Frieden im UN-Planspiel: Studenten lösen Nordkorea-Konflikt
Model United Nations Security Council 2010 an der Freien Universität
26.02.2010
Bei den Planspielen der Berliner UNi-Gruppe werden Komitees der Vereinten Nationen simuliert
Bildquelle: Privat
Seit über zehn Jahren führt die UNi-Gruppe Berlin der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen erfolgreich Planspiele zur Simulation von Sicherheitsratsitzungen der Vereinten Nationen durch. Im Januar war die Freie Universität Berlin Gastgeberin der diesjährigen Veranstaltung.
Nach dem Konflikt in Darfur/Sudan und der Bedrohung des internationalen Friedens und der globalen Sicherheit durch den Terrorismus als Gegenstand der letzten beiden Veranstaltungen, war diesmal der Nordkorea-Konflikt das zentrale Thema im UN-Planspiel. Die Studierenden schlüpften in die Rolle eines Delegierten der Mitgliedstaaten der UN oder einer der beteiligten Nichtregierungsorganisationen, wie etwa Amnesty International, International Red Cross, oder International Physicians for the Prevention of Nuclear War (IPPNW) (Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges). Besonderen Wert legten die Organisatoren des Planspiels auf möglichst große Übereinstimmung mit dem Reglement des originalen Sicherheitsrates. So bestand die Sitzung aus offiziellen Debatten im Rahmen der vorgegebenen Tagesordnung und inoffiziellen Phasen, in denen die einzelnen Delegationen miteinander lobbiierten, um in den fortschreitenden offiziellen Debatten neue Lösungsmöglichkeiten vorzulegen. Die Teilnehmer lernten dabei nicht nur die oft verblüffend komplizierten Wege der internationalen Politik kennen und erfuhren, warum internationale Konflikte oft auch nach Jahren noch nicht gelöst werden können, sondern schulten auch in ganz besonderem Maße ihre rhetorischen Fähigkeiten und ihr Verhandlungsgeschick. Währenddessen versetzten sie sich in eine ihnen fremde, vielleicht sogar der eigenen Meinung widersprüchliche Position, um dann das jeweilige Land realistisch vertreten zu können.
Aller Anfang ist schwer
Während in vielen globalen aber auch regionalen Konflikten klare Fronten leicht auszumachen sind, besteht im Falle Nordkoreas ein kompliziertes Kräfteverhältnis und –gleichgewicht. Das macht es schwierig, sich in die eine oder andere Richtung zu bewegen. Folglich taten sich die Delegierten zu Beginn schwer, einen roten Faden in die Verhandlungen zu stricken und so eine schnelle Lösung zu ermöglichen. Delegationen, deren Einflussnahme aufgrund ihrer außergewöhnlichen Rolle innerhalb des Konflikts als vollkommen selbstverständlich angesehen wurde, blieben enttäuschend zurückhaltend. Stattdessen taten sich andere überraschenderweise hervor und versuchten, die Last der vermeintlich Starken zu schultern. So setzten sie langsam und unter großem Kraftaufwand einen Fuß vor den anderen, um mit Geschick und Eloquenz ihr Ziel zu erreichen.
Frieden schaffen im Planspiel
Während der erste Verhandlungstag, abgesehen von einigen Working Papers und Draft Resolutions, ohne besondere Fortschritte abgeschlossen wurde, brachte der nächste Morgen deutlich mehr Bewergung. Nach einer emotionalen Einstiegsrede eines Vertreters Nordkoreas und einer Phase ungebührlichen Verhaltens einiger Delegierter gegenüber den Ratsvorsitzenden, stand gegen Ende der veranschlagten Verhandlungstage einer friedlichen Lösung nur noch das Veto der USA im Wege, die nicht von den bestehenden Sanktionen absehen wollten. Darauf bestand jedoch Nordkorea als Voraussetzung für eine diplomatische Lösung. Und während viele der Delegationsmitglieder bereits resignierten, zerbröckelte langsam der Widerstand der Vereinigten Staaten unter dem Druck, den die geschlossene Gemeinschaft auf sie ausübte: Sie erklärten sich zu einem Kompromiss bereit.
Nach einem harten Kampf sowohl um eigene als auch um globale Interessen erlebten die Teilnehmer den lange ersehnten Moment der Einigung als wahren Höhepunkt der Verhandlungen. Allerdings nur im Planspiel: Ein symbolischer Händedruck zwischen Vertretern der USA und Nordkoreas lässt in der realen Politik immer noch auf sich warten.