Wie gewinnt man aus Sonne, Wind und Kuhmist Energie?
Die Schüleruni Klima + Energie der Freien Universität präsentierte sich im Rahmen der WeltWissen-Ausstellung im Martin-Gropius-Bau
09.11.2010
„Super, in so einem Solarhaus möchte ich auch gern wohnen“, war die spontane Reaktion des 11-jährigen Akin. Akin ist einer von 70 Schülern, die einem Gastvortrag für Kinder und Jugendliche im Begleitprogramm der „WeltWissen-Ausstellung“ im Martin-Gropius-Bau zugehört haben. „Solarhäuser als Kraftwerke der Zukunft" war das Thema, mit dem sich die Schüleruniversität schools @ university Klima + Energie der Freien Universität vorstellte.
Akin und seine Mitschüler erfuhren einiges: Dass ein Solarhaus längst keine Vision mehr ist. Dass nämlich eine Berliner Studentengruppe ein solches Haus geplant und schon gebaut hat und zeigen konnte, wie Sonnenkraft für eine clevere Energieversorgung genutzt werden kann. Und dass ein Solarhaus durch intelligente Dämmung und Nutzung sogar mehr Strom und Warmwasser erzeugen kann als das Haus überhaupt verbraucht.
Wie aber gewinnt man aus Sonne, Wind und Kuhmist Strom und Wärme? Wie kann man zuhause und in der Schule Energie sparen und so Klima und Umwelt schützen?
2300 Schüler nahmen an der vierten Schüleruni der Freien Universität teil
Diese und andere spannende Fragen stehen auf dem Stundenplan der Schüleruniversität, die regelmäßig an der Freien Universität stattfindet. In interaktiv gestalteten Vorlesungen und Workshops können Fünft- und Sechstklässler wahlweise die Vielschichtigkeit und Alltagsrelevanz der Themen Klima und Energie sowie die Möglichkeiten der intelligenten Energienutzung und -erzeugung erproben. Ende September fand die vierte Schüleruniversität statt, die wieder vom Forschungszentrum für Umweltpolitik (FFU) der Freien Universität organisiert wurde. Rund 120 Schulklassen aus 43 Berliner Schulen nahmen an dem aktuellen Programm teil: insgesamt 2300 Schüler.
Klimakino zum Mitmachen
Gleich zur Eröffnung erlebten die Schüler, was es bedeutet, mit eigener Muskelkraft Energie zu erzeugen. Auf speziell konstruierten Energiefahrrädern strampelten sie auf der Bühne im Henry-Ford-Bau. Denn nur durch kräftiges Treten ließ sich der nötige Strom für das „Klimakino“ erzeugen. Gezeigt wurden Klimaspots und Musikvideos Zu den Radlern gehörte auch Katrin Lompscher, Berliner Senatorin für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz: „Es gibt Orte auf der Welt, wo Kinos nach wie vor mit dem Dynamo betrieben werden“, erzählte Senatorin Lompscher, noch etwas außer Atem, als sie vom Rad stieg. Das gleiche gelte auch für Wasserpumpen, die in andern Regionen der Erde nach wie vor mit Muskelkraft betrieben würden.
Innovatives Wissensnetz unter dem Dach der Schüleruni
„Das Klimakino macht deutlich, worum es bei der Schüleruni geht“, sagt Karola Braun-Wanke vom Forschungszentrum für Umweltpolitk. Die Jugendlichen sollten das Thema Energie und Klima mit allen Sinnen buchstäblich begreifen. „Wer einmal auf dem Energiefahrrad saß, vergisst nicht so schnell, was es heißt, Energie zu erzeugen“, sagt die Programmverantwortliche.
Innovative Vermittlungsmethoden als Kennzeichen der Schüleruni
Rollenspiele, Quiz, Kreatives Schreiben, Filme, Diskussionen, Artistik- und Theaterworkshops, Kunstaktionen, Planspiele – das alles können Schüler in erlebnisorientierten Workshops rund um das Thema Klima und Energie ausprobieren. Neben klassischen Experimentierworkshops zu Erneuerbaren Energien spielte das Thema „Müllvermeidung“ eine große Rolle. In Artistikworkshops des Kinder- und Jugendzirkus Cabuwazi konnten sie sich ausprobieren oder bei einem Energierundgang auf dem Solardach der Freien Universität von Mitarbeitern der Technischen Abteilung erfahren, wie auch die Hochschule zum Klimaschutz beiträgt. Ganz neu im Programm waren Kreative-Schreib-Workshops zum Thema Klimaschutz im Alltag. Die Workshops stießen auf so positive Resonanz, dass diese Schüleruni-Idee inzwischen von anderen außeruniversitären Akteuren wie z.B. transfer 21 aufgegriffen wurde.
Schüleruniversität findet europaweit statt
Die Schüleruniversität ist Teil des europäischen Netzwerks SAUCE (Schools at University for Climate and Energy), das durch das Programm „Intelligent Energy Europe“ der Europäischen Kommission gefördert wird. Im Rahmen des Projektes finden von 2009 bis 2011 an sechs weiteren europäischen Universitäten Schülerunis statt.
Das Projekt wurde von der FFU in Zusammenarbeit mit der Berliner Energieagentur (BEA) entwickelt und von der UNESCO als „Offizielles Projekt der Weltdekade Bildung für nachhaltige Entwicklung“ ausgezeichnet.
Weitere Informationen
Karola Braun-Wanke und Annette Piening, Forschungszentrum für Umweltpolitik (FFU), E-Mail: braun-wanke@fu-berlin.de