Kuratieren nach dem „Black Mountain“-Prinzip
Ausstellung über legendäres US-College im Hamburger Bahnhof eröffnet / Studierende und Wissenschaftler der Freien Universität beteiligt
09.06.2015
Volles Haus im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin: Etwa tausend Gäste haben am vergangenen Donnerstag die Gelegenheit genutzt, bei der feierlichen Eröffnung von „Black Mountain. Ein interdisziplinäres Experiment 1933-1957“ einen ersten Blick auf die Exponate zu werfen und mit den Veranstaltern anzustoßen. Organisiert wurde die Sonderausstellung, die bis zum 27. September läuft, von Kuratoren des Hamburger Bahnhofs und der Nationalgalerie in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern und Studierenden des „Black Mountain Research“-Projekts der Freien Universität. Im Mittelpunkt steht das Black Mountain College (BMC), eine legendäre Hochschule im ländlichen North Carolina, die die Kunst und Kultur der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts maßgeblich beeinflusste.
Anlässlich der Rückschau auf die bis heute als innovativ geltende Lehrpraxis des BMC setzen sich die Organisatoren der Ausstellung auch mit aktuellen Fragen zur Ausbildung von Künstlern und Wissenschaftlern auseinander. „Am meisten beeindruckt an der Lern- und Arbeitsweise des BMC hat mich, dass alle Studierenden sich dort ganz frei ausprobieren durften“, sagt Verena Kittel. Die Kunstgeschichtsstudentin erläutert, dass es zum Selbstverständnis der Hochschule gehört habe, die Studierenden unabhängig von ihrem offiziellen Studiengang zur Teilnahme an Kursen verschiedenster Disziplinen zu ermuntern. So konnte sich eine Studentin der Naturwissenschaften im Tanz oder ein Architekturstudent in der Webtechnik versuchen.
Ganzheitliches Lern- und Lehrkonzept mit Praxisbezug
„Im Prinzip ist dieses ganzheitliche Lern- und Lehrkonzept auch bei der Arbeit am Forschungsprojekt und bei der Ausstellung angewandt worden“, sagt Anna-Lena Werner, Doktorandin am Institut für Theaterwissenschaft. „In zwei Seminaren hat Annette Jael Lehmann – Professorin am Institut für Theaterwissenschaft und Leiterin von ‚Black Mountain Research‘ – ihre Studierenden dazu animiert, praktisch zu arbeiten. Wir haben zum Beispiel auf der Projektwebsite ihre Texte veröffentlicht, außerdem haben sie das Konzept und die Entwicklung der Ausstellung begleitet und reflektiert.“
Die mehr als zwei Jahre währende intensive Recherche und Organisation haben sich gelohnt: Die Ausstellung von Kunstwerken aus der Museumssammlung und dem College-Archiv, von fotografischen und filmischen Dokumenten, Web- und Keramikarbeiten oder Publikationen der Hochschule in mehreren großen Hallen des Hamburger Bahnhofs gewährt einen umfassenden Einblick in das interdisziplinäre und experimentelle Lernen und Leben auf dem Campus des BMC. Wie Dozenten wie der Architekt Walter Gropius, die Bauhaus-Künstler Anni und Josef Albers oder der Komponist John Cage die Ausbildung der Studierenden gestalteten, kann auch heute noch als Anregung für eine gelungene Lehrpraxis aufgegriffen werden.
Weitere Informationen
- Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin, Invalidenstraße 50-51, 10557 Berlin, Hauptbahnhof (S3, S5, S7, S75) oder U-Bhf. Naturkundemuseum (U6)
- Die Ausstellung läuft vom 5. Juni bis 27. September 2015.
- Öffnungszeiten dienstags, mittwochs, freitags 10.00 bis 18.00 Uhr, donnerstags 10.00 bis 20.00 Uhr, samstags und sonntags 11.00 bis 18.00 Uhr
- Eintritt 14 Euro, ermäßigt 7 Euro