Unternehmensgründung in Berlin und Tel-Aviv
Israelische und deutsche Wissenschaftler diskutieren neueste Erkenntnisse zur Bedeutung von Netzwerken im Gründungsprozess
08.10.2015
Zusammenkommen, um Ideen auzuloten und sich gemeinsam dafür zu begeistern: „Genau so sollten Forschungsprojekte beginnen!", fasste Professor Amalya Oliver von der Hebrew University of Jerusalem ein interdisziplinäres Zusammentreffen von Entrepreneurship-Forscherinnen und Forschern an der Freien Universität Berlin zusammen. Denn nicht nur in Deutschlands Start-up-Hauptstadt Berlin, auch in der Gründer-Nation Israel ist Entrepreneurship ein aktuelles Thema. Wie sich beide Standorte zunehmend miteinander vernetzen war eines der Themen eines deutsch-israelischen Workshops.
Anfang September besuchte eine Forschergruppe der Hebrew University of Jerusalem das Management-Department der Freien Universität. Anlass war ein gemeinsamer, interdisziplinärer Workshop zum Thema Entrepreneurship in Berlin und Israel. Amalya Oliver, die an der Hebrew University eine Professur für Soziologie innehat und der Betriebswirt Jörg Sydow vom Management-Department der Freien Universität hatten dazu eingeladen. Der Begriff Entrepreneurship bezeichnet Unternehmensgründungen, die beispielsweise neue Ideen, Geschäftsmodelle oder Marktchancen aufgreifen. Ziel war neben dem Austausch zum Thema „Networked entrepreneurship“, dem gerade auch in Israel viel Aufmerksamkeit zuteilwird, die Entwicklung eines gemeinsamen Forschungsprojekts zwischen der Freien Universität und der Hebrew University.
Netzwerke entscheidend für den Gründungsprozess
Im Mittelpunkt des viertätigen Workshops stand ein intensiver Austausch über das Kooperationsverhalten von und die Rahmenbedingungen für Gründerinnen und Gründer von Startups in Berlin und Israel. Zehn Professoren und Nachwuchswissenschaftler diskutierten ihre aktuellen Entrepreneurship-Forschungsergebnisse. Dabei wurden Gemeinsamkeiten und Unterschiede beider Gründungsstandorte deutlich, beispielsweise mit Blick auf die Ausgestaltung und Ursprünge der persönlichen Netzwerke der Gründer. Solche Netzwerke sind entscheidend für Gründungsprozesse, da junge Unternehmen so Zugang zu wichtigen Ressourcen und Know-How erhalten. Zudem wurde die Frage erörtert, wie ein Technologietransfer zwischen den beiden Standorten – beispielsweise durch verschiedene Austauschprogramme – ermöglicht werden könnte.
Die Gründungsbedingungen in Deutschland und Israel sind sehr unterschiedlich: Während die Lust am Gründen in Israel verbreiteter ist, gibt es hierzulande wesentlich mehr institutionelle Unterstützung. So können beide Länder voneinander lernen und im Zuge transnationaler Gründungsaktivitäten sogar zusammenarbeiten. Für immer mehr israelische Gründerinnen und Gründer lohnt sich der Schritt nach Deutschland und auch deutsche Unternehmen kooperieren zunehmend mit israelischen Firmen im Rahmen von Innovationspartnerschaften. Mithilfe des geplanten Forschungsprojekts sollen diese vernetzten, transnationalen Entrepreneurship-Aktivitäten besser verstanden werden.
Ein Tag des Workshops war der „Feldarbeit“ gewidmet: Die internationale Forschergruppe besuchte verschiedene israelische Startups und Berliner Gründungs-Institutionen und führte intensive Gespräche mit Gründern, zum Beispiel beim Start-Up-Programm „Hub:raum“ der Deutschen Telekom.
Neue Freundschaften und wissenschaftlicher Austausch
Am letzten Workshop-Tag wurden schließlich vor dem Hintergrund der bisher gewonnen Eindrücke die gemeinsame Weiterarbeit an dem Thema geplant, um zukünftig weitere Erkenntnisse über Unternehmertum in den zwei Gründerhochburgen Berlin und Tel-Aviv zu gewinnen. Abgerundet wurde der Workshop durch ein kulturelles Programm und einen intensiven persönlichen Austausch zwischen den Wissenschaftlern. Somit wurde der Grundstein für neue Freundschaften und eine vertiefte wissenschaftliche Zusammenarbeit gelegt.