Von der Forschung auf den Markt
Geschäftsideen von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ausgezeichnet
13.05.2014
Annemarie Lang und Resa Ebadi belegten mit Ihrem Team "AniMatch" den ersten Platz. Mit ihrer Geschäftsidee wollen sie dazu beitragen, die Zahl der für Forschungszwecke getöteten Tiere zu reduzieren.
Bildquelle: Marion Kuka / profund
Platz Drei ging an den Doktoranden Benny B. Briesemeister (links, mit Professor Arthur Jacobs) für seine Idee eines mobilen neurowissenschaftlichen Marktforschungslabors.
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Jan Reichelt gab in seinem Vortrag Einblicke in die Erfolgsgeschichte des Start-ups „Mendeley“.
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Das Team „FluxForce“ hat einen besonderen Rudersimulator entwickelt und belegte damit Platz Zwei.
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„Das Schwierigste am Gründen sind die Emotionen“, sagt Jan Reichelt. Er muss es wissen – innerhalb weniger Jahre hat er zusammen mit seinen Partnern das Start-up „Mendeley“ auf die Beine gestellt. Das Programm zur Literaturverwaltung zum Organisieren, Austauschen und Zitieren von wissenschaftlichen Artikeln und Dokumenten zählt heute drei Millionen Nutzer und wurde von seinen Gründern für einen zweistelligen Millionenbetrag verkauft. Von seinen Erfahrungen berichtete Jan Reichelt in einem Vortrag auf der Preisverleihung des Ideenwettbewerbs „Research to Market Challenge“ der Freien Universität.
In der ersten Reihe spürten vier Gründungsteams, die aus 31 Bewerbergruppen für das Finale ausgewählt worden waren, die besagten Emotionen am eigenen Leib – in diesem Fall Lampenfieber: Im Anschluss an den Hauptvortrag sollten sie dem Publikum im Hörsaal des Konrad-Zuse-Zentrums ihre Geschäftsideen vorstellen. Das Finale des Wettbewerbs hatten sie zwar erreicht – aber welchen Platz sie belegen würden, blieb offen bis zum Schluss.
Ausgeschrieben worden war der Wettbewerb „Research to Market Challenge“ für forschungsbasierte Geschäftsideen aus der Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) sowie der Medien- und Kreativwirtschaft von profund, der Gründungsförderung der Freien Universität. Organisatorischer Unterstützer war SAP University Alliances, das Hochschulprogramm der SAP AG. Teilnehmen konnten Studierende, Absolventen, Doktoranden und wissenschaftliche Mitarbeiter der Freien Universität und der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Der Softwarehersteller hatte zusätzlich einen IKT-Sonderpreis ausgelobt – ein Ticket für die Technologiekonferenz „SAP d-code“.
ISnet analysiert die Interaktion verschiedener Software-Systeme
Hannes Rothe, Wirtschaftsinformatiker und wissenschaftlicher Mitarbeiter der Freien Universität, präsentierte die Geschäftsidee von „ISnet“: Mit einer browser-basierten Anwendung will sein Team mittleren und großen Unternehmen helfen, jederzeit den Überblick über Beziehungen und Interaktion verschiedener Softwaresysteme in ihrem Unternehmen zu behalten. Als Prototyp dient ein neu entwickeltes Simulationstool zur Netzwerkmodellierung und –analyse. Für die Idee wurde ISnet mit dem IKT-Sonderpreis belohnt. „Auf der Technologiekonferenz werden wir Ihnen alle Möglichkeiten bieten, die Produktidee potenziellen Kunden vorzustellen“, sagte Laudator Carsten Becker von SAP University Alliances.
Mit einer Geschäftsidee aus der Psychologie sicherte sich Benny B. Briesemeister den mit 1.000 Euro dotierten dritten Platz. Der Doktorand will Kaufentscheidungen mithilfe eines mobilen neurowissenschaftlichen Marktforschungslabors untersuchen, um damit Erfolgsfaktoren für das Marketing realitätsgetreu ermitteln zu können. Sein Vorhaben wird unterstützt von Professor Arthur Jacobs, Direktor des Dahlem Institute for Neuroimaging of Emotion der Freien Universität.
FluxForce simuliert ein Rudergefühl wie auf dem Wasser
Platz Zwei und 2.000 Euro erhielten Benjamin Bach, Flavio Holstein, Hagen Rothe und Fabian Stenschke für „FluxForce“. Der Rudersimulator stellt Bedingungen und Bewegungsabläufe beim Training an Land so realistisch nach, sodass sich ein Rudergefühl wie auf dem Wasser einstellt. Das Gerät hat Verbindung zum Internet und kann mit anderen Ruderergometern so interagieren, dass Sportlerinnen und Sportler auch über Distanzen hinweg wie in einem Boot zusammenrudern können. Unterstützt wird das Team von Jochen Schiller, Professor am Fachbereich Mathematik und Informatik der Freien Universität.
Platz Eins und 3.000 Euro Preisgeld eroberte ein Thema, das nicht nur die Gründerinnen und Gründer emotionalisiert: Mit der Plattform „AniMatch“ soll die Zahl der für Forschungszwecke getöteten Tiere reduziert werden, indem Wissenschaftler den Austausch von Organen und von Gewebe von Versuchstieren koordinieren. Annemarie Lang, Jan Saam, Resa Ebadi und Jörg Luy, ehemaliger Professor am Institut für Tierschutz und Tierverhalten der Freien Universität, wollen erstmals in Deutschland das Internet dafür nutzen.
„Wir waren begeistert, wie innovativ und fundiert die eingereichten Ideen waren“, sagte Jurymitglied Bernd Welz, Executive Vice President und Head of Solution and Knowledge Packaging der SAP AG. „Ich bin zuversichtlich, dass sich die Gewinner mit Unterstützung ihrer Hochschule auch als Gründerinnen und Gründer am Markt behaupten können und werde ihren Weg aufmerksam verfolgen.“
Weitere Wettbewerbslinie: Geschäftskonzepte für die Gesundheitswirtschaft
In einer weiteren Wettbewerbslinie wurden neben Ideen zur Informations- und Kommunikationstechnik auch forschungsbasierte Geschäftskonzepte für die Gesundheitswirtschaft gesucht. Die Gewinner dieser Runde wurden Anfang Mai im Rahmen des „Charité Entrepreneurship Summit“ gekürt. Hier belegte ein Team der Freien Universität den zweiten Platz: Chemie-Student Julian Sindram, und Silke Lemper, Doktorandin am Institut für Chemie und Biochemie, entwickeln ein sogenanntes Anti-Fouling-Spray, mit dem Glasbehälter für Proteine und Antikörper behandelt werden, um stoffliche Veränderungen bei der Lagerung zu reduzieren.
Platz Eins ging an ein gemischtes Team der Charité und des Deutschen Herzzentrums Berlin, das Erregerdiagnostik für Biofilminfektionen anbieten möchte. Den dritten Platz gewann das Charité-Team „SmartSense“, das Innovationen aus Biotechnologie und Photonik kombiniert, um Blutzuckerwerte von Diabetikern genauer messen und Veränderungen schneller ausgleichen zu können.
Als Teil des Projekts „Entrepreneurial Network University“ soll der Ideenwettbewerb „Research to Market Challenge“ an der Freien Universität und der Charité nun regelmäßig stattfinden. Die Ausschreibung der nächsten Runde ist für Ende 2014 geplant.
Weitere Informationen
Marion Kuka, profund – die Gründungsförderung der Freien Universität Berlin, Telefon: 030 / 838-73656, E-Mail: marion.kuka@fu-berlin.de