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Hände weg vom Steuer!

Bundesforschungsministerin Johanna Wanka zu Gast im autonomen Auto der Freien Universität

23.05.2017

Raúl Rojas und Johanna Wanka vor der Fahrt.

Raúl Rojas und Johanna Wanka vor der Fahrt.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Wenn „Autonomos“ durch Berlin fährt, sitzen normalerweise Wissenschaftler der Freien Universität hinter dem Lenkrad – das allerdings nur zur Sicherheit, denn das autonome Fahrzeug fährt selbstständig. Mit Johanna Wanka nahm jetzt erstmals eine Politikerin am Steuer des Autos Platz. Die Bundesforschungsministerin hatte sich über den Stand der Entwicklung beim autonomen Fahren informieren wollen und ließ sich von den Informatik-Professoren Raúl Rojas und Daniel Göhring von der Freien Universität das von ihnen mitentwickelte autonome Auto im Stadtverkehr zeigen.

Wanka wurde am Brandenburger Tor abgeholt. Über die Straße des 17. Juni ging es automatisch gesteuert zur Technischen Universität und von dort zurück zum Brandenburger Tor. Bei dieser Fahrt saß die Ministerin Mitfahrerin auf der Rückbank des Autos. Später, auf dem Gelände des Flughafens Tempelhof, durfte sich Wanka selbst hinters Steuer setzen. „Wir wollen, dass Automatisiertes Fahren sicher funktioniert. Die zahlreichen Szenarien für den Einsatz automatisierter Fahrzeuge haben nur dann Aussicht auf Realisierung, wenn es gelingt, Sicherheit in einem umfassenden Sinn – also Betriebssicherheit, Sicherheit der Schnittstelle Mensch-Maschine, Cybersicherheit und Datensicherheit – verlässlich zu gewährleisten. Darauf wollen wir in der Forschung stärker fokussieren“, so die Professorin Wanka.

Das Fahrzeug „Autonomos“ ist seit 2011 für den Straßenverkehr zugelassen, und jeder Kilometer, den es autonom zurücklegt, liefert wichtige Daten für die Forschung. Ein Meilenstein war eine Fahrt 2015 über 2400 Kilometer von Nogales an der US-amerikanischen Grenze bis Mexiko-Stadt. Das sei eine besondere Herausforderung gewesen, sagt Raúl Rojas, denn das Auto benötige für das eigenständige Fahren sehr genaue Karten, die es für die absolvierte Strecke teilweise nicht gab und die im Vorfeld der Tour eigens dafür angefertigt werden mussten.

Raúl Rojas und Johanna Wanka im Gespräch.

Raúl Rojas und Johanna Wanka im Gespräch.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Das autonome Fahrzeug ist eine Art fahrendes Labor: Neun Videokameras überwachen das Verkehrsgeschehen, um so Fahrspuren, Passanten und Ampeln zu erkennen. Zusätzlich sorgen sechs Laserscanner für eine 360-Grad-Überwachung. Am Auto befestigte Radare liefern weitere Daten über den Verkehr. Außerdem sind im Kofferraum des Autos mehrere Prozessoren verbaut, die aus den Informationen der Messgeräte eine dreidimensionale Sicht der Verkehrssituation erstellen. Der Hauptrechner bedient sich dieser Sicht und leitet daraus die automatisierten Fahrbefehle ab. Allerdings dürfen in Deutschland vollständig autonome Fahrzeuge nur mit Sicherheitsfahrer betrieben werden. Dieser sitzt hinter dem Lenkrad, beobachtet den Verkehr und greift ein, sollte die Automatik sich irren. Deshalb muss der Sicherheitsfahrer im autonomen Fahrzeug so aufmerksam bleiben, als würde er das Auto manuell steuern. „Das schränkt die Attraktivität des autonomen Fahrens natürlich enorm ein“, sagt Rojas, die Vorteile der neuen Technik ließen sich deshalb noch nicht nutzen. „Es ist noch viel Forschung auf dem Gebiet zu leisten“, sagt der Wissenschaftler.

Weiterhin ungeklärt sind Haftungsfragen und Fragen zur Unfallversicherung. Dabei will Daimler bereits 2020 Autos auf den Markt bringen, die zumindest auf der Autobahn von der Technik gesteuert werden können. „Auch deshalb ist es gut zu wissen, dass das Forschungsministerium die Entwicklung in diesem Bereich von höchster Stelle beobachtet und unterstützt“, sagt Rojas.