wirksamkeit überprüfen und an den tatsächlichen Bedarf anpassen.

Warum sollten sich Doktoranden und Doktorandinnen der Freien Universität zur Teilnahme entscheiden?

Weil sie dadurch direkt zur Verbesserung der Promotionsbedingungen an ihrer Universität beitragen können. Die Nacaps-Daten, die die Freie Universität betreffen, werden uns anschließend zur Verfügung stehen und können als Grundlage für gezielte Maßnahmen und zur Qualitätssicherung dienen. Wir wünschen uns, dass sich möglichst viele unserer rund 4000 Promovierenden beteiligen: Je mehr Teilnehmer, desto aussagekräftiger sind die Zahlen.

Die Nacaps-Studie löst das Promovierendenpanel ProFile ab – wodurch unterscheiden sich die beiden Erhebungen?

Die ProFile-Studie hat die Vergleiche zu anderen Universitäten nicht wie eigentlich gewünscht realisieren können. Das lag vor allem daran, dass sich nur eine geringe Zahl von Universitäten beteiligt hat und diejenigen Universitäten, die teilgenommen haben, zu unterschiedlich waren, um sie sinnvoll miteinander vergleichen zu können. Wenn die jetzt laufende Nacaps-Studie den von uns erhofften Erfolg hat, werden wir zum ersten Mal nachvollziehen können, wie die Freie Universität im Vergleich zu anderen Universitäten ähnlicher Größe und ähnlichen Zuschnitts dasteht. Die Aussichten dafür sind gut: Mehr als 60 Hochschulen beteiligen sich an dem Pilotprojekt.

Wie können Interessierte teilnehmen, und wie lange dauert die Befragung?

Am 18. Februar werden alle Doktorandinnen und Doktoranden der Freien Universität per E-Mail eingeladen, an der Befragung teilzunehmen. Die Befragung dürfte etwa 30 Minuten dauern. Weil die Studie durchaus sensible Daten abfragt, werden selbstverständlich alle Daten strikt anonymisiert.

Die Fragen stellte Sören Maahs

Weitere Informationen

Unter allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern werden Preise verlost. Weitere Informationen finden Sie unter www.nacaps.de