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Lehre und Lernen gezielt auf Forschung ausrichten

Ideenwerkstatt sammelt Vorschläge zur Umsetzung des Konzepts für „Forschungsorientierte Lehre“

18.07.2013

Die Ideenwerkstatt "„Forschungsorientierte Lehre“ in interdisziplinären Verbundprojekten" bot Anfang Juli die Möglichkeit zur Diskussion und zum Gedankenaustausch über die Möglichkeiten einer verstärkten Integration von Forschung in die Lehre.

Die Ideenwerkstatt "„Forschungsorientierte Lehre“ in interdisziplinären Verbundprojekten" bot Anfang Juli die Möglichkeit zur Diskussion und zum Gedankenaustausch über die Möglichkeiten einer verstärkten Integration von Forschung in die Lehre.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Universitätspräsident Professor Peter-André Alt leitete als Gastgeber die Ideenwerkstatt ein und ließ es sich darüber hinaus nicht nehmen, auch selber mitzudiskutieren.

Universitätspräsident Professor Peter-André Alt leitete als Gastgeber die Ideenwerkstatt ein und ließ es sich darüber hinaus nicht nehmen, auch selber mitzudiskutieren.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Felicitas Thiel, Leiterin des Projekts „Forschungsorientierte Lehre“ und Professorin für Schulpädagogik und Schulentwicklung, leitete in die Thematik ein.

Felicitas Thiel, Leiterin des Projekts „Forschungsorientierte Lehre“ und Professorin für Schulpädagogik und Schulentwicklung, leitete in die Thematik ein.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Was ist bei der Umsetzung des Konzepts "Forschungsorientierte Lehre" zu beachten? Der Workshop bot die Gelegenheit zu Anregungen und Diskussionen.

Was ist bei der Umsetzung des Konzepts "Forschungsorientierte Lehre" zu beachten? Der Workshop bot die Gelegenheit zu Anregungen und Diskussionen.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Mit gutem Beispiel voran: Studierende der Germanistik riefen in diesem Sommersemester eine studentische Vorlesungsreihe mit dem Titel „Aus den Schubladen“ ins Leben.

Mit gutem Beispiel voran: Studierende der Germanistik riefen in diesem Sommersemester eine studentische Vorlesungsreihe mit dem Titel „Aus den Schubladen“ ins Leben.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Fünf Tische, fünf Aspekte, ein Thema – und etwa 90 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die daran mitarbeiten, ein Konzept in die Tat umzusetzen: Eine Ideenwerkstatt zum Thema „Forschungsorientierte Lehre in interdisziplinären Verbundprojekten“ bot Anfang Juli die Möglichkeit, Ansätze des Konzepts aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten und dessen Realisierung zu diskutieren. Forschungsorientierte Lehre ist ein Teil des Zukunftskonzeptes „Veritas – Iustitia – Libertas. Die Internationale Netzwerkuniversität“, für das die Freie Universität im Exzellenzwettbewerb ausgezeichnet wurde.

Organisiert wurde der Workshop von der Stabsgruppe Internationale Netzwerkuniversität als sogenanntes Summer Café: An „Cafétischen“ beleuchteten die Teilnehmer in kleiner Runde und lockerer Atmosphäre zentrale Aspekte und Fragestellungen zum Thema. Alle 40 Minuten wechselten die Diskutanten die Tische, sodass jeder die Chance bekam, sich in mehrere Themen-Runden einzubringen. Universitätspräsident Professor Peter-André Alt, der als Gastgeber die Ideenwerkstatt einleitete und es sich nicht nehmen ließ, auch selber mitzudiskutieren, zeigte sich in seinem Resümee erfreut darüber, „wie hier die breite Expertise der Universität zusammenfließt“.

An dem eintägigen Workshop nahmen Angehörige des Präsidiums der Freien Universität und ihrer Verwaltungsabteilungen, Mitglieder des Akademischen Senats, Lehrende aller Statusgruppen sowie Studierende teil. Vertreten waren Fachbereiche der Geistes-, Sozial- und Naturwissenschaften aber auch Repräsentanten externer Einrichtungen, etwa des International Council der Freien Universität, des bologna.lab der Humboldt-Universität zu Berlin und außeruniversitärer Forschungseinrichtungen. Die Grundlagen für das Konzept zu forschungsorientierter Lehre (FoL), das an diesem Tag diskutiert wurde, waren im Rahmen der Exzellenzinitiative entstanden. Denn das Zukunftskonzept der Freien Universität verfolgt auch das Ziel, Brücken zwischen Lehre und interdisziplinärer Spitzenforschung zu bauen – etwa in Exzellenzclustern, Focus Areas, Sonderforschungsbereichen   oder Nachwuchsgruppen.

