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Stichwortsalat und Sandwichmethode

In einem Workshop an der Freien Universität können sich Nachwuchswissenschaftler für die Lehre qualifizieren

08.07.2016

Professionell Lehren an der Freien Universität: Dozent Harald Groß erläutert didaktische Werkzeuge, mit denen Vorlesungen und Seminare optimal gestaltet werden können.

Professionell Lehren an der Freien Universität: Dozent Harald Groß erläutert didaktische Werkzeuge, mit denen Vorlesungen und Seminare optimal gestaltet werden können.
Bildquelle: Melanie Hansen

Sie heißen „Stichwortsalat“, „Sandwich-Methode“ oder „Wanderfrage“ – und dienen alle demselben Zweck: Die didaktischen Werkzeuge sollen Lehrende dabei unterstützen, Lernprozesse in ihren Seminaren und Vorlesungen optimal zu gestalten und Studierende zur Selbsttätigkeit motivieren. Campus.leben hat einen Workshop besucht, in dem Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler das Lehren lernen können.

Wie kann ich Studierende besser in mein Seminar einbinden? Welche Unterrichtsmethoden gibt es neben dem Frontalunterricht? Wie reagiere ich als Dozentin, wenn Studierende die Arbeit im Seminar verweigern? Es sind Fragen wie diese, die elf Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern an diesem Montagmorgen im Seminarzentrum der Freien Universität zusammengeführt haben. In einem Grundlagenmodul des hochschuldidaktischen Programms „SUPPORT für die Lehre“ wollen sie diese Themen klären und das professionelle Lehren lernen.

Wissen im Tal der Erinnerungen

Doch zunächst steht eine „Inventur“ an, wie Dozent Harald Groß die erste Übung nennt. „Was wisst ihr noch von unserem letzten Kurs?“, fragt er. 17 Dinge sollen die Lehrenden aufschreiben, sie aus „dem Tal der Erinnerung“ zurückholen, sagt Groß. Nicht ganz einfach, denn der letzte Workshop – insgesamt ist das Modul auf fünf Tage verteilt – liegt fast zwei Monate zurück. Die Teilnehmer, die aus unterschiedlichen Fachbereichen kommen, verteilen sich im Seminarraum: Langsam beginnen sich die leeren DIN A-3-Zettel mit Erinnertem zu füllen:

Stimme zum Klingen bringen. Einatmen. Lehrdrehbuch. ABC-Olympiade. Schnattern. Als die Nachwuchswissenschaftler einander ihre Stichpunkte vorlesen, wird klar: Alle haben sich an alles erinnert – trotz ihrer anfänglichen Zweifel. Die Übung zeigt, dass Wissen zwar teilweise vergraben sein kann, sich jedoch wieder aufrufen lässt. „Das könnte auch eine Methode sein, um eure Studenten zu motivieren“, sagt Harald Groß zu den Teilnehmern.

Studierende motivieren ist eine von vielen Lehrkompetenzen und taucht als Thema immer wieder in dem Workshop auf. „Wie schaff‘ ich es, auch nach 60 Minuten noch die Reserven aus meinen Studenten herauszuholen?“, möchte etwa Rechtswissenschaftler Nikolas Eisentraut wissen. „Wie gelingt es mir, Studenten trotz paralleler Prüfungsbelastungen in anderen Fächern dennoch für mein eigenes Seminar zu motivieren?“ fragt die promovierte Veterinärmedizinerin Nadine Paßlack. Bei der Beantwortung der Fragen reflektieren die Lehrenden auch ihre eigene Rolle in der Lehrveranstaltung und inwiefern sie sich für die Motivation der Studierenden und die allgemeine Lernatmosphäre verantwortlich fühlen.

Fünf Verständlichmacher

„Alles Mögliche hat Einfluss auf die Lehrveranstaltung“, sagt Harald Groß – und nicht alles können die Lehrenden beeinflussen. Das kann etwa ein zu kleiner Raum für zu viele Teilnehmer sein oder das Wetter. „Es ist ein Unterschied, ob ich ein Seminar im Dezember leite oder im Hochsommer“, meint Groß. „Oder während eines Großereignisses wie der Europameisterschaft.“

Mit den sogenannten fünf Verständlichmachern, die der Dozent der Gruppe jetzt aufzählt, könne eine Lehrveranstaltung jedoch positiv beeinflusst werden: Einfachheit zählt dazu, ebenso wie Kürze und Prägnanz, die freie Rede, anregende Zusätze oder eine gute Gliederung. Groß verdeutlicht die Verständlichmacher, indem er fünf Kursteilnehmer das jeweils Gegenteilige vorführen lässt. Da wird viel zu hastig und ohne Atempause ein Text einfach nur vom Blatt abgelesen, lange, verschachtelte Sätze mit Fremdworten überstrapaziert, oder abschweifend vom Golf-Hobby eines Forschers berichtet, als es doch eigentlich um dessen Thesen gehen sollte.

Drei der insgesamt fünf Workshop-Tage haben die Lehrenden nun hinter sich – und einige der Methoden, die sie kennengelernt haben, bereits erfolgreich in eigenen Seminaren, Übungen oder Vorlesungen eingesetzt. Im Rahmen des Grundlagenmoduls werden sie sich demnächst noch gegenseitig in ihren Lehrveranstaltungen besuchen und sich kollegial zu ihren Fragen und Problemen in der Lehre beraten.

Weitere Informationen

Professionell Lehren an der Freien Universität

  • Basis des hochschuldidaktischen Qualifizierungsprogramms ist ein an der Freien Universität entwickeltes Modell zu Qualitätsmerkmalen akademischer Lehre, das im Rahmen des Projekts SUPPORT für die Lehre konzipiert wurde.
  • Der Erwerb des Hochschuldidaktischen Zertifikats der Freien Universität Berlin erfolgt nach 220 Arbeitseinheiten á 45 Minuten. Das entspricht 165 Stunden Arbeit (Präsenz + Selbststudium). Neben dem Zertifikatprogramm gibt es verschiedene Angebote, die frei belegbar sind.
  • Seit Beginn des Programms im Frühjahr 2013 haben bereits über 400 Personen erfolgreich an mindestens einem SUPPORT-Workshop teilgenommen. 50 Personen haben das Zertifikat erhalten.
  • An dem Programm sind alle Fachbereiche beteiligt.
  • Die Anmeldung für das kommende Semester Sommer/Herbst 2016 läuft ab sofort. Die aktuellen Veranstaltungen sowie das Anmeldeportal und die Ansprechpartner und Ansprechpartnerinnen finden Sie auf der Website von SUPPORT für die Lehre.