Deutsch-Indische Nachhaltigkeitsforschung
Austausch zu Klimawandel und Nachhaltigkeit beim India Science Day an der Freien Universität
28.06.2012
Es war ein Tag im Zeichen des deutsch-indischen Wissenschaftsaustauschs im Botanischen Garten und Botanischen Museum der Freien Universität Berlin: Beim India Science Day am 11. Juni 2012 stellten Wissenschaftler aus Indien und Berlin-Brandenburg im Rahmen der von der indischen Botschaft initiierten „Days of India“ ihre Forschungsprojekte zu den Themen Klimawandel und Nachhaltigkeit vor. Rund 200 Teilnehmer hatten bei der Veranstaltung die Gelegenheit, miteinander ins Gespräch zu kommen.
In diesem Jahr feiern Indien und Deutschland das 60-jährige Bestehen der diplomatischen Beziehungen zwischen den beiden Ländern. Grund genug für die Freie Universität, eine Veranstaltung zu organisieren, die die indisch-deutschen Wissenschaftsbeziehungen in den Mittelpunkt rückt. Nach den Grußworten der indischen Botschafterin Sujatha Singh und des Präsidenten der Freien Universität, Professor Peter-André Alt, stellten indische und deutsche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ihre Projekte und Kooperationen zum Thema „Issues of Sustainability in Urban and Rural Spaces in India“ vor.
Vielfältige Forschungskooperationen zwischen Berlin und Indien
Ihre siebenjährige Zusammenarbeit zum Thema Wassermanagement präsentierten Professor Michael Schneider vom Fachbereich Geowissenschaften der Freien Universität und Professor Elango Lakshmanan von der indischen Anna University Chennai (zur Präsentation). Wie Pflanzenforschung zu nachhaltiger Landwirtschaft und zur Bekämpfung von Unterernährung beitragen kann, erläuterte der Biologe Eswarayya Ramireddy vom Dahlem Centre of Plant Sciences (zur Präsentation). Eine kulturgeschichtliche Sichtweise auf das Thema Nachhaltigkeit stellte der indische Doktorand Gautam Chakrabarti vor. Er arbeitet als Gastwissenschaftler im Rahmen des Projekts „Early Modern European Drama and the Cultural Net (DramaNet)“ am Peter-Szondi-Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft.
Kirsten Jörgensen, Studienleiterin am Forschungszentrum für Umweltpolitik der Freien Universität, präsentierte das von der Einrichtung mit ins Leben gerufene Netzwerk „German-Indian Sustainability and Climate Change Dialogue“, das Entscheidungsträger, Wissenschaftler und künftige Mitarbeiter im Umweltbereich aus Deutschland und Indien zusammenführt. Untersuchungen zur Energieeffizienz in der Landwirtschaft Indiens, die im Rahmen des „Sustainable Hyderabad Project“ an der Humboldt-Universität zu Berlin entstanden sind, präsentierte der Doktorand Christian Kimmich (zur Präsentation).
Klimagerechtigkeit: Kohlenstoffdioxid-Ausstoß im Vergleich
Für besonders viel Diskussionsstoff sorgte Professor Harald Kächele vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung: Sein Thema war der Kohlendioxid-Ausstoß im Vergleich zwischen Deutschland und Indien (zur Präsentation). Mit der These „We are eating your cake“ machte er auf die Unterschiede zwischen den beiden Ländern aufmerksam: Der Kohlendioxid-Ausstoß in Indien liege mit etwa 1,7 Tonnen pro Jahr und pro Kopf unter dem „erlaubten“ Wert von 2,7. Im Gegensatz dazu belaufe sich der Wert in Deutschland auf neun Tonnen pro Jahr und Kopf. Somit gleiche Indien einen Teil des in Deutschland zu viel ausgestoßenen Kohlendioxids aus. In Hinblick auf die Klimagerechtigkeit gehe es also nicht nur um die Reduktion des Kohlendioxid-Ausstoßes, sagte Kächele, sondern beispielsweise auch um mögliche Ausgleichszahlungen an Länder wie Indien.
Begleitet wurden das Symposium und die Vorträge im Botanischen Museum von Posterpräsentationen der verschiedenen Projekte. Dort stellten auch Teilnehmer des WISE-Programms des Deutschen Akademischen Austausch-Dienstes ihre Promotionsvorhaben zum Thema Nachhaltigkeit vor. Das Programm ermöglicht indischen Studierenden dreimonatige Praktika an deutschen Hochschulen und Forschungsinstituten.
Beim abschließenden Empfang konnten die rund 200 Teilnehmer den Tag im Botanischen Garten ausklingen lassen und über das Gehörte und Gesehene nochmals rege diskutieren. Aus dem einen oder anderen neu geknüpften Kontakt könnten in Zukunft möglicherweise neue indisch-deutsche Forschungsvorhaben hervorgehen.