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Raus aus der Schublade, ran an die Leser

Studierende der Freien Universität gründen Zeitschrift, in der Seminararbeiten veröffentlicht werden

28.04.2010

Die Redaktion der Zeitschrift "Anwesenheitsnotiz": Johanna Egger, Martin Lhotzky und Nele Solf

Die Redaktion der Zeitschrift "Anwesenheitsnotiz": Johanna Egger, Martin Lhotzky und Nele Solf
Bildquelle: Harald Kahn

"Anwesenheitsnotiz" erscheint heute mit der ersten Ausgabe, in Zukunft immer am Anfang eines Semesters.

"Anwesenheitsnotiz" erscheint heute mit der ersten Ausgabe, in Zukunft immer am Anfang eines Semesters.
Bildquelle: Redaktion Anwesenheitsnotiz

Man nehme Büchertürme, bunte Notizzettel und tonnenweise Schokolade – mit der richtigen Mischung dieser Zutaten gelangen die meisten Studierenden zur fertigen Seminararbeit. Dann halten sie das Meisterwerk in den Händen, stolz und doch ernüchtert: Denn wer interessiert sich schon für das Werk, das so viel Zeit und Nerven gekostet hat? Mit der neuen Zeitschrift „Anwesenheitsnotiz“, deren erste Ausgabe heute an der Freien Universität verteilt wird, soll sich der Leserkreis vergrößern.

„Eigentlich schreibt man die Seminararbeit ja nur für den Dozenten“, sagt Martin Lhotzky, „und dann landet sie irgendwann in einer Schublade.“ Weil der 23-jährige Student der Theaterwissenschaft an der Freien Universität das bedauert, hat er gemeinsam mit drei Freunden, die Germanistik, Komparatistik und Theaterwissenschaft an der Freien Universität studieren, eine Zeitschrift namens „Anwesenheitsnotiz“ ins Leben gerufen.

Die „Transformation der Seminararbeit“

„Es transformieren sich Seminararbeiten vom Schubladenmedium zu einem wissenschaftlichen Aufsatz“, schreiben die Redakteure in ihrem Vorwort zur ersten Ausgabe, die heute in den studentischen Cafés der Freien Universität ausgelegt wird. Sie wollen mit der Zeitschrift eine Publikationsplattform für Studierende schaffen. Seminararbeiten sollen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und zur Diskussion gestellt werden. Die Zeitschrift hat ein klares geistes- und kulturwissenschaftliches Profil: Es geht um Kunst, Theater, Kultur und Film. In der ersten Ausgabe mussten sich die Macher noch auf die eigenen Werke beschränken, das soll sich in Zukunft ändern:  Studierende geistes- und kulturwissenschaftlicher Fächer sind aufgerufen, interessante Seminararbeiten und Essays bei der Redaktion einzureichen.

Leserfreundlich und wissenschaftlich korrekt

Der Name der Zeitschrift wurde in Abgrenzung zur „Abwesenheitsnotiz“ gewählt: „Es ist leider häufig so, dass man eine Abwesenheitsnotiz erhält, wenn man Fragen oder fertige Hausarbeiten per E-Mail an Dozenten schickt“, sagt Lhotzky. Der Titel „Anwesenheitsnotiz“ verweise dagegen auf eine interessierte studentische Leserschaft. Um sowohl leserfreundlich zu sein als auch wissenschaftlichen Ansprüchen zu genügen, werden die Texte zunächst redaktionell bearbeitet, „vom Seminarkorsett befreit“, wie Martin Lhotzky es nennt. Dann werden die studentischen Werke von einem wissenschaftlichen Beirat gelesen, der aus vier Mitarbeitern verschiedener Fachbereiche an der Freien  Universität besteht.

Die Zeitschrift soll künftig immer zu Semesterbeginn erscheinen. Die Exemplare sind kostenlos, das Projekt wird von der Ernst-Reuter-Gesellschaft der Freien Universität über fünf Semester finanziell gefördert. Wer die Zeitschrift nicht in einem der studentischen Cafés lesen kann oder mag, kann das im Internet tun, unter: www.anwesenheitsnotiz.de.