Von „Profilelement FoL“ bis zur konkreten Organisation

Nach der Begrüßung durch Professor Alt führte Felicitas Thiel, Leiterin des Projekts „Forschungsorientierte Lehre“ und Professorin für Schulpädagogik und Schulentwicklung, in die Thematik ein. Danach wurden beispielhaft mehrere Projekte vorgestellt, mit denen bereits heute Forschungskompetenzen und -wissen praxisnah und auf ganz unterschiedliche Weise in der Lehre vermittelt werden.

So präsentierten Studierende der Germanistik ihren Kommilitonen in diesem Sommersemester in einer selbst organisierten Vorlesungsreihe mit dem Titel „Aus den Schubladen“ ihre Arbeit an aktuellen wissenschaftlichen Themen. Der aus dem Exzellenzcluster „Languages of Emotion“ hervorgegangene Masterstudiengang „Social, Cognitive and Affective Neuroscience“ am Fachbereich Erziehungswissenschaft und Psychologie qualifiziert Studierende für die neurowissenschaftliche Forschung. Am Fachbereich Biologie, Chemie, Pharmazie erhalten Studentinnen und Studenten im Rahmen von Forschungspraktika über einen Zeitraum von mehreren Wochen direkte Einblicke in die Forschung einzelner Arbeitsgruppen.

Das Verbindungsbüro der Freien Universität in Kairo bietet Masterstudierenden und Doktoranden in den Sozial- und Geisteswissenschaften während ihres Studien- oder Forschungsaufenthaltes in Ägypten die Gelegenheit, sich in „Cairo Tutorials“ direkt vor Ort mit anderen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus aller Welt über ihre Feldforschung auszutauschen und Kontakte zu knüpfen. Und Studierende am Fachbereich Erziehungswissenschaft und Psychologie, die am Lehrforschungsprojekt „Bildungswissenschaftliche Forschungskompetenz“ teilnehmen, untersuchen den Erwerb und die Entwicklung von Forschungskompetenzen in der Bildungswissenschaft und reflektieren auf diese Weise ihre eigenen Lernprozesse.

Von "Profilelement FoL" bis zur konkreten Organisation: Im Anschluss an die kurzen Präsentationen diskutierten Projektvertreter und Werkstatt-Teilnehmer zwei Stunden lang angeregt miteinander.

Von "Profilelement FoL" bis zur konkreten Organisation: Im Anschluss an die kurzen Präsentationen diskutierten Projektvertreter und Werkstatt-Teilnehmer zwei Stunden lang angeregt miteinander.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Professor Alt, Präsident der Freien Universität, beteiligte sich an den Diskussionen. Abschließend wies er darauf hin, wie fruchtbar das Aufeinandertreffen der unterschiedlichen Fachkulturen gewesen sei.

Professor Alt, Präsident der Freien Universität, beteiligte sich an den Diskussionen. Abschließend wies er darauf hin, wie fruchtbar das Aufeinandertreffen der unterschiedlichen Fachkulturen gewesen sei.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Insgesamt wurde die Veranstaltung von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern durchweg positiv aufgenommen.

Insgesamt wurde die Veranstaltung von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern durchweg positiv aufgenommen.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Während der Diskussionen wurden die Notizen auf den Papiertischdecken von anderen Diskutanten aufgegriffen, ergänzt und infrage gestellt und veranschaulichten auf diese Weise den Prozess der Ideenfindung innerhalb der einzelnen Gruppen.

Während der Diskussionen wurden die Notizen auf den Papiertischdecken von anderen Diskutanten aufgegriffen, ergänzt und infrage gestellt und veranschaulichten auf diese Weise den Prozess der Ideenfindung innerhalb der einzelnen Gruppen.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Nach Ablauf der Diskussionszeit wurden die Ergebnisse auf Stellwänden zusammengetragen und von den Moderatoren-Teams jedes Tisches präsentiert. Das Bild zeigt Beate Hammers, Leiterin der Abteilung für Lehr- und Studienangelegenheiten.

