Doktorarbeit in Dahlem
Zwei Stipendiaten des China Scholarship Council promovieren seit September an der Freien Universität und berichten von ihren ersten Eindrücken
22.10.2014
Rund ein Viertel aller Doktoranden an der Freien Universität kommt aus dem Ausland, viele von ihnen werden durch Stipendien unterstützt. Xiaoyi Zou und Yidian Chen, die seit Anfang September an der Freien Universität promovieren, profitieren von einem Stipendium des staatlichen China Scholarship Council. Campus.leben sprach mit den beiden chinesischen Promotionsstudenten über die ersten Wochen in Deutschland und fragte sie nach ihren Erwartungen.
Entspannt sitzen Xiaoyi Zou und Yidian Chen vor der Silberlaube unter den Apfelbäumen. „Berlin ist eine grüne Stadt. Ich finde es hier sehr schön“, sagt Xiaoyi Zou. Die Germanistik-Studentin wird zwei Jahre lang an der Freien Universität bleiben und bei Jutta Müller-Tamm, Professorin am Institut für deutsche und niederländische Philologie, ihre Doktorarbeit schreiben. „Ich interessiere mich besonders für einen Schriftsteller, der in Berlin lebt: Ingo Schulze. Jutta Müller-Tamm arbeitet über ihn. Deshalb bin ich an die Freie Universität gekommen“, sagt sie.
Auch Yidian Chen hat im Bachelor Germanistik studiert – deshalb sprechen beide gut Deutsch. Chen, der im Masterstudiengang an seiner Heimatuniversität in Peking Journalismus studiert hat, wird nach seinem vierjährigen Promotionsstudium einen Doktortitel im Fach Publizistik und Kommunikationswissenschaft haben.
Aller Anfang ist gar nicht so schwer
Nach nur wenigen Wochen in Deutschland scheinen sich die Gäste aus China schon recht gut eingelebt zu haben. „Im vergangenen Winter war ich schon ein halbes Jahr lang in Heidelberg. Aber Berlin ist viel größer und lebendiger“, sagt Xiaoyi Zou. Sie hatte kein Problem damit, Shanghai für zwei Jahre den Rücken zu kehren. „Vielleicht bin ich ein bisschen altmodisch, aber ich liebe die Natur. Eine große, moderne Stadt wie Shanghai ist für mich nicht grade erste Wahl.“
Das Center for International Cooperation (CIC) machte die CSC-Stipendiaten mit dem Campus Dahlem vertraut: Das CIC-Team führte sie zu verschiedenen Einrichtungen und Bibliotheken und unterstützte die beiden bei Formalitäten wie der Immatrikulation und der Zulassung sowie bei der Eröffnung eines Bankkontos. Zudem wurde den Stipendiaten die Teilnahme an einem sechswöchigen Deutschkurs und einem Workshop zum deutschen Wissenschaftssystem ermöglicht.
Alltag in einem anderen Land
Auch wenn die Doktoranden den Begriff Kulturschock für zu hart halten, sind es oft ganz alltägliche Dinge, an denen sie merken, dass sie nicht mehr in China sind. „Ich saß neulich mit Freunden in einem Café. Ich weiß zwar, dass es üblich ist, Trinkgeld zu geben, aber da hatte ich das einfach vergessen. Hinterher hat mich ein Freund gefragt ‚Warum hast du denn kein Trinkgeld gegeben?‘ – da war ich ganz erschrocken. Das ist einfach noch nicht zur Gewohnheit geworden. Das war schon ein bisschen peinlich“, berichtet Yidian Chen.
Spätestens beim Zubettgehen jeden Abend freut er sich, in Deutschland zu sein. „Das Leben im Studentendorf Schlachtensee ist ganz anders als das Studentenleben in China. Dort müssen sich meist mindestens vier Studenten ein Zimmer teilen. Hier habe ich endlich mein eigenes Schlafzimmer.“
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China Scholarship CouncilYidian Chen und Xiaoyi Zou promovieren im Rahmen eines Stipendiums des China Scholarship Council (CSC) an der Freien Universität.
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