Springe direkt zu Inhalt

Von Randnotizen und Strichmännchen: Ikonographie der Schrift

Ringvorlesung „Episteme und Schriftbildlichkeit. Exploration und Komposition mit Linien/Bildern“ am Institut für Philosophie der Freien Universität

05.05.2010

Musik wird in Noten schriftlich festgehalten. Das Graduiertenkolleg "Schriftbildlichkeit" an der Freien Universität beschäftigt sich mit verschiedenen Arten der Schrift.

Musik wird in Noten schriftlich festgehalten. Das Graduiertenkolleg "Schriftbildlichkeit" an der Freien Universität beschäftigt sich mit verschiedenen Arten der Schrift.
Bildquelle: David Ausserhofer

Sprache wird nicht nur gesprochen, sondern auch aufgeschrieben. Schrift wiederum ist mehr als bloße Aufzeichnung von Sprache. Mit Notationen verschiedener Art beschäftigt sich die Ringvorlesung des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Graduiertenkollegs „Schriftbildlichkeit": Über Materialität, Wahrnehmbarkeit und Operativität von Notationen der Freien Universität.

Benjamin Meyer-Krahmer, Wissenschaftler am Graduiertenkolleg, erklärt: „Schrift wird als eine Form der Notation verstanden, deren spezifische Funktionen nicht primär mit Lautsprache zusammenhängen.“ Partituren und Notenblättern, die Musik schriftlich darstellen, aber mit Lautsprache nichts zu tun haben, gehören also dazu oder auch mathematische Formeln. Aus der Perspektive von dreizehn unterschiedlichen Disziplinen untersuchen Wissenschaftler des Kollegs Schriftkonzepte und formulieren die Hypothese, dass sich Schrift aus Sprache und Bild zusammensetzt.

Schrift = Bild + Sprache

Die Verbindung von Schrift und Bild findet sich quer durch Epochen, Disziplinen und Künste in Notizbüchern, Manuskripten oder computergestützten Visualisierungsverfahren. Dabei wird nicht nur über den disziplinären, sondern auch über den europäischen Tellerrand hinausgeschaut. Denn gerade bei außereuropäischen, nicht-alphabetischen Schriftsystemen findet der Begriff, der dem Graduiertenkolleg den Namen gab, seinen Ausdruck: Schriftbildlichkeit. Hierzu zählen auch Kritzeleien, Zeichnungen am Seitenrand eines Textes oder Strichmännchen. Sie werden nun aus ihrer Randposition erlöst und in die Gesamtkomposition eines Textes einbezogen. Was bewirken sie? Wie ist die Verbindung von Schrift und Bild an Erkenntnisprozessen beteiligt? Ist sie der Ausdruck der Gedanken von Autoren? Handelt es sich also um visuelle Denksysteme?

Fragen der Ringvorlesung

Was genau die kreative Leistungskraft von Schrift ausmacht und welcher Zusammenhang zwischen Bildlichkeit und ihrer Handhabung in den unterschiedlichen Schriftpraktiken besteht, sind Fragen, denen sich die öffentliche Ringvorlesung des Graduiertenkollegs „Episteme und Schriftbildlichkeit. Exploration und Komposition mit Linien/Bildern“ annimmt. Die Vorträge der internationalen Wissenschaftler, darunter die Philosophin Sun-Joo Shin, richten sich vor allem an Interessierte der Philosophie, Wissenschafts- und Kunstgeschichte,  Literatur-, Kognitions-, Kultur- und Bildwissenschaften.

Zeit und Ort:

  • 22. April bis 14. Juli 2010, von 18.00 bis 20.00 Uhr. Nähere Informationen können dem Programm der Ringvorlesung entnommen werden.
  • Untergeschoss des Instituts für Philosophie, Habelschwerdter Allee 30, 14195 Berlin.