Ausbildung – und dann?
Gute Zusammenarbeit der Freien Universität mit dem Berufsbildungswerk
04.11.2010
Die Aktualisierung der Flächendaten der Freien Universität setzt das Anfertigen von technischen Zeichnungen voraus.
Bildquelle: Marina Kosmalla
Benjamin Wunsch (Mitte) und Tony Augner (rechts) werden von dem Ausbilder Edmund Arndt (links) unterstützt
Bildquelle: Marina Kosmalla
Der Start ins Berufsleben ist nicht immer leicht. Ohne Berufserfahrung ist es oft schwierig, eine feste Anstellung zu finden. Ein Pilotprojekt der Technischen Abteilung der Freien Universität soll dabei helfen, Jugendlichen den Berufseinstieg zu erleichtern.
Benjamin Wunsch kennt den Campus der Freien Universität mittlerweile sehr gut. Nach und nach besucht er die einzelnen Institute und misst deren Räume mit Hilfe modernster Lasertechnik aus. So bringt er die Gebäudepläne der Freien Universität, die sich aufgrund von Umbauten oder Veränderungen im Raumzuschnitt verändert haben können, auf den aktuellen Stand.
Der 21-Jährige ist seit vier Monaten im Referat Haus- und Grundstücksverwaltung der Technischen Abteilung der Freien Universität beschäftigt. Wunsch ist schwerhörig und hat im Februar seine Ausbildung im Berufsbildungswerk als Maschinenanlagentechniker abgeschlossen. Berufsbildungswerke sind auf die Erstausbildung sowie auf die Berufsvorbereitung von körperlich oder psychisch beeinträchtigten jungen Menschen spezialisiert.
Sein Kollege Tony Augner kommt ebenfalls vom Berufsbildungswerk. Er trägt eine Armprothese und arbeitet seit drei Monaten in der Technischen Abteilung. „Ich war vorher im Maschinenbau tätig und habe Werkzeuge zur Herstellung von mechanischen Teilen gezeichnet. Nach einer Weiterbildung habe ich die Stelle an der Freien Universität bekommen“, erzählt der 23-Jährige. „Die Tätigkeit hier unterscheidet sich von der im Maschinenbau, aber die Einarbeitung hat gut funktioniert. Die Arbeit ist sehr abwechslungsreich und macht viel Spaß.“
Den Start ins Berufsleben erleichtern
Das Besondere an dem Team ist, dass ihre Arbeitsplätze erst neu geschaffen wurden – als einjähriges Pilotprojekt, um Jugendlichen den Start ins Berufsleben zu erleichtern. Denn trotz einer abgeschlossenen Ausbildung ist es für Berufseinsteiger nicht immer leicht, sofort einen Arbeitsplatz zu finden, weil ihnen die nötige Berufserfahrung fehlt.
„In den Bewerbungsgesprächen für eine Schwangerschaftsvertretung hatten zwei junge Bewerber mit einer abgeschlossenen Ausbildung im Berufsbildungswerk einen sehr guten Eindruck bei uns hinterlassen“, erzählt Uwe Meising, Leiter der Technischen Abteilung der Freien Universität. „Leider fehlte ihnen aber die nötige Praxis für diese Stelle. Daraufhin haben wir überlegt, wie man ihnen trotzdem helfen kann.“
Die nötige Praxis ermöglichen
Wunsch und Augner sind beide ausgebildete technische Zeichner, aber noch ohne Praxiserfahrung, da es in den Berufsbildungswerken – anders als in Betrieben – den praktischen Teil nicht gibt. „Wir wollten ihnen die Möglichkeit geben, unter realen Bedingungen zu arbeiten und damit die Chance, sich anschließend aus der Praxisphase heraus mit Berufserfahrung zu bewerben“, sagt Meising.
„Das passte alles zusammen“
Und der Zufall spielte auch mit. Zum einen mussten die Flächendaten an der Universität aktualisiert werden. „Wir hatten die Möglichkeit, den Auftrag extern an eine Firma zu vergeben oder ihn selbst zu übernehmen, wozu wir zusätzliches Personal benötigt hätten“, sagt Thilo Amstein, Referatsleiter für die Haus- und Grundstücksverwaltung der Technischen Abteilung. Zum anderen gehörte das Anfertigen von technischen Zeichnungen zur Spezialausbildung der beiden Anwärter– was in der Abteilung gut gebraucht werden konnte. „Das passte alles zusammen.“
„Als verantwortungsvoller Arbeitgeber ist die Freie Universität immer bestrebt, im Rahmen ihrer Möglichkeiten, jungen Menschen nach der Ausbildung eine Chance zu geben, die erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten in der Praxis anzuwenden“, erklärt der Kanzler, Peter Lange. Und Meising sagt: „Wir würden aus dem Projekt gerne eine dauerhafte Zusammenarbeit mit dem Berufsbildungswerk machen. Um junge Menschen nach der Ausbildung weiterzubeschäftigen und Ihnen damit die Möglichkeit zu geben, sich mit Berufserfahrung auf dem freien Arbeitsmarkt zu bewerben.“