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„Manchmal muss man die Richtung ändern, um ans Ziel zu kommen“

Über das Projekt NATürlich lernen Schülerinnen Frauen kennen, die in naturwissenschaftlichen Berufen tätig sind

07.10.2015

Ann-Justine (links) und Franzisca (Mitte) waren bei dem Besuch im Helios Klinikum dabei.

Ann-Justine (links) und Franzisca (Mitte) waren bei dem Besuch im Helios Klinikum dabei.
Bildquelle: Natalie Pusch

Lungenfachärztin Katharina Starzacher erzählt den Mädchen von ihrer beruflichen Laufbahn. Dass man manchmal über kleine Umwege zum Ziel kommt, will sie den Schülerinnen vermitteln.

Lungenfachärztin Katharina Starzacher erzählt den Mädchen von ihrer beruflichen Laufbahn. Dass man manchmal über kleine Umwege zum Ziel kommt, will sie den Schülerinnen vermitteln.
Bildquelle: Natalie Pusch

So funktioniert eine Infusion: Katharina Starzacher erklärt den Mechanismus.

So funktioniert eine Infusion: Katharina Starzacher erklärt den Mechanismus.
Bildquelle: Natalie Pusch

Das Fach Biologie finden in der Schule viele ganz gut. Aber was kann man eigentlich werden, wenn man Biologie studiert oder Chemie? In dem Projekt „NATürlich – Schülerinnen treffen Naturwissenschaftlerinnen“, das Wissenschaftlerinnen der Freien Universität vor sechs Jahren initiiert haben, können Mädchen das herauszufinden: Sie experimentieren im Labor, sprechen mit Naturschützerinnen oder treffen Wissenschaftlerinnen. Im Zehlendorfer HELIOS Klinikum Emil von Behring sprachen die Schülerinnen kürzlich mit der Lungenärztin Katharina Starzacher über ihren Weg zur Medizinerin.

Zwar seien Frauen noch immer unterrepräsentiert in naturwissenschaftlichen Berufen, sagt Professorin Petra Skiebe-Corrette von der Freien Universität, doch liege das nicht daran, dass zu wenig Mädchen Biologie, Chemie oder Pharmazie studierten; der Studentinnen-Anteil in diesen Fächern liege bereits bei über 50 Prozent: „Wir brauchen nicht mehr Biologie-Studentinnen“, sagt die Leiterin des Schülerlabors NatLab der Freien Universität, „wir brauchen die richtigen – nämlich die, die dann später auch einen naturwissenschaftlichen Beruf ergreifen.“

Petra Skiebe-Corrette hat das 2009 gegründete Mädchen-Projektes mitinitiiert. Dessen Ziel ist es, junge Frauen bei der Wahl des für sie passenden Studiums zu unterstützen und sie zu motivieren. „Manchmal stehen Selbstzweifel im Weg, vor allem, wenn man die erste Frau in der Familie ist, die studiert“, erklärt Christine Bergmann, Frauenbeauftragte am Fachbereich Biologie, Chemie und Pharmazie der Freien Universität. Sie entwickelt das Projekt NATürlich zusammen mit dem NatLab stetig weiter.

Den eigenen Weg finden

Antonia Strutz leitet das NATürlich-Projekt und ist im HELIOS-Klinikum dabei. Die promovierte Biologin will Werdegänge von Frauen in naturwissenschaftlichen Berufen sichtbar machen.

Den Schwerpunkt „Medizin“ haben sich die Teilnehmerinnen selbst ausgesucht. „Weil Medizin cool ist!“, sagt Franzisca. Die 15-jährige Schülerin des Humboldt-Gymnasiums kennt schon die ein oder andere Hürde, die vor einem Medizinstudium genommen werden muss: der Mediziner-Test zum Beispiel. Mit dem Klischee der Medizinstudentin ohne Freizeit räumt Lungenärztin Katharina Starzacher allerdings schnell auf: „Es gab immer Stress-Phasen, aber oft lagen wir auch einfach auf der Campus-Wiese und haben uns die Gags von gestern erzählt! Man muss vor dem Studium keine Angst haben.“

Nach ihrem Studium hat sich die Pneumologin sowohl in den Fachrichtungen Innere Medizin als auch Chirurgie beworben – und schließlich als Chirurgie-Assistentin gearbeitet. Mit der Facharztprüfung kam dann noch einmal die Frage auf: Will ich das eigentlich? Sie entschied sich schließlich für die Innere Medizin. Heute profitiere Katharina Starzacher dennoch von der Zeit als Chirurgin, erklärt sie den Mädchen: „Manchmal muss man die Richtung ändern, um ans Ziel zu kommen.“

„Hallo, Frau Schwester!“

Franzisca hat als Praktikantin in einer Klinik erlebt, dass manche Patientinnen und Patienten einfach das gesamte weibliche Personal für Krankenschwestern halten und das männliche für Ärzte. „Das darf man nicht persönlich nehmen“, sagt Katharina Starzacher. „So etwas passiert – aber nur sehr selten.“ Gesundes Selbstvertrauen helfe da auf jeden Fall: „Je selbstverständlicher man sich selbst als Ärztin sieht, desto mehr strahlt man das auch aus“, sagt die Pneumologin.

Das Fazit der Mädchen nach dem Besuch bei der Medizinerin: „Ich will auf jeden Fall immer noch Medizin studieren“, sagt Franzisca. „Die Veranstaltung heute war gut, ich hätte gerne noch mehr gesehen.“ Die 15-jährige Ann-Justine dagegen will Biologie studieren. Da sie sich auch für medizinische Fragen interessiert, überlegt sie jetzt, vielleicht mal ein Praktikum in der Forensik zu machen.

Weitere Informationen

NATürlich – Schülerinnen treffen Naturwissenschaftlerinnen

Zeit und Ort