Nach Ablauf der Diskussionszeit wurden die Ergebnisse auf Stellwänden zusammengetragen und von den Moderatoren-Teams jedes Tisches präsentiert. Das Bild zeigt Beate Hammers, Leiterin der Abteilung für Lehr- und Studienangelegenheiten.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Interdisziplinarität als unverzichtbarer Faktor

Im Anschluss an die kurzen Präsentationen diskutierten Projektvertreter und Werkstatt-Teilnehmer zwei Stunden lang angeregt miteinander. Ein Tisch beschäftigte sich etwa mit den verschiedenen Formaten, in denen forschungsorientierte Lehre realisiert werden kann. Schnell wurde klar, dass bei der Ausgestaltung übergeordneter Formate die zum Teil äußerst diversen Anforderungen der verschiedenen Fachkulturen berücksichtigt werden müssen.  Interdisziplinarität – darin war sich die Runde einig – sei ein unverzichtbarer Faktor für die Bildung von Studierenden.

An einem anderen Tisch wurde erörtert, welche Rolle das „Profilelement FoL“ für das Selbstverständnis der Freien Universität spielt und welche Vorzüge es für Studierende und Lehrende sowie für die Universität als wissenschaftliche Einrichtung birgt. Die Diskussion beschäftigte sich dabei auch mit dem Namen des Projekts selbst: Die Teilnehmer kamen zu dem Schluss, dass die Bezeichnung „Forschungsorientiertes Lernen“ treffender sei. Wichtig sei es, so Professor Hans-Dieter Daniel, Leiter der Evaluationsstelle der Universität Zürich und Mitglied des  International Council, Studierende durch die Form ihres Lernens zum Forschen anzuleiten.

An einem weiteren Tisch diskutierten Werkstatt-Teilnehmer – moderiert von Beate Hammers, Leiterin der Abteilung für Lehr- und Studienangelegenheiten –, wie eine nachhaltige Verankerung von FoL an der Freien Universität und in den Studiengängen ermöglicht werden kann und in welcher Form  sich ein zentral vergebener Preis für forschungsorientierte Lehrprojekte motivierend auswirken könne. Eine andere Runde widmete sich pragmatischen Aspekten, etwa der Finanzierung und Anrechenbarkeit forschungsorientierter Lehrveranstaltungen als Anreiz für Studierende, das Angebot zu nutzen.

Produktive Diskussionen

Insgesamt wurde die Veranstaltung von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern durchweg positiv aufgenommen. Gautam Chakrabarti, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Peter-Szondi-Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft hob lobend hervor, dass sich Angehörige der Hochschulleitung gemeinsam mit Studierenden und Lehrenden an einen Tisch setzten, um Ideen für das Projekt zu sammeln: „Die Verantwortlichen waren ernsthaft an Feedback und den Meinungen anderer interessiert.“ Er habe es zudem gut gefunden, die Idee „mitdenken“ zu dürfen, sagte Chakrabarti.

Der Vizepräsident für Lehre und studentische Angelegenheiten, Professor Michael Bongardt, der an einem der Tische moderiert hatte, zeigte sich positiv überrascht, wie produktiv die Diskussionen verliefen.

„Denken im Prozess stärken“

Nach Ablauf der Diskussionszeit – die manch einer gerne noch verlängert hätte – wurden die Ergebnisse auf Stellwänden zusammengetragen und von den Moderatoren-Teams jedes Tisches präsentiert. Als hilfreich erwiesen sich hier die Stichworte, die viele Teilnehmer während der Diskussionsrunden auf den Papier-Tischdecken notiert hatten. Die Notizen wurden bereits während der Diskussionen von anderen Diskutanten aufgegriffen, ergänzt und infrage gestellt und veranschaulichten auf diese Weise den Prozess der Ideenfindung innerhalb der einzelnen Gruppen.

Die Anwesenden waren sich einig, dass forschungsorientierte Lehre in das Profil der Freien Universität integriert werden sollte. Als zusätzliches Angebot müsse FoL Studierenden wie Lehrenden offen stehen. Allerdings müssten auch Anreize geschaffen werden, damit Bachelor- und Masterstudierende in ihren oftmals strikten Lehrplänen Zeit dafür fänden. Abschließend wies Professor Alt darauf hin, wie fruchtbar das Aufeinandertreffen der unterschiedlichen Fachkulturen gewesen sei: „Dieses Denken im Prozess muss gestärkt werden